Regensburg, 11. Oktober 2024
„Bischof Voderholzer gilt meine persönliche Anerkennung und Wertschätzung für das authentische Zeugnis seines Wissens und Gewissens, das er als Theologe, Seelsorger und Hirte der Kirche bis heute an den Tag gelegt hat und dies bestimmt auch in Zukunft tun wird“, so würdigte Professor Johannes Brantl, einer der beiden Herausgeber der Festschrift, in seiner Laudatio den Regensburger Oberhirten. Die 730 Seiten umfassende Festschrift „Christus ist unter Euch, Zur Aktualität des II. Vatikanischen Konzils“ wurde an diesem Abend im Rahmen eines Festaktes und aus Anlass des 65. Geburtstages an Bischof Rudolf Voderholzer übergeben.
Dank und Gotteslob an erster Stelle
Begonnen wurde der Festakt mit einer Heiligen Messe in der Schottenkirche St. Jakob. Musikalisch gestaltet wurde sie von den Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß und an der Orgel begleitet von Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber. Der Generalvikar Dr. Roland Batz hatte die 50 Autorinnen und Autoren der Festschrift, darunter unter anderem ehemalige Kollegen und akademische Weggefährten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA, sowie aktuelle bischöfliche Mitbrüder gemeinsam mit weiteren Weggefährten und Mitarbeitern des Bischofs eingeladen. Zentrales Thema des Abends war das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965). Dies lag an der Themenwahl der Festschrift, die damit einen wissenschaftlichen Schwerpunkt von Rudolf Voderholzer aufgreift. Dies lag aber ebenso an dem Datum, welches für die Festschrift-Überreichung gewählt wurde.
Lebensgeschichte und Kirchengeschichte miteinander verwoben
Der 11. Oktober, so Bischof Rudolf in seiner Predigt, ist ein wichtiger Tag in der Geschichte der Kirche. Am 11. Oktober 1931 hatte Papst Pius XI. das Fest der Gottesmutterschaft Mariens auf diesen Tag gelegt, das an die 1500ste Wiederkehr des Konzils von Ephesos erinnerte. Bei diesem hatten die Konzilsväter die kirchliche Lehre von Maria als Gottesgebärerin (Theotokos) offiziell anerkannt. An diesem marianischen Festtag im Jahr 1962 eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil. Als „eine der Paradoxien der Wirkungsgeschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils“ bezeichnete Bischof Rudolf die Tatsache, dass dieses Fest vom 11. Oktober auf den 1. Januar verlegt wurde, um den Zusammenhang mit dem Fest der Geburt Jesu zu unterstreichen. Seit dessen Seligsprechung im Jahr 2000 gedenkt die Kirche an diesem Tag dem mittlerweile heiliggesprochenen Papst Johannes XXIII. und unterstreicht damit die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für dessen Verehrung.
„Was war das Besondere am Zweiten Vatikanischen Konzil?“
Auf diese Frage, so der Jubilar, kursierten viele Antworten. Für die einen sei es die Neubewertung der Berufung der Laien, für die anderen die Lehre vom Bischofsamt, für wieder andere die Synodalität oder das Verhältnis zum Judentum und den anderen Religionen. Durch die ausführliche Beschäftigung mit den Texten des Konzils sei ein Kapitel aus „Lumen gentium“, der Dogmatischen Konstitution über die Kirche, für Bischof Rudolf zum Besonderen des Konzils geworden, die Berufung eines jeden Getauften, gleich welchen Standes in Kirche oder Gesellschaft, zur Heiligkeit. Die Tatsache, dass die Päpste Johannes XXIII. (Initiator des Konzils), Paul VI. (Vollender) und Johannes Paul II. (Rezeptor und Umsetzer) selig- und heiliggesprochen wurden, werfe noch einmal ein besonderes Licht auf das Konzil. Sei dafür doch sowohl die Prüfung durch die Kirche als auch die Verehrung durch das Volk notwendig.
„Ein Fels in der Brandung“
…so bezeichnete Generalvikar Msgr. Dr. Roland Batz in seinen Worten der Begrüßung in der Aula des Priesterseminars Bischof Rudolf, der klar in der Lehre und auf dem Boden des Zweiten Vatikanischen Konzils stehe. Groß war die Schar der Gäste, die an diesem Freitagabend nach Regensburg kamen. Unter anderem konnte er den Verleger der Festschrift, Friedrich Pustet, gemeinsam mit seiner Mutter Elisabeth Pustet sowie den aus Rom angereisten Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst begrüßen. Sein besonderer Dank galt dem Trierer Moraltheologen Professor Dr. Johannes Brantl und dem Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB, die sich als Herausgeber der Festschrift „Christus ist unter euch – Zur Aktualität des II. Vatikanischen Konzils“ (Verlag Pustet Regensburg) verantwortlich zeigten.
Ein Professor, zwei Bischöfe und ein Papst
Die Laudatio hielt der ehemalige Kollege an der Theologischen Fakultät Trier Professor Dr. Johannes Brantl. In dieser lenkte er den Blick auf die Bezüge zwischen den einzelnen Teilen der Festschrift und dem wissenschaftlichen Werk des Jubilars, was er exemplarisch an den Themen „Die Offenbarung Gottes“, „Die Kirche: Selbstverständnis und Erneuerung“ und „Das Menschsein, die Freiheit und der Friede – im Licht des Konzils“ verdeutlichte. Von der 16. Ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode in Rom per Video live zugeschaltet, wurde der zweite Herausgeber, Bischof Dr. Stefan Oster SDB, der in seinem bischöflichen Mitbruder Voderholzer auch den akademischen Vater seiner Habilitation sieht. Er hatte nachmittags noch zwei Video-Geburtstagsgrüße aufgezeichnet, mit denen er nun Bischof Rudolf und seine Gäste überraschte: vom Generalrelator der Synode, Jean-Claude Kardinal Hollerich SJ (Luxemburg) und von Papst Franziskus höchstpersönlich.
„Nicht nur Gabe, sondern auch Hausaufgabe“
So bezeichnete Bischof Rudolf die ihm überreichte Festschrift, die für ihn zu einer Art „bischöflicher Weiterbildung“ werde. „Die höchste Form der akademischen Ehrung zu bekommen, macht mich sprachlos“. Das war er dann – Gott sei Dank – nicht und sprach den vielen, die gekommen waren, seinen persönlichen Dank aus. Unter den Autoren sind auch vier Personen, die bei ihm promoviert haben, sozusagen seine akademischen Kinder. Auch erinnerte er an seine Vorlesung im Wintersemester 2012/13 an der katholisch-theologischen Fakultät Trier im Jubiläumsjahr „Grundthemen des Zweiten Vatikanischen Konzils“.
Manch einer sage, die Rezeption des Konzils sei noch nicht abgeschlossen, andere sogar, sie habe noch nicht begonnen. Sicher für Bischof Rudolf ist, dass er für die Begegnungen mit den Werken von Joseph Kardinal Ratzinger / Papst Benedikt XVI. (1927-2022) und Henri Kardinal de Lubac SJ (1896–1991) sehr dankbar sei. Der Philosophie-Professor Pater Gerd Haeffner SJ (1941–2016) hatte ihm den Weg zur Theologie von Lubac eröffnet. Er war es auch, der den Kontakt zwischen Stefan Oster und ihm geknüpft habe. Das letzte Musikstück, welches das Bläserquartett der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) unter der Leitung von Thomas Pöschl zur musikalischen Umrahmung beitrug, kündigte der Jubilar dann selbst an: „Hallelujah drive“. In diesem Sinne: Ad multos annos! Auf viele Jahre!
Text: Carl B. Prämaßing, Fotos: Jakob Schötz
(jas und SG/ChB)