Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Pontifikalamt zu Ehren des Seligen Berthold im Dom
„Leidenschaftlicher Verkünder des Glaubens“
Regensburg, 14. Dezember 2024
Zahlreiche Gläubige waren in den mit Kerzenlicht erhellten Regensburger Dom gekommen, um eines großen Volkspredigers zu gedenken, der vor mehr als 750 Jahren in Regensburg lebte – des Seligen Berthold. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zelebrierte am 14. Dezember ein Pontifikalamt. Konzelebranten waren sechs Mitglieder des Domkapitels, allen voran Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen und Domdekan Generalvikar Msgr. Dr. Roland Batz. Mit Diakon Berthold Schwarzer war auch ein Namensträger des großen Regensburger Seligen im Dienst am Altar.
„Die Fürsprache des seligen Berthold möge uns auf dem Weg auf das Weihnachtsfest hinbegleiten, viel Licht und Trost erbitten und der Welt den Frieden, den sie so dringend ersehnt“, so eröffnete Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Pontifikalamt zu Ehren des seligen Berthold. Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte vor vielen Jahren die Tradition der Gedenkmesse zu Ehren des Seilgen in der ehemaligen Minoritenkirche begründet, heuer wurde sie erstmals im Dom gefeiert. Bischof Rudolf bezeichnete diese Ortsverlegung als „eine Art Heimkehr zum Seligen Berthold“, weil dessen Reliquien in der Bischofskrypta des Domes ruhen.
Brückenschlag nach Wien und Bethlehem
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und seine Konzelebranten.
Im Kerzenlicht des Regensburger Doms schlug Bischof Rudolf in seiner Predigt eine Brücke nach Wien, wo etwa zeitgleich das Friedenslicht von Bethlehem an die verschiedenen europäischen Delegationen verteilt worden war, weswegen es tags darauf im Regensburger Dom von den Pfadfinderinnen und Pfadfindern in Empfang genommen und in die einzelnen Pfarreien des Bistums verteilt werden konnte. Auf Grund der angespannten Lage konnte heuer nicht, wie seit 1986, ein österreichisches Kind das Friedenslicht in der Geburtsgrotte in Bethlehem entzünden. Pfadfinder aus dem Wallfahrtsort Christkindl im oberösterreichischen Steyr aber hatten über ein ganzes Jahr das Friedenslicht von 2023 gehütet und „aufbewahrt“, so dass auch heuer das Friedenslicht letztlich aus Betlehem stammt. „Ich finde es großartig“, so Bischof Rudolf freudig, „dass die jungen Leute so gewissenhaft und treu über die Flamme gewacht haben“.
Großer Rahmen für den Seligen Berthold: Kirchenmusik anläßlich des Pontifikalamtes von Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer.
Der gewissenhafte Dienst der oberösterreichischen Pfadfinder habe deutlich gemacht, dass wir Menschen vieles nicht selbst machen können, sondern als Geschenk von Gott erhalten. Bischof Rudolf zitierte in diesem Zusammenhang die Geschichte „Die Lichtflamme“ von Selma Lagerlöf (1858 – 1940). In einer ihrer Christus-Legenden berichtet sie von einem brutalen Ritter zu Zeiten der Kreuzzüge, der die Aufgabe annimmt, eine Flamme unversehrt vom Heiligen Land in seine Heimatstadt Florenz zu bringen. Er stellt sich der Flamme ganz in den Dienst, das aber verändert zuvörderst ihn. Letztendlich wird der in dieser gleichnishaften Geschichte raue Ritter zu einem anderen, besseren Menschen.
Joseph Kardinal Ratzinger hatte diese Geschichte von Selma Lagerlöf einmal in einer Predigt vor Priestern aufgegriffen und sie als Sinnbild priesterlicher Berufung dargestellt, „sich im Dienst an einem anvertrauten Licht selbst zu vergessen und zugleich zum wahren Menschsein zu reifen“. Dieses Bild sei aber, so legte Bischof Rudolf die Worte des späteren Papstes Benedikt XVI. aus, ein Ansporn für alle Gläubigen, das uns an Weihnachten anvertraute Licht des Glaubens, das Wärme und Frieden bringen will, zu bewahren und weiterzugeben. Darin bestehe die tiefste Berufung des Christentums. Bischof Rudolf: „Dass uns immer mehr dieses Licht aufgehe, dazu möge der Selige Berthold uns ein Fürsprecher sein.“
Der Prediger Berthold von Regensburg
Wohl um 1210 in Regensburg geboren, trat Berthold 1226 in das Franziskanerkloster der sogenannten „Minderen Brüder“ in Regensburg ein und machte sich schon bald als wortgewaltiger und weitgereister Prediger einen Namen. Hunderte, tausende Zuhörer nennen die Chronisten bei seinen Predigten, die oft im Freien stattfanden. Die Volkspredigt war zu Zeiten, in denen nur wenige Menschen des Lesens und Schreibens mächtig waren, sozusagen ein Massenmedium. In ganz Europa sprach Berthold zu den Menschen, bei den rund 400 lateinischen und rund 70 mittelhochdeutschen Predigten, die von ihm überliefert sind, handelt es sich jedoch um Mitschriften von Zeitzeugen und nicht um authentische Predigten.
Berthold verstarb am 13. oder 14. Dezember 1272 in Regensburg und wurde in der Minoritenkirche im südlichen Seitenschiff beigesetzt. Seine Grabplatte wurde im Zuge der Säkularisation mit der Auflösung des Klosters als Pflasterstein in einem Privathaus verbaut, 1862 dann wiederentdeckt und im Domkreuzgang platziert. Heute befindet sich der Grabstein mit einer figürlichen Ritzzeichnung und lateinischen Umschrift wieder in der Minoritenkirche, die seit 1931 im städtischen Besitz ist und später ein Teil des Stadtmuseums wurde. Der Grabstein des Seligen ist jetzt zentral im Chorraum platziert. Seine Reliquien aber befinden sich im Dom in einem hölzernen Schrein in der Grablege der Bischöfe, die unter Bischof Manfred Müller errichtet wurde.
Text und Fotos: Carl Prämaßing
(SG und sig)