Bischof Dr. Rudolf Voderholzer besucht Pfarrei Mitterteich und eröffnet Krippenausstellung
Die Legende von der „Krippenmaus“
Mitterteich, 28. November 2024
Bevor Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in Mitterteich die neue Krippenausstellung eröffnete feierte er in der Pfarrkirche die Heilige Messe. 18 Ministrantinnen und Ministranten standen ihm im liturgischen Dienst dabei zur Seite. Mit am Altar feierten Pfarrer Oliver Pollinger und Pfarrvikar Luke Eze.
„Gegen Ende des Kirchenjahres sind die Schrifttexte der sogenannten apokalyptischen Literatur entnommen“, begann Bischof Dr. Voderholzer seine Predigt. „Sie sprechen von der Endzeit, vom Tag der Vergeltung. Es könnte einem fast ängstigen, wenn man diese Bilderwelt so ausgebreitet bekommt. Aber die Worte wollen uns trösten. Gott wird am Schluss das letzte Wort haben und er uns alle ins Heil führen.“ Wie Bischof Rudolf betonte, sind wir daher aufgerufen, wachsam zu sein, um Christus begegnen zu können. „Der Advent ist eine Zeit der Besinnung, der Konzentration auf das Wesentliche, eine religiöse Intensivzeit. Er dient dem Nachdenken über den Sinn des Lebens und unsere Beziehung zu Gott.“
Der Bischof nutzte die Gelegenheit, sich bei allen zu bedanken, die durch die Verkündigung, durch die Feier der Sakramente, durch Religionsunterricht und Katechese mithelfen, dass wir wachsame, aufmerksame und gläubige Christen sind. Sein Dank galt Pfarrer Oliver Pollinger, Pfarrvikar Luke Eze und Pastoralreferent Martin Winter, aber auch allen, die in der Pfarreiengemeinschaft Mitterteich, also in St. Jakob sowie in der Expositur St. Josef in Steinmühle und in der katholischen Pfarrei St. Leonhard in Leonberg ehrenamtlich mithelfen. Er dankte den Ministrantinnen und Ministranten, den Chormitgliedern, den Frauen und Männern, die sich nach der aktuellen Wahl in die Kirchenverwaltung einbringen und Verantwortung übernehmen. „Ohne ehrenamtliches Engagement könnte der Pfarrer einpacken!“
Eröffnung der Großen Krippenausstellung in Mitterteich
Die Krippe hilft uns, das Zentrum von Weihnachten gegenwärtig zu halten. Diese Vergegenwärtigung erinnert uns daran, dass wir an Weihnachten die Menschwerdung Gottes in unserem Fleisch feiern: Mit seiner Geburt lädt Christus uns dazu ein, uns vertrauensvoll ihm zuzuwenden. Mit diesen Worten leitete Diözesanbischof Dr. Voderholzer zur Eröffnung der Großen Krippenausstellung im Mitterteicher Museum über.
Seit fast 200 Jahren Jahren werden in Mitterteich Krippen gebaut. Vor gut 35 Jahren organisierten sich die Mitterteicher Krippenschnitzer erstmals als Verein, um die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Dank der Idee des Initiators Fritz Burger und der anfänglichen Anleitung von Jakob Süß trifft man sich seither wöchentlich und schafft kleine Kunstwerke. Von Beginn an wollten die Schnitzer ihre Krippen auch ausstellen, also das sogenannte „Krippenschaun“ ins Leben rufen. Der damalige Bürgermeister unterstützte das und auch der heutige Amtsinhaber Stefan Grillmeier weiß die Mitterteicher Schnitzer zu schätzen. Dies äußert sich unter anderem darin, dass die Stadt eine Krippe von den Schnitzern angekauft hat. In seiner Begrüßung sagte Grillmeier, dass die Krippe die Geschichte von Hoffnung, Liebe und Frieden verkörpere. „Jede Krippe in unserer Ausstellung ist einzigartig und damit Ausdruck von Handwerk und Kultur. Viele Mitbürger stellen ihre Krippen hier aus, das ist ein Gemeinschaftswerk.“
Bischof Rudolf erinnerte in seiner Rede daran, dass Papst Franziskus – erstmalig in der Kirchengeschichte – vor fünf Jahren im Apostolischen Schreiben „Admirabile signum“ (wunderbares Zeichen) die Bedeutung und den Wert der Weihnachtskrippe niedergelegt habe; „nur wenige Tage, nachdem ich das letzte Mal hier war.“ Diese Botschaft hat Bischof Rudolf zusammen mit einer eigenen Festrede zur Krippe im Büchlein „Vom Staunen und Bewundern“ veröffentlicht. Für jeden, der eine Krippe in der Ausstellung zeigt, hatte der Regensburger das Buch als Geschenk dabei.
„Eine Krippe soll dort stehen, wo das Leben ist, also eigentlich nicht im Museum. Aber da der Trend zur Zweitkrippe geht, spricht nichts dagegen, eine Krippe zuhause und eine Krippe im Museum aufzustellen“, fuhr Bischof Rudolf schmunzelnd fort. In der Mitterteicher Kirche wird seit langem eine Krippe von Otto Zehentbauer, einem bedeutenden Münchner Krippenbauer, aus dem Jahr 1935 aufgestellt. Um das historische Kunstwerk künftig zu schützen, wurde die Krippe von den Mitterteicher Schnitzern originalgetreu nachgebaut und erstmals in der Ausstellung gezeigt. Sie ist bis auf wenige Figuren fertig. Bischof Rudolf meinte nach der Besichtigung: „Gratulation, die ist gelungen!“
Peter F. Dotzauer, der Vorsitzende der Mitterteicher Schnitzer, freute sich stellvertretend für alle Vereinsmitglieder: „Schön, dass wir wieder ausstellen können. Wir Schnitzer haben uns dafür wieder mächtig ins Zeug gelegt.“ Er erzählte vom eigenen Markenzeichen, der Krippenmaus: „Bei der Ausstellung von 1999 war der Stall in der Kastenkrippe von Hans Stingl mit Kornähren gedeckt. Zur Dekoration waren einige Strohballen aufgestellt. Da das geschnitzte Abendmahl von Christoph Daubner für einige Besucher überaus interessant erschien, entschlossen wir uns für den Rest der Ausstellung Nachtwachen einzuführen, um unsere Kostbarkeiten zu schützen. Bei einer dieser Nachtwachen fiel in der Kastenkrippe etwas um. So legten wir uns auf die Lauer und sahen eine kleine Spitzmaus, die die Kornähren abknabberte und sich sichtlich wohl fühlte. Nach dem Ende der Ausstellung brachten wir die Strohballen wieder zum Heserbauern zurück und die kleine Maus kam wieder aus dem Ballen heraus und suchte das Weite. So entstand bei uns in Mitterteich die Legende von der „Krippenmaus“, die jetzt in jeder Krippe bei uns zu sehen ist.“
„Natürlich kenne ich die Tradition der Krippenschnitzerei schon lange. Aber wie es hier in Mitterteich vereinsmäßig geschieht, das ist schon etwas Besonderes,“ betonte Pfarrer Oliver Pollinger, der aus der Nähe von Nabburg stammt und bis vor einem Jahr Pfarrer in der oberfränkischen Pfarreiengemeinschaft Marktleuthen/Röslau-Kirchenlamitz-Weißenstadt war. Auch Pastoralreferent Martin Winter schätzt die Weihnachtskrippe: „Die Darstellung in der Krippe ändert die Perspektive in unserer Beziehung zu Gott: Gott kommt als Mensch zu uns!“ Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung durch die Geschwister Maria und Johannes Burger. Sie spielten mehrere Stücke auf dem Hackbrett und der Geige. Ihr Vater Fritz Burger hatte die Mitterteicher Schnitzer wieder ins Leben gerufen. Er selbst starb jedoch zwei Tage vor Beginn der ersten Ausstellung. „Wir sind der Tradition aber weiter verbunden. So ist die Figur des „Goasreiters“ von Jakob Süß aus dem 19. Jahrhundert (siehe Foto) in unserem Besitz.“ So manche Krippe hat eine erstaunliche Geschichte hinter sich. Zum Beispiel die Friedrich-Stingl-Krippe hat in der kleinen Wohnung so viel Platz eingenommen, dass die Matratze der Großmutter nur noch unter der Krippe Platz gefunden hatte. Bischof Rudolf erlebte jedenfalls einen wunderbaren Krippenabend: „Die Mitterteicher Krippen gehören zur ersten Liga, sie haben einen unvergleichlichen Stil!“
Infos zur Großen Krippenausstellung
Die Ausstellung wird im Museum Mitterteich, Tirschenreuther Str. 10, 95666 Mitterteich, präsentiert. Die Kontaktdaten sind: info@museum.mitterteich.de, www.museum.mitterteich.de. Telefonische Information über die Tourist Info Mitterteich, Telefon 09633 / 89123. Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2025 Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Heiligabend und Silvester ist geschlossen. Besonderes Angebot: Am Samstag, 28. Dezember, von 19 bis 22 Uhr sind alle herzlich zum Krippenschauen in der Krippennacht eingeladen. Bei Glühwein kann man die weihnachtliche Stimmung genießen. Der Eintritt ist frei!
Text und Fotos: Peter Pirner
(jas und SG)