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Person der Woche: Bezirkstagspräsident Franz Löffler im Interview: Die Kirchen sind unverzichtbar

Die Kirchen sind unverzichtbar

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Regensburg, 18. Oktober 2023

Die Pressestelle hat den Bezirkstagspräsidenten der Oberpfalz, Franz Löffler, zum Interview "Person der Woche" getroffen. Wie der Politiker betonte, ist der gesellschaftliche Wertekanon im christlichen Menschenbild fest verankert.  Die Kirche leisten für unsere Gesellschaft insgesamt, auch für diejenigen, die eigentlich gar nichts mehr mit der Kirche zu tun haben wollen, Großes, so der CSU-Politiker.

Wie wichtig ist das Überleben der Kirchen für die Demokratie?

Das Wichtigste vorneweg. Ich bin überzeugt, die christlichen Kirchen werden überleben, auch in Deutschland und in Bayern. Für unsere Demokratie ist das natürlich wichtig, weil unser gesellschaftlicher Wertekanon eben nicht in irgendwelchen Parteitagsbeschlüssen oder klugen Diskussionen beruht, sondern im christlichen Menschenbild fest verankert ist.

Warum werden Kirche und Staat derzeit geringer geschätzt?

Ich denke, alle großen Institutionen, die für die Menschen da sein sollen, haben es derzeit nicht ganz leicht, sie haben einen schweren Stand. Wir modernen Menschen wollen uns eben nicht mehr so sehr hineinreden lassen in das eigene Leben, wollen alleine entscheiden, was wahr und richtig ist. Wir wollen die Regeln eher selbst setzen, nach denen wir dann leben. Da werden Institutionen schnell als gewisse Einschränkung des eigenen Egos wahrgenommen, und das umso stärker, je weniger Staat und Kirche sich auch verständlich erklären können.

Haben wir heute einen falschen Begriff von Freiheit, der an die Stelle des Gemeinwohls das individuelle Glück stellt? Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse kritisierte in einem Interview, dass Autonomie als bloße Selbstverwirklichung missverstanden werde, die nichts mehr von den Voraussetzungen gelingender Freiheit wisse.

Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, in unserer Gesellschaft haben wir keinen falschen Begriff von Freiheit. Man darf eher Gemeinwohl nicht gegen die individuelle Freiheit ausspielen. Das wäre grundfalsch. Unser Freiheitsbegriff ist nur manchmal viel zu eng gefasst. Wenn wir nämlich nur unsere ganz persönliche eigene Freiheit damit meinen. Als soziale Wesen, die wir sind, als Gemeinschaft, müssen wir es immer allen unseren Mitmenschen auch ermöglichen, genauso frei zu sein, wie wir das selbst auch ganz gerne haben. Und wenn wir diesen Aspekt berücksichtigen, dann ist der moderne individuelle Freiheitsbegriff eigentlich etwas Großartiges.

Weshalb haben Menschen heute Probleme mit den Institutionen?

Ich glaube, das Thema Institution bereits im Kontext mit Staat und Kirche kurz angesprochen zu haben. Aber einen Teilaspekt will ich noch ergänzen. Früher, da mussten die Menschen persönlich zusammenkommen, um sich austauschen zu können. Heute geht das sehr häufig leichter über das Smartphone. Obwohl wir auch damit schnell und unkompliziert mit ganz vielen Menschen kommunizieren können, mündet es ja doch in eine gewisse Vereinzelung. Das geht schon bei den kleinen Kindern los, die nicht mehr im Sportverein, der Jugendgruppe oder bei der Feuerwehr auch diese Gemeinschaft in einer Institution erleben, und so bleibt es dann gar nicht so selten eine Erfahrung, die im extremsten Fall ein Leben lang anhält.

Was heißt es für Sie, wenn wir unsere christlichen Wurzeln zugunsten säkularer Beliebigkeit aufgeben?

Na ja, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Wir Menschen sind eben keine Maschinen. Wir haben meiner Überzeugung nach eine spirituelle Dimension. Wenn Sie unter säkularer Beliebigkeit verstehen, dass wir den Sinn des Lebens nur noch in den materiellen Dingen suchen, dann wäre das tatsächlich eine sehr düstere Perspektive für die Gesellschaft insgesamt. Aber die christlichen Wurzeln in Bayern, auch in unserer Oberpfalz, die reichen tief und sie bestimmen die Sichtweise. Ich als Christ und als demokratischer Politiker verteidige das Recht jedes Menschen, zu glauben oder auch nicht zu glauben. Ich selbst habe schon ganz viele Menschen getroffen, die zwar nicht regelmäßig in die Kirche gehen, aber dennoch ganz fest im christlichen Menschenbild verwurzelt sind.

Was bedeuten die Kirchenaustritte für den Staat, den Landkreis, die Städte und Kommunen?

Gott sei Dank leben wir in einem Land, in dem jeder Mensch frei entscheiden darf, ob er in der Kirche oder außerhalb der Kirche stehen möchte. Ich erlebe die hohen Austrittszahlen als ganz großen Verlust. Die Kirchen sind so ein wichtiges und auch verbindendes Element in unseren Gemeinden, ich meine hier ganz besonders auch die politischen Gemeinden. Mein Appell geht wirklich an die Verantwortlichen in den Kirchen: Gehen Sie auf die Menschen zu, hören Sie auch den Menschen zu, Sie werden dringender gebraucht denn je.

Wenn die Kirchenaustritte mehr werden, so fürchten Experten, könnte sich das negativ auf die Gesamtbevölkerung auswirken, denn wenn Kitas, Schulen, Krankenhäuser und viele Angebote der Caritas nicht mehr aufrechterhalten werden können, geht das zulasten der Steuerzahler. Es wird, so die Experten dann zu Steuer- und Gebührenerhöhungen kommen.

Ja, die Frage ist, sind die Kirchen einer der wichtigsten sozialen Einrichtungsträger im Land? Ich kann das als Bezirkstagspräsident ja jeden Tag sehen und nachvollziehen. Und in dieser Rolle, in der die Kirchen ihre ganz praktische Menschenliebe jeden Tag unter Beweis stellen, sind sie im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich unverzichtbar. Wenn die notwendigen Eigenbeteiligungen der Träger künftig nicht mehr von den Kirchenmitgliedern über ihre Kirchensteuern mitfinanziert werden sollten, dann muss das natürlich die Allgemeinheit schulden. Keine Frage, hier leisten die Kirchen Großes für unsere Gesellschaft insgesamt, auch für diejenigen, die eigentlich gar nichts mehr mit der Kirche zu tun haben wollen.

Herr Bezirkstagspräsident, herzlichen Dank für das Gespräch.

Interview: Stefan Groß

(kw)



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