Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler mit Nora Gomringer
Existenzielle Fragen verbinden Künstler und Kirche
22.02.2023
Der Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler wird traditionell von der Künstlerseelsorge, den Kunstsammlungen des Bistums Regensburg und der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) organisiert und durchgeführt. Als Gast und Rednerin kam heuer die Lyrikerin Nora Gomringer in die Krankenhauskirche St. Vitus in Regensburg. Die Wortkünstlerin gab persönliche Einblicke in ihr Ringen mit Gott.
Aschermittwoch und Künstler – das passt zusammen, findet Frau Dr. Maria Baumann, Diözesankonservatorin und Leiterin der Abteilung Kunst und Denkmalpflege im Bistum Regensburg. Schließlich sei die Fastenzeit eine Zeit, in der man sich mehr als sonst mit existenziellen Fragen beschäftige. „Existenzielle Fragen sind das, was Kirche und Künstler miteinander verbindet“, betont Frau Dr. Baumann. Existenzielle Fragen bewegten auch Nora Gomringer dazu, einen Gedichtband mit dem Titel „Gottesanbieterin“ zu verfassen. Die Lyrikerin war als Gast und Rednerin zum Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler nach Regensburg gekommen. „Nora Gomringer ist eine wichtige Stimme dieser Zeit, die sich ganz offen zum christlichen Glauben bekennt“, erklärt Frau Dr. Maria Baumann. Sie setze viele Fragezeichen, fordere heraus und schöne nichts.
Musikalische Uraufführungen
Die Kunstschaffenden fanden sich zunächst zu einer Wortgottesfeier mit Ascheauflegung in der Kirche St. Vitus in Regensburg ein. Unter der Leitung von Prof. Steven Heelein hörten die Anwesenden drei musikalische Uraufführungen von Studenten der Kirchenmusik. Von Maximilian Brunner stammte eine Bearbeitung des Eröffnungsgesanges „Bekehre uns“. Antonio Eggert vertonte den Antwortpsalm 51 neu. Von Daniel Toledo Guillen hörten die Anwesenden ein neu komponiertes Stück mit dem Titel „Asche“. An der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg erhalten Studentinnen und Studenten die notwendige Unterstützung, auch selbst zu komponieren, erklärte Prof. Steven Heelein.
Verantwortungsvoller Umgang mit dem Wort
Bei der Vorbereitung auf die Predigt hatte sich Bischof Rudolf von der anwesenden Lyrikerin Nora Gomringer inspirieren lassen. Nicht jeder müsse ein Wortkünstler sein. Dennoch sei ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Wort die Aufgabe eines jeden. Bischof Rudolf Voderholzer wies darauf hin, dass der Mensch sich die wichtigsten Worte im Leben nicht selber sagen kann. Die lebensnotwendige Zusage „Gut, dass es dich gibt“ könne der Mensch nur von einem anderen personalen Gegenüber empfangen. Worte sollten in erster Linie dazu dienen, andere aufzubauen. Manchmal, so Bischof Rudolf, wäre es besser gewesen, man hätte nichts gesagt. Bei bestimmten Worten allerdings „darf nicht gefastet werden,“ erklärte er und bezog sich dabei auf Papst Franziskus. Dieser wird nicht müde, stetig an drei wichtige Worte zu erinnern: „Bitte, danke“ und ganz entscheidend das Wort „Verzeihe mir“.
„Gottesanbieterin“
Im Anschluss an die Wortgottesfeier trafen sich die Künstlerinnen und Künstler im oberen Foyer der Universitätsbibliothek Regensburg. Die Musikensembles der Universität Regensburg unter Leitung des Universitätsmusikdirektors Arn Goerke begrüßten die Kunstschaffenden mit einem Stück von Max Reger. Im Foyer konnten die Besucherinnen und Besucher Papierplastiken der Künstlerin und Masterabsolventin Michaela Schmid bestaunen. Nora Gomringer las ausgewählte Textpassagen aus ihrem Werk die „Gottesanbieterin“ vor. Nach dem Tod ihres guten Freundes Tim versuchte sie, sich Trost zu schaffen. Das „Abschiedsbuch“ sei ein Angebot jenes Gottes, den sie in sich gefunden hat. Beim abendlichen Pontifikalamt in der Niedermünsterkirche zeigte sich Bischof Voderholzer tief bewegt von der Begegnung mit Nora Gomringer. Die Lyrikerin habe ihn mit einem „bemerkenswerten Glaubenszeugnis“ in die österliche Bußzeit eingeführt.
Fotos, Video, Text: Harald Beitler & Jacinta Fink