Durch Heilung zum Glück?
„Die große Mehrheit, gerade bei Krankenwallfahrten, fährt gestärkt in der Geduld nach Hause“, erzählt Domvikar Albert. Manchen allerdings sieht man an, dass sie aufgrund der ausgebliebenen Heilung schwer enttäuscht sind. Warum manche von ihrer Krankheit geheilt werden und andere nicht? Hierauf eine befriedigende Antwort zu finden, fällt auch Domvikar Albert nicht leicht. „Es gibt unter den rund 70 offiziell bestätigten Heilungen einen Benediktiner aus Otmarsberg, in der Schweiz gelegen.“ Bruder Leo war an Multipler Sklerose erkrankt. Als es für ihn dem Ende zuging, nahm er an einer Pilgereise nach Lourdes teil und wurde geheilt. Bei einem Besuch an dessen Grab erzählten die Mitbrüder Domvikar Albert, dass Bruder Leo sein Leben lang mit der scheinbaren Bevorzugung gehadert hatte. „Er ist nie damit fertig geworden, warum gerade er geheilt worden ist“, berichteten ihm die Mitbrüder. Für Domvikar Albert ging damals ein Licht auf: „Eine Bevorzugung muss nicht unbedingt heißen, dass man deswegen zum Glück findet.“ Wer geheilt wird, muss der überglücklichste Mensch sein, so lautet die Devise. Domvikar Albert erinnert an dieser Stelle wieder an die alte Dame im Rollstuhl: „Wenn du sagen kannst, das Leben ist mir gelungen, trotz aller Widrigkeit, dann ist das für mich das größte Wunder schlechthin.“