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Advent und Weihnachten – wie’s früher war

Die staade Zeit

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Mit der Adventszeit ist für viele heutzutage auch die hektischste Zeit des Jahres angebrochen. Vorweihnachtszeit bedeutet Einkaufsstress, Hektik und Verkehrschaos. Man hetzt von einer Weihnachtsfeier zur nächsten, sucht in überfüllten Einkaufsmärkten verzweifelt nach passenden Weihnachtsgeschenken und ist dabei einer fast ununterbrochenen Berieselung mit Weihnachtsliedern ausgesetzt. Auf den Christkindlmärkten werden die köstlichsten Leckereien angeboten, und ein heißer Glühwein, Plätzchen oder die Bratwurstsemmel gehören zur Vorweihnachtzeit wie der Adventskranz und die Lichterketten.

Regensburg, 16. Dezember 2022

Strenge Fastenzeiten

Ganz anders wurde der Advent früher begangen. Denn bis 1917 war die Adventszeit eine strenge Fastenzeit. Sie begann am 11. November und endete nach der Christmette am Heiligen Abend. Gefastet wurde in früherer Zeit nicht nur im Advent. Es gab das große Osterfasten von Aschermittwoch bis Ostern, das Pfingstfasten, das Dankfasten im Herbst und schließlich das Adventfasten. Die vier großen Fastenzeiten teilten das Jahr in vier Abschnitte. Doch damit nicht genug, auch vor den Namenstagen verschiedener Heiliger musste gefastet werden. Zum Fasten verpflichtende Apostelvigilien waren die Vigilien (nächtliche Vorfeiern) vor Matthias, Peter und Paul, Jacob dem Älteren, Bartholomäus, Matthäus, Simon und Judas, Andreas und Thomas. Auch die Tage vor Allerheiligen und Mariä Himmelfahrt galten als Fastentage, ebenso wie die drei Bitttage vor Christi Himmelfahrt. Alles zusammengerechnet kam man auf über 120 Fastentage im Jahr.

Vorbereitung auf das Weihnachtsfest

Die Adventszeit als Vorbereitungszeit auf die Geburt Christi hat ihre Anfänge im 5. Jahrhundert im Gebiet um Ravenna. In Rom wurde eine Adventliturgie erstmals im 6. Jahrhundert eingeführt. Papst Gregor der Große setzte dann die Zahl der Adventssonntage auf vier fest. Von Anfang an war die Adventszeit eine Buß- und Fastenzeit als Vorbereitung auf das Christfest. Vor allem der Heilige Abend war in der Oberpfalz noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein strenger Fastentag, der „fastende Weihnachtstag“.

Engelsspeis und Kletzenbrot

Erst nach der Christmette um Mitternacht, zu der sich die ganze Familie am Heiligabend mit leerem Magen auf den Weg machte, war das große Advents- und Weihnachtsfasten vorbei. Dann kam die langersehnte Mettensuppn auf den Tisch – eine fette Brühe, in der Blut- und Leberwürste gekocht worden waren. Danach wurde die Schüssel mit der „Engelsspeis“ aufgetragen: Blut- und Leberwürste, Bratwürstl, Kesselfleisch und Kraut. Zuletzt gab’s noch Kiachl, Kletzenbrot und Nüsse.

Weihnachten in der „Stoapfalz“

Doch in den ärmeren Gegenden der Oberpfalz konnte manche Familie von solch einem Festessen nur träumen. Zu essen gab es da am Heiligabend oft nur „Reinknedla“, das waren Rohrnudeln aus Hefeteig, dazu eine süße „Hutzlbrai“. Für die Hutzelbrai wurden die süßesten Birnen aus dem Garten ausgesucht und gedörrt. Diese „Hutzel“ kochte die Mutter am Heiligen Abend zu einer süßen Soße. Und die kam dann, zusammen mit den frischen Rohrnudeln, nach der Christmette als Festessen auf den Tisch.

Ebenso bescheiden wie das Festessen waren meist auch die Gaben. Als Geschenke gab es oft nur Nüsse, Kletzen und Lebkuchen. Manchmal auch etwas Gestricktes oder ein selbstgenähtes Kleidungsstück, eine Schürze für die Schule oder andere praktische und notwendige Dinge. Glücklich konnte sich da schätzen, wer „reiche“ Verwandte in der Großstadt hatte. Da schickte vielleicht die Tante, die in München in Stellung war, für die Kinder eine hölzerne Kuh mit Rädern, ein anderes Mal lag ein Gockel oder gar eine Puppe unter dem Christbaum.

Kurze Freude

Doch mit den neuen Spielsachen musste vorsichtig umgegangen werden. Schließlich sollten auch die jüngeren Geschwister noch was davon haben. So durften die Kinder drei Wochen mit ihren Geschenken spielen, dann wurden Kuh, Gockel und Puppe vom Christkind wieder abgeholt. Da hat man sich dann das ganze Jahr darauf gefreut, wenn wieder Weihnachten kam und das Christkind die Spielsachen wieder für drei Wochen unter den Christbaum legte.

Text: Judith Kumpfmüller/jas, Foto: Jakob Schötz

 



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