News Bild Ackermann-Gemeinde wandert ins südböhmische Buchwald/Bučina

Ackermann-Gemeinde wandert ins südböhmische Buchwald/Bučina

Ein besonderer Grenzübergang

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Regensburg, 1. Oktober 2024

Seit vielen Jahren fest zum Programm gehört bei der Ackermann-Gemeinde im Bistum Regensburg Ende September die „Grenzenlose Wanderung“. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Passauer Diözesanverband statt, weshalb die Wanderrouten im jährlichen Wechsel im Bistum Passau und im Bistum Regensburg liegen. Heuer ging es auf niederbayerischer Seite nach Finsterau, da von hier die Tour ins südböhmische Buchwald/Bučinaführte.

Petrus schien der Veranstaltung nicht ganz gesonnen, doch fanden bei Nieselregen und kühlen Temperaturen immerhin 19 Mitglieder und Freunde der beiden Diözesanverbände den Weg zum Freilichtmuseum Finsterau. Hier begrüßten Florian Würsch von der Regensburger Ackermann-Gemeinde und die Passauer Diözesanvorsitzende Ilse Estermaier die Teilnehmer. In diesem Jahr nahmen einige Neulinge an der Wanderung teil und auch der Altvorsitzende der Regensburger Ackermann-Gemeinde Karl-Ludwig Ritzke und der Ehrenvorsitzende Leonhard Fuchs waren mit dabei.

Buchwald wurde im Jahr 1956 komplett abgerissen

Ein Teil der Teilnehmer beim Marsch

Angesichts der Witterung ging es mit dem Bus zum Grenzübergang Teufelshänge, wo eine Brücke über einen Quellbach die Grenze zwischen Bayern und Böhmen bildet. Von hier marschierte die Gruppe nach Buchwald/Bučina, von dem nur noch Überreste sichtbar sind: Nach der Vertreibung der ansässigen Deutschen wurde die Gegend von den tschechoslowakischen Machthabern zur militärischen Sperrzone erklärt und nicht wieder besiedelt. Die Häuser verfielen zusehends und im Jahr 1956 erfolgte der Abriss des Dorfes – mit Ausnahme des Hotels, das zu einer Kaserne umfunktioniert wurde. Ein Abschnitt des Eisernen Vorhangs wurde hier 2008 als Mahnmal rekonstruiert – unter anderem mit Zaun und Wachturm. „Die Überreste des Eisernen Vorhangs dienen heute als Mahnmal“, erläuterte Würsch. „Menschen, die versucht haben, den Zaun zu überqueren, wurden noch auf dem Staatsgebiet gefangen genommen oder erschossen“. Würsch verwies auf zeitweise 6000 Volt Strom in den Zäunen und weitere „perfideste Facetten“ im Kontext „Eiserner Vorhang“. Das Gedenken an die vielen Opfer dürfe man nicht vergessen.

Lage am „Goldenen Steig“

Zuvor sei dieses Gebiet über viele Jahrhunderte eine „Gegend des Handels und der Begegnung“ gewesen, zumal der „Goldene Steig“ hier vorbeigeführt hat. Die Dörfer (bzw. ihre Überreste) mit ihrer länglichen Ausrichtung bezeugten dies bis heute und daran sei nach der Wende angeknüpft worden. Martin Sarnezki der Regensburger Ackermann-Gemeinde erläuterte, man könne anhand der Bäume und Pflanzen den früheren Verlauf der Straßen und Siedlungen erkennen: „Über 300 Personen lebten früher in Buchwald, es war ein Ort von Relevanz am Rand des Goldenen Steigs“.

Gedenken an die Opfer des Eisernen Vorhangs an der Michaelskapelle

Die dem Erzengel Michael geweihte Kapelle in Bučina, die der ursprünglichen Kapelle nachempfunden wurde, die im Jahr 1891 errichtet und 1956 zerstört wurde, bildetet den Abschluss der Besichtigung. Die Gruppe nutzte die Gelegenheit, um vor dieser Kapelle der Opfer des Eisernen Vorhangs wie auch von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror mit einem „Vater unser“ und einem „Gegrüßt seist du, Maria“ zu gedenken.

Gemeindepartnerschaft zwischen Außergefild/Kvilda und Mauth-Finsterau

Nach dem Mittagessen im Hotel ging es mit dem Bus zurück nach Finsterau ins Freilichtmuseum, das die Teilnehmer auf eigene Faust besichtigen konnten. Neben unterschiedlichen Gebäuden sowie Werkzeugen und Utensilien zu traditionellen Handwerken gibt es dort Informationen und Bilder zur Vertreibung der Deutschen aus den Orten Außergefild, Innergefild und Philippshütte im Jahr 1946. Die Gemeindepartnerschaft zwischen Außergefild/Kvilda und Mauth-Finsterau soll dazu beitragen, „dass die Grenze bei Buchwald mehr und mehr verschwindet zugunsten einer lebendigen Gemeinschaft in Europa“, so eine der Infotafeln.

Text: Markus Bauer

(SSC)



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