News Bild 95. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.: Viele Gäste aus dem Bistum Regensburg waren zum Festakt nach München gekommen

95. Geburtstag von Papst Benedikt XVI.: Viele Gäste aus dem Bistum Regensburg waren zum Festakt nach München gekommen

Papa emerito schaute in Rom per Livestream zu

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München, 18. Juni 2022

Ein Festakt im wahrsten Sinne war die Matinee im Hubertussaal auf Schloss Nymphenburg. Sowohl hohe Würdenträger der katholischen und orthodoxen Kirche als auch viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kunst haben mit Papa emeritus seinen 95. Geburtstag nachgefeiert. Dank einer Live-Übertragung durch EWTN konnte Joseph Ratzinger im vatikanischen Kloster Mater Ecclesia die Veranstaltung mitverfolgen.

Bei sommerlichen Temperaturen wurde in München der 95. Geburtstag von Joseph Ratzinger, der am 16. April 1927 in Marktl am Inn geboren wurde, nachgeholt. Corona-bedingt war die Feier des emeritierten Papstes verschoben worden.  

Viele Gäste aus Regensburg

300 geladene Gäste waren anwesend, darunter der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, und der persönliche Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Dr. Georg Gänswein. Aber auch Politiker wie der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, der langjährige Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer und Peter Gauweiler sowie Prinz Ludwig von Bayern und der Leipziger Maler Michael Triegel zählten zur illustren Gästeschar. Der Hubertussaal war gut gefüllt.  

Auch aus Regensburg, wo Ratzinger seine letzte Professorenstelle innehatte, waren viele Gäste gekommen, darunter Weihbischof Dr. Josef Graf, Generalvikar Dr. Roland Batz und Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen. Das Regensburger „Institut Papst Benedikt XVI.“ fungierte beim festlichen Akt als Mitveranstalter und Kooperationspartner. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch das Vokalensemble „Passero“, einem Zusammenschluss einer Männergruppe ehemaliger Domspatzen. Mit dem Studentenlied „Als wir jüngst in Regensburg waren“ hatten die Künstler Papst emerito eine ganz besondere Freude bereitet. Denn Musik war und ist für einen der größten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung.

Markus Söder über Benedikt XVI.: tiefer Glaube, brillanter Geist und aufrichtige Bescheidenheit

In seinem Grußwort schrieb der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder: „Papst Benedikt hat die Menschen weltweit bewegt. Sein tiefer Glaube, sein brillanter Geist und seine aufrichtige Bescheidenheit eröffneten ihm den Zugang zu den Herzen der Gläubigen“. Der Theologe Achim Buckenmaier, neuer Vorsitzender der „Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI.-Stiftung“, betonte, „dass die Kirche in unserem Land nicht nur einen Papst, sondern auch einen der wichtigsten Theologen und Denker des 20. und 21. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Benedikt XVI. braucht diese Erinnerung nicht, aber wir glauben, unsere Kirche braucht sie“. 

Achim Buckenmaier

Achim Buckenmaier

Dr. Christian Schaller: Benedikt XVI. - eine Persönlichkeit, die unmittelbar anspricht

Dr. Christian Schaller, stellvertretender Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI., würdigte den emeritierten Papst als eine Persönlichkeit, die unmittelbar anspricht. „Und diese Person spricht von Gott, von Jesus und von den Menschen.“ Wie Schaller in seiner Begrüßungsrede hervorhob, war jeder, der ihn predigen hörte und Liturgie mit ihm feierte vom „ersten Augenblick angezogen und neugierig darauf, was es da noch alles zu entdecken gibt“. Seine Theologie habe aber nicht nur das akademische Feld bedient, „um der Wissenschaft neue Erkenntnisse zu präsentieren, sondern aufgezeigt, dass Theologie etwas mit meiner Lebens- und Glaubensentscheidung zu tun hat.“ Erzbischof Nikola Eterović unterstich, dass Ratzinger den Menschen zu den „Quellen des Heils führen wollte“ und das Ratzinger „immer ein Mitarbeiter der Wahrheit gewesen“ sei.  

Dr. Christian Schaller

Dr. Christian Schaller

Erzbischof Georg Gänswein: Benedikt XVI. hat sich die demütige Heiterkeit seines Herzens bewahrt

Sichtlich bewegt zeigte sich Kurienerzbischof Georg Gänswein in seinem Grußwort. Wie der langjährige Privatsekretär und Präfekt des Päpstlichen Hauses betonte, hätte Benedikt XVI. nie „geglaubt, dass die letzte Wegstrecke vom Monasterium Mater Ecclesiae bis zur Himmelstür des heiligen Petrus so lange ist.“ Aber Gänswein unterstrich auch, dass Papst Benedikt das oberste Hirtenamt nicht nur als Last, sondern auch als Seelenfreude wahrgenommen habe. „Und diese Seelenfreude hat er sich bewahrt – über alle Nöte und Enttäuschungen hinweg. Sie ist wie ein Licht, das ihn innerlich begleitet.“ Trotz körperlicher Gebrechen sei Benedikt bei „wachem, hellwachem Geist und Blick“. Zwar hätten die letzten Jahre mächtig an seinen Kräften gezehrt, aber über alle diese Mühen hinweg habe „er sich die demütige Heiterkeit seines Herzens bewahrt“. „Auch sein ungebrochener Humor blitzt immer wieder auf, der von seiner persönlichen Milde eingerahmt ist, die immer schon Markenzeichen seiner Persönlichkeit gewesen ist. Er hat sich gefreut wie ein Kind, als er über den heutigen Festakt informiert wurde. Und er hat mich gebeten, Ihnen allen herzliche Segensgrüße zu senden.“

Erzbischof Dr. Georg Gänswein

Erzbischof Dr. Georg Gänswein

Als „Hirte und Lehrer“ zur Freundschaft mit Jesus Christus ermuntern

Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser gab einen Einblick in das Verständnis Ratzingers zum Thema „Hirte und Lehrer“ anhand seiner zahlreichen Ausführungen dazu. Ratzinger war sich wohl bewusst, wie schwierig es ist, heute darüber zu denken und schreiben, da beides kaum „in unsere Idee des emanzipierten Christentums“ (1978) hineinpasst.  Von einem Bischof darf man erwarten, dass er sich nicht als „Besser-Wisser“ für überlegen halte, sondern „Christus hat uns gelehrt, dass der wahre Aufstieg des Menschen sich dann vollzieht, wenn er den Abstieg der Liebe wagt“ (1990; JRGS 12, 773). Als Treuhänder soll er sich keinen Fanclub aufbauen, sondern die Menschen zur Freundschaft mit Jesus Christus als dem einzig wahren Hirten ermuntern, indem er in Wort und Tat versucht, seine aus dem Glauben entspringende persönliche Beziehung zum menschgewordenen Sohn Gottes vorzuleben. Gemäß seines Primizspruchs und bischöflichen Wahlspruchs soll der Hirte als Mitarbeiter der Wahrheit Diener der Freude, nicht Herr des Glaubens (vgl. 2 Kor 1, 24, 3 Joh 8) sein. Im Dreiklang von Wahrheit, Liebe und Freude, der sich in seinen Enzykliken wiederfindet, kann der Mensch Zugang zur frohen Botschaft und damit Erlösung finden, die letztlich bedeutet: „Gott hat sein Schweigen gebrochen, Gott hat gesprochen, Gott ist da“ (2012). Die Grundlage jeglicher Verkündigung des christlichen Glaubens ist nach Ratzinger die Begegnung mit dem persönlichen Gott in Jesus Christus, der uns zuerst bis zur Selbsthingabe geliebt hat. Das Handeln Gottes ist vorrangig und ermöglicht erst den Dienst als Hirte und Lehrer: „Nur weil Gott gehandelt hat, können die Apostel mit ihm und in seiner Gegenwart handeln…“; „wir können nur mitwirken, aber der Anfang muss von Gott kommen“ (2012).
Das ganze Bemühen soll dabei mitwirken, die anvertrauten Gläubigen in ihrer Erkenntnis der lebendigen Wahrheit Gottes und in der Liebe zum Herrn zu stärken, damit sie zu einem „erwachsenen Glauben“ und einer persönlichen Vertrautheit mit Christus gelangen können.
 

Auf charmante Weise führte Gudrun Sailer von Vatican News durch eine Veranstaltung, die mit Wort und Musik allen Teilnehmern in wohlklingender Erinnerung bleiben wird. 

Prof. Dr. Marianne Schlosser

Prof. Dr. Marianne Schlosser

Edmund Stoiber: Ratzinger hat einen großen Einfluss auf das Denken des 21. Jahrhunderts 

In einem Interview am Ende der Veranstaltung erklärte der ehemalige Ministerpräsident Bayerns, Dr. Edmund Stoiber: „Ich habe in meinem Leben keinen Menschen mehr getroffen, und ich habe viele hochstehende Persönlichkeiten kennengelernt, der die Komplexität des Glaubens und die einfache Botschaft miteinander vermitteln konnte, wenn er über Glauben und Vernunft auf höchstem intellektuellem Niveau gesprochen hat.“

Karin und Edmund Stoiber

Karin und Edmund Stoiber

Hintergrund  

Die Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung wurde 2007 auf Initiative ehemaliger Schüler des früheren Professors für Dogmatik und Fundamentaltheologie gegründet. Zu ihren Zielen gehört es, sein theologisches Werk für die Öffentlichkeit zu erschließen, seine Theologie durch wissenschaftliche Arbeiten zu fördern und sein Denken mit den Fragen der Gegenwart in das Gespräch zu bringen. Am 12. November 2008 fand in der Katholischen Akademie in Bayern die Präsentation der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung statt. In einem Brief vom 30. November 2007 schrieb der damalige Papst: „Ich habe zur Kenntnis genommen, dass meine Schüler-Professoren Stephan Horn, Peter Kuhn, Theo Schäfer, Ludwig Weimer und OStR Wolfram Schmidt die Einrichtung einer Stiftung bürgerlichen Rechts mit dem Namen Josef Ratzinger Papst Benedikt-Stiftung beabsichtigen. Ich erkläre mein Einverständnis damit, daß die Stiftung sowohl meinen bürgerlichen als auch meinen päpstlichen Namen führt.“

Text: Stefan Groß, Franz Xaver Heibl
Bilder: Stefan Groß



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