Als „Hirte und Lehrer“ zur Freundschaft mit Jesus Christus ermuntern
Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser gab einen Einblick in das Verständnis Ratzingers zum Thema „Hirte und Lehrer“ anhand seiner zahlreichen Ausführungen dazu. Ratzinger war sich wohl bewusst, wie schwierig es ist, heute darüber zu denken und schreiben, da beides kaum „in unsere Idee des emanzipierten Christentums“ (1978) hineinpasst. Von einem Bischof darf man erwarten, dass er sich nicht als „Besser-Wisser“ für überlegen halte, sondern „Christus hat uns gelehrt, dass der wahre Aufstieg des Menschen sich dann vollzieht, wenn er den Abstieg der Liebe wagt“ (1990; JRGS 12, 773). Als Treuhänder soll er sich keinen Fanclub aufbauen, sondern die Menschen zur Freundschaft mit Jesus Christus als dem einzig wahren Hirten ermuntern, indem er in Wort und Tat versucht, seine aus dem Glauben entspringende persönliche Beziehung zum menschgewordenen Sohn Gottes vorzuleben. Gemäß seines Primizspruchs und bischöflichen Wahlspruchs soll der Hirte als Mitarbeiter der Wahrheit Diener der Freude, nicht Herr des Glaubens (vgl. 2 Kor 1, 24, 3 Joh 8) sein. Im Dreiklang von Wahrheit, Liebe und Freude, der sich in seinen Enzykliken wiederfindet, kann der Mensch Zugang zur frohen Botschaft und damit Erlösung finden, die letztlich bedeutet: „Gott hat sein Schweigen gebrochen, Gott hat gesprochen, Gott ist da“ (2012). Die Grundlage jeglicher Verkündigung des christlichen Glaubens ist nach Ratzinger die Begegnung mit dem persönlichen Gott in Jesus Christus, der uns zuerst bis zur Selbsthingabe geliebt hat. Das Handeln Gottes ist vorrangig und ermöglicht erst den Dienst als Hirte und Lehrer: „Nur weil Gott gehandelt hat, können die Apostel mit ihm und in seiner Gegenwart handeln…“; „wir können nur mitwirken, aber der Anfang muss von Gott kommen“ (2012).
Das ganze Bemühen soll dabei mitwirken, die anvertrauten Gläubigen in ihrer Erkenntnis der lebendigen Wahrheit Gottes und in der Liebe zum Herrn zu stärken, damit sie zu einem „erwachsenen Glauben“ und einer persönlichen Vertrautheit mit Christus gelangen können.
Auf charmante Weise führte Gudrun Sailer von Vatican News durch eine Veranstaltung, die mit Wort und Musik allen Teilnehmern in wohlklingender Erinnerung bleiben wird.