Pfarrer Andreas Weiß hält eine Trauung

25 Jahre Priester. Ein Interview mit Pfarrer Andreas Weiß

Es geht um Dienst, nicht um Macht


Gemeinsam mit 14 Mitbrüdern wurde Pfarrer Andreas Weiß aus Bruck vor 25 Jahren zum Priester geweiht. Ein Gespräch über priesterliches Leben im Wandel. Über Hoffnungen und Enttäuschungen, über Feindseligkeiten und Mutmacher. Warum man als Pfarrer zwischen den Stühlen sitzt und es dennoch gute Gründe gibt, zuversichtlich zu sein.

 

Herr Pfarrer Weiß, was hat Sie als junger Mann bewogen, katholischer Priester zu werden?

In meiner Jugend hatte ich einen vorbildlichen Heimatpfarrer, der mich geprägt hat. Als junger Mensch merkt man das nicht so. Heute kann ich sagen: Vieles, was mich als Priester ausmacht, erinnert mich an ihn. Er hat mich für das Orgelspielen begeistert. Als Organist war ich in die Liturgie eingebunden. Im Gottesdienst musikalisch mitzuwirken, hat mir Freude gemacht. Mit dem Abi kam dann die Frage, wie geht es weiter. Ich habe mich für Theologie interessiert. Schon das Wort „Theologie“ - die Logik des Wissens von Gott - hat mich angesprochen. Eine Religionslehrerin verteilte Flyer zur Info über das Theologiestudium. Ich habe mich angemeldet, ohne zu wissen, dass es bei dieser Veranstaltung um das Priesteramt ging. Der damalige Regens hat uns Mut gemacht, ein Eintritt in Seminar bedeute noch nicht gleich Weihe. Da habe ich mir gesagt: Gut, ich probiere es. Nach dem Studium habe ich ein Jahr in einer großen Pfarrei mitgearbeitet. Dort ist dann die endgültige Entscheidung gefallen, Priester zu werden. Ein Schritt, den ich nie bereut habe.

 

Als Sie vor 25 Jahren zum Priester geweiht wurden, mit welchen Zielen und Vorstellungen haben Sie Ihren Dienst angetreten.

Naja, vielleicht war mein Ziel damals ein bisschen vage. Im Grunde habe ich mir vorgenommen, ein guter Priester zu werden.

 

Was stellen Sie sich darunter vor?

Jemanden, der es versteht, Hilfestellungen im Glauben zu geben und den Glauben mit den Menschen zu feiern. Der durch ein überzeugtes christliches Leben auf Christus und seine frohmachende Botschaft hinweist. Jemanden, der gern bei den Menschen ist und gemeinsam mit ihnen den Glauben immer besser kennenlernt und vertieft. Dabei sollte er vor allem auch diejenigen, die zweifeln oder noch zu wenig wissen, mitnehmen.

 

Wenn Sie heute zurückschauen, wie fällt Ihre „Bilanz“ aus?

Ihre Frage lässt mich an eine jüdische Geschichte denken: Da wird einer Rabbiner, weil er die ganze Welt von seinem Glauben überzeugen möchte. Mit der Zeit merkt er: Das wird nichts. Dann wünscht er sich, zumindest sein Volk solle für den Glauben brennen wie er. Auch das klappt nicht. Naja, sagt er sich, aber es müsste doch möglich sein, das Dorf, in dem ich lebe, für den Glauben zu begeistern. Auch das gelingt ihm nicht. Da wird der Rabbi noch bescheidener. Zumindest seine Familie soll den Glauben vorbildlich leben. Auch das bekommt er nicht hin. Am Ende ist er auf sich selbst zurückgeworfen und erkennt: Ich muss an mir selbst arbeiten. Das ist das Wichtigste als Rabbi.

 

Das klingt einigermaßen ernüchtert.  

Nein, überhaupt nicht. Die Realität wirft einen auf sich selbst zurück. Das empfinde ich nicht als negativ. Das ist realistisch. Realismus ist hilfreicher als irgendwelche großen und hehren Ziele. Das gehört für mich zu einer grundsätzlich positiven Sichtweise.

 

Priesterweihe vor 25 Jahren durch Bischof Manfred Müller



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