News Bild 15 Jahre nach dem Massaker von Nag Hammadi in Ägypten

15 Jahre nach dem Massaker von Nag Hammadi in Ägypten

Märtyrer des Monats Januar 2025

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Regensburg, 7. Januar 2025

Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen stellt allmonatlich Märtyrer unserer Zeit in Porträts vor, die wir gerne hier veröffentlichen. Am 7. Januar gedenkt die koptische Kirche ihrer sechs Märtyrer Mina Helmy Said, Bishoy Farid Labil, Boula Atef Yassa, Ayman Zakaria Louka, Abanoub Kamal Nashed und Rafik Refaat William. Viele Christen weltweit, unabhängig von ihrer Konfession, erinnern sich in Solidarität mit ihren verfolgten Glaubensgeschwistern an deren trauriges Weihnachtsfest 2010, als in der oberägyptischen Stadt Nag Hammadi (Regierungsbezirk Qena) drei Bewaffnete das Feuer auf die Gläubigen eröffneten, die nach der mitternächtlichen Weihnachtsliturgie dabei waren, die Kathedrale zu verlassen. 

Drei weitere Personen, zwei Christen und ein Muslim, die sich am Tatort aufhielten, wurden ebenfalls ermordet. Darüber hinaus erlitten elf Menschen Verletzungen, darunter neun Gemeindemitglieder.

Das Attentat islamistischer Terroristen erregte damals weltweit Entsetzen: Hochrangige Politiker und auch Papst Benedikt XVI. übermittelten Botschaften der Anteilnahme und der Solidarität mit der größten christlichen Minderheit des Nahen Ostens, die rund zehn Prozent der ägyptischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Seit den 1990er Jahren waren die Kopten, die traditionell im Land am Nil Diskriminierung erfahren, regelmäßig zur Zielscheibe von radikalislamischen Gewaltakten geworden.

Der koptisch-orthodoxe Bischof von Nag Hammadi, Bischof Kyrillos, erhielt bereits im Vorfeld des Anschlags Morddrohungen. Obwohl er diese zur Anzeige brachte, sorgte die Polizei unter dem damaligen Regime von Präsident Hosni Mubarak nicht wirksam für die Sicherheit der Christen. Der Bischof wusste sich damals nicht anders zu helfen, als den Gottesdienst ausgerechnet zum Weihnachtsfest zu kürzen. Nur einige Minuten, bevor die Islamisten in einem Auto die Kirche erreichten, hatte er das Gotteshaus verlassen.

Die Reaktion der ägyptischen Führung damals war für die ägyptischen Christen niederschmetternd: Von offizieller Seite hieß es, dass das Massaker einen Racheakt darstelle, weil ein Christ einige Wochen zuvor ein muslimisches 12-jähriges Mädchen vergewaltigt haben soll. Bereits einen Tag nach der Bluttat präsentierten Behörden drei Täter aus einem Berber-Stamm. Der Gerichtsprozess zog sich ungewöhnlich in die Länge und schließlich endete dieser mit dem Todesurteil im Februar 2011. Drei Tage nach dem Attentat kam es zu Polizeirazzien bei Angehörigen der christlichen Minderheit und zur Festnahme von 22 jungen Kopten, die Mehrheit darunter erst im Teenageralter. Menschenrechtsaktivisten, die sich wiederum einige Tage darauf mit der Minderheit solidarisieren wollten, kamen ebenso in Haft, bevor sie überhaupt vor Ort bei den Überlebenden angekommen waren.

Text: Michaela Koller

(SSC)



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