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Zwölfaposteltag am 15. Juli

Apostellosen und Apostelteilung

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Regensburg, 14. Juli 2023

Wer am 15. Juli im Namenstagkalender nachschlägt, findet meist nur noch den Gedenktag des heiligen Bonaventura. Früher stand am 15. Juli noch der Tag der Apostelteilung, Apostelscheidtag oder „zwölf Boten Scheidung“ im Kalender.

Gedacht wurde damit an den Tag, an dem nach der Heiligen Schrift Jesus die Apostel in alle Himmelsrichtungen aussandte, um zu predigen und zu heilen. In der „Dispersio“ oder „Diviso Apostolorum“ bestimmten die zwölf Apostel angeblich durch das Los, in welches Land jeder einzelne das Wort Gottes tragen sollte.

Schutzheilige für die ganze Familie

Vom hohen Mittelalter bis in die Zeit unserer Großeltern hatte der 15. Juli als „Tag der Apostelteilung“ einen festen Platz im Jahreskreis. Davon zeugt auch die bekannteste Wetterregel dieses Tage: „Ist Apostelteilung schön, kann das Wetter der sieben Brüder gehn“.

Im Volksmund hieß der Tag schlicht „Zwölfaposteltag“, und viele Bräuche entwickelten sich rund um dieses Ereignis in der Apostelgeschichte. Da ja der Legende nach auch die Apostel ihr Los zogen, wurde in Erinnerung daran am 15. Juli gerne „Apolstellosen“ gespielt. Bereits der Zisterzienser Cäsarius von Heisterbach (1180-1240) berichtet von diesem Brauch. Dabei wurden auf kleine Zettel die Namen der Apostel geschrieben, und jeder Mitspieler musste ein „Los“ ziehen. Der Apostel, der auf dem gezogenen Zettel stand, sollte dann das ganze Jahr über besonders verehrt werden. Ganze Familien kamen da zusammen und jedes Familienmitglied zog seinen „Jahresheiligen“, vom dem es sich bis zum nächsten Aposteltag besonderen Schutz erhoffte.

Nachlosen beim „Apostelziehen“

Schwangere Frauen losten an diesem Tag gern einen Apostel aus, der ihr Kind dann das ganze Leben besonders beschützen sollte. Beliebt war auch das Auslosen des Namensgebers für den neuen Erdenbürger. Sogar in den Kirchen wurde das „Apostelziehen“ durchgeführt. Man wählte zwölf Kerzen aus und ordnete sie den einzelnen Aposteln zu. Die Kerzen wurden geweiht und auf dem Altar aufgestellt, und dann suchte sich jeder eine Kerze aus. Daraufhin gab der Pfarrer die Namen der „gezogenen“ Apostel bekannt. Nun waren manche Apostel im Volk aber nicht so beliebt, und deshalb versuchte man es durch Neulosen oder Nachziehen abermals, in der Hoffnung, einen „beliebteren“ Apostel zu ziehen.

Verbotene Spiele

Kein Wunder, dass der Kirche solche Losspiele am Altar ein Dorn im Auge waren. Sie hat durch die Jahrhunderte diesen Brauch immer wieder verbieten lassen und schlussendlich verfügt, dass der Tag nicht mehr im Kalender steht. Mit Erfolg – heute ist dieser Brauch bei den Menschen vollständig in Vergessenheit geraten. Und so erinnern an den Tag der Apostelteilung heute nur noch einige alte Bauernregeln. Achten sollte man am 15. Juli besonders auf den Wind, denn „Wenn an Apostelteilung der Wind erst ab Mittag weht, im Jahr dann eine große Teuerung steht. Aus welcher Richtung der Wind aber kommt – in diesem Land alles wohlfeil frommt“.

Text: Judith Kumpfmüller



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