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Zum Synodalen Prozess der Weltkirche

Was erwartet der Bischof von Stockholm, Kardinal Arborelius?

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Regensburg, 14. Juni 2023

Der Bischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius, sieht den von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozess der Weltkirche als eine Chance, die Einheit im Glauben zu bezeugen, und ermutigt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der Lehre der Kirche. In einem Interview warnt er die deutschen Katholiken vor falschen Erwartungen.

Gemeinsam für den Glauben eintreten

Der Kardinal erwartet vom Synodalen Prozess der Weltkirche, dass wir „als katholische Christen einen Weg für eine Neuevangelisierung finden. … Die Kirche muss versuchen, über Christus und seine Lehre zu sprechen und mit der Botschaft Christi auf die Welt zuzugehen statt über sich selbst zu sprechen“ (Kardinal Anders Arborelius, „Die deutsche Stimme ist nicht die wichtigste“, in: Die Tagespost vom 27. April 2023, S. 2). Der Synodale Prozess ist „eine wunderbare Möglichkeit, gemeinsam für den Glauben in der Welt aufzutreten und unsere Einheit zu bekräftigen“ (ebd.). Die Ansicht, dass Mehrheitsbeschlüsse des Synodalen Weges in Deutschland mit der Stimme des Heiligen Geistes identisch sein sollen, ist – so der Bischof von Stockholm – „eine nichtbiblische Auffassung. Die Bibel verweist auf die kleine Gruppe der Heiligen, die den Glauben bewahrt“ (ebd.). Das Volk Israel im Exil war eine kleine Minderheit. Auch heutzutage ist nur eine Minderheit in unseren Ländern christlich geblieben. Wenn unsere Bindung an die gesellschaftlichen Strukturen „zu eng wird, besteht die Gefahr, dass wir auch die Auffassungen der Welt übernehmen“ (ebd., S. 3). In der Kirche gelten Wahrheit, Liebe, Barmherzigkeit und Heiligkeit. Das zu erklären, ist eine große Aufgabe. „Bei uns in Schweden ist es einfacher, weil wir als Katholiken nur eine winzige Minderheit darstellen und es gewohnt sind, anders zu denken als die Mehrheit“ (ebd.). In Deutschland hat man „irgendwie nicht verstanden, dass sich die Welt so radikal geändert hat, dass Christen … bedenken müssen, dass wir etwas anderes zu bieten haben: Evangelium, Barmherzigkeit, Heiligkeit. Für die Welt ist das nicht unmittelbar zu verstehen“ (ebd.).

Mit der Weltkirche den Weg weitergehen

Auf die Frage, was es mit der Umkehr auf sich hat, antwortet Kardinal Arborelius: „Jeder Mensch muss verstehen, dass er zur Umkehr und Vereinigung mit Christus berufen ist … Spirituell gesehen bedeutet Umkehr, dass man eifriger betet, häufiger die heilige Messe besucht. Praktisch bedeutet Umkehr auch, einfacher, franziskanischer zu leben“ (ebd.). Wie schätzt der Kardinal bestimmte Beschlüsse des deutschen Synodalen Weges (letzte Synodalversammlung vom März 2023) ein und wie wird sich diese Sicht auf die Synode der Weltkirche auswirken? Der Bischof von Stockholm antwortet: „Ich denke nicht, dass die deutsche Sicht viel Einfluss auf die Weltkirche hat. … Deutschland ist nur ein kleiner Teil der Weltkirche. Natürlich werden wir diese Fragen irgendwie berühren, aber die deutsche Sicht wird nicht so wichtig sein, wie man vielleicht in Deutschland denkt. … Natürlich kann man Ideen weitergeben, aber man kann nicht damit rechnen, dass alle diese Ideen übernehmen. … Die deutschen Katholiken sollen versuchen, zusammen mit der Weltkirche weiterzugehen und einen gemeinsamen Weg zu finden“ (ebd.).

Sich von der Kirche bereichern lassen

Die katholische Kirche in Schweden wächst seit Jahren. Die Frage, warum sich Menschen für die katholische Kirche entscheiden, obwohl die lutherische Staatskirche in Schweden ein liberaleres, dem gesellschaftlichen Mainstream eher entsprechendes Modell der christlichen Nachfolge anbietet, beantwortet der Kardinal so: „Wer nach Schweden kommt und katholisch bleiben will, versucht, seinen Glauben persönlich zu vertiefen, um überhaupt als Katholik zu überleben. Es ist nicht so einfach, in einer postlutherischen, säkularen Gesellschaft als Katholik zu leben. Dadurch werden ihnen ihre katholischen Überzeugungen erst wichtig. Bei den Konvertiten zeigt sich, dass sie suchen, was die Kirche zu bieten hat. Sie kommen nicht, um die Kirche zu verändern, sondern um von der Kirche bereichert zu werden“ (ebd.). Was braucht die Kirche in Deutschland? Die Antwort von Kardinal Arborelius: „Vielleicht muss der Heilige Geist ein Wunder wirken. Auch in einer so schwierigen Situation können Wunder geschehen. Das ist meine größte Hoffnung, denn ich habe eine große Liebe zu den deutschen Katholiken. Wer wirklich an die Katholizität der Kirche glaubt, wird zur Einheit zurückfinden. Es wird vielleicht ein schwieriger Prozess ... Aber ich hoffe und glaube, dass wir einen Weg in die Zukunft finden.“

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Ansprechpartner für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg

Bilder: Prof. Dr. Veit Neumann



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