News Bild Zu Gast im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel: Bischof besucht Berufsschulzentrum in Wiesau

Zu Gast im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel: Bischof besucht Berufsschulzentrum in Wiesau

Glück ist Folge eines sinnvollen Lebens

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Wiesau, 4. Mai 2023

Bischof Rudolf Voderholzer besuchte im Rahmen seiner Pastoralreise durchs Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel das BSZ Wiesau. Er informierte sich über die vielfältigen Bildungsangebote und suchte das Gespräch mit der Schulleitung, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern.

Es ist Donnerstagmorgen, 8:30 Uhr. Ein ganz normaler Schultag im Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Wiesau (BSZ) hat begonnen. Ein ganz normaler Schultag? Nein, denn gerade traf besonderer Besuch ein, Bischof Rudolf Voderholzer. Stellvertretender Schulleiter Wolfgang Prebeck und weitere Mitglieder der Schulleitung und der Fachschaftsleitungen begrüßten ihn herzlich und stellten ihm zunächst das BSZ vor. Hier sind die Berufsschule Wiesau, die drei Berufsfachschulen für gastgewerbliche Berufe, für Hotel- und Tourismusmanagement und für IT-Berufe sowie die Fachschule für Wirtschaftsinformatik beheimatet. Daneben besteht für alle Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss die Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erwerben (Berufsschule Plus). Zusätzlich gibt es Klassen zur Berufsvorbereitung für Jugendliche ohne Ausbildung sowie Berufsintegrationsklassen für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund.

Bischof Rudolf erhielt einen Notizzettelhalter mit seinem Bischofswappen geschenkt.

Ethik statt Religion

Bischof Rudolf erfuhr, dass in den Berufsintegrationsklassen eine hohe Fluktuation besteht, da geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene oftmals in andere Gebiete Deutschlands umziehen. Er erkundigte sich nach dem katholischen Religionsunterricht. Das sei aus mehreren Gründen eine schwierige Situation, bekam der Bischof zur Antwort. Zum einen habe man zu wenig Fachkräfte für katholischen Religionsunterricht und erhalte auch zu wenig Lehrerstunden. Zum anderen gebe es in manchen Klassen nur noch wenige katholische Schülerinnen und Schüler, so dass diese dann in Ethik unterrichtet würden. Es folgte ein intensives Gespräch darüber, wie man diesem Lehrermangel begegnen könne. Dem Bischof ist es sehr wichtig, dass die Kirche Präsenz in dieser Situation des Übergangs zwischen dem jugendlichen und dem erwachsenen Leben zeigt. Regina König, die Schulbeauftragte des Bistums für katholische Religionslehre, deutete eine Lösungsidee an. Sie vereinbarte dazu direkt ein Gespräch mit Dekan Thomas Vogl.

Bischof Rudolf und Dekan Thomas Vogl schauen der Bearbeitung eines Werkstücks in der Wasser- und Sandstrahlschneidemaschine genau an.

Gebet für verstorbenen Schüler

Dann ging es zu verschiedenen praktischen Abteilungen. Auf dem Weg durch das Schulgebäude kam die Gruppe zu einem Gedenkort für einen Schüler. Vor wenigen Tage erst hatte die Schulfamilie in einer Andacht Abschied von ihm genommen. Dabei wurde den Schülerinnen und Schülern eine psychologische Betreuung angeboten. In der Metallabteilung wurde dem Bischof gezeigt, wie und mit welchen Maschinen zwei Geschenke für ihn geschaffen wurden. Der Notizzettelhalter wurde am PC zunächst geplant. Dann wurde die Edelstahlfläche passend zugeschnitten und das Bischofswappen an der Seite fein auf die Oberfläche gelasert, also ins Metall eingebrannt. Beim Kreuz wurden an der 5-Achs-Fräsmaschine verschiedene christliche Symbole mit einem scharfen Wasser- und Sandstrahl aus dem Metall ausgeschnitten. Als sich der Bischof sehr beeindruckt zeigte, verriet ihm Fachoberlehrer Norbert Scharnagl augenzwinkernd sein Berufsethos, das er an die Auszubildenden weitergibt: „Mit unseren Maschinen können wir machen, was wir wollen. Geht nicht, gibt’s nicht. Wir sind Metaller!“ In der Holzwerkstatt bearbeiteten einige Schülerinnen und Schüler ihre weitgehend fertigen Schachbretter. Die Arbeit daran wird immer filigraner, sie erfordert Präzision, Feingefühl und Technik. Sophie Herrler erstellte ein Modell einer Treppenwange. Nach ihrem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium Marktredwitz entschied sie sich für eine Ausbildung zur Schreinerin. Sie schätzt den Unterricht am BSZ sehr, den Umgang mit dem Werkstoff Holz sowieso. Bischof Rudolf zeigte viel Interesse an den Arbeiten, fragte nach den einzelnen Arbeitsschritten und wertschätzte das Geschick der Jugendlichen.

Arbeit an einem Schachbrett in der Holzwerkstatt.

Was macht Kirche vor Ort aus?

Bei einem Besuch im theoretischen Unterricht einer Klasse erzählte er von seiner Pastoralreise im Dekanat und stellte sich den Fragen der Auszubildenden. Auf „Wie wird man Bischof?“ und „Warum dürfen katholische Priester nicht heiraten?“ antwortete Bischof Rudolf routiniert. Tiefgehender fand er die Frage „Was macht Kirche vor Ort aus?“ Er führte aus, dass die Kirche zu den Menschen gehen, den christlichen Glauben verkünden und Menschen in Not helfen müsse. Die Vertreter der Kirche, aber auch die Gläubigen untereinander, sollten über den Sinn des Lebens sprechen. Darüber, was ein gelingendes Leben sein könne und wie es erreicht werden könne. Bischof Voderholzer wies darauf hin, dass in der heutigen Gesellschaft Leistung und Geldverdienen eine sehr große Rolle spielen. Dazu brauche man aber als Gegengewicht Ruhe, Erholung und das Nachdenken. „Glück als Wert an sich kann man nicht anstreben. Aber jeder kann Gutes tun und dabei glücklich werden. Glück ist die Folge eines sinnvollen Lebens!“ Kniffliger wurde es bei der Frage zum Umgang der Kirche mit Homosexualität. Bischof Rudolf ging nachdenklich auf dieses Thema ein. Weltweit, auch in Deutschland, auch in der Kirche sei der Umgang damit in der Vergangenheit schwierig gewesen. Dabei sei die Kirche nicht frei von Schuld. Natürlich müsse der Umgang mit Homosexualität offener und menschenfreundlicher werden. Klar sei aber auch, dass die gleichgeschlechtliche Beziehung anders sei als die zwischen Mann und Frau, die notwendig ist für den Fortbestand der Menschheit.

Kirche übernimmt Verantwortung für Geschehenes

Bischof Rudolf erläuterte verschiedene Ansätze, die dazu in der Kirche und konkret im Bistum diskutiert werden. Er berate sich dabei auch immer mit seinem Bruder, der eine psychosomatische Klinik leitet. Die eine richtige Antwort, die eine richtige Vorgehensweise gibt es dabei wohl nicht. Sorge bereite ihm, dass sich manche Menschen in ihrem Körper nicht wohl fühlen und eine Geschlechtsumwandlung oder Geschlechtsangleichung fast schon als „modern“ angesehen werde. Da sei eine gute psychologische und seelsorgliche Begleitung notwendig. Auch die Frage nach seinem Umgang mit dem sexuellen Missbrauch in der Kirche, speziell im Bistum Regensburg, wurde gestellt. Der Bischof gestand ein: „Es ist schlimm, was alles in der Kirche passiert ist.“ Er hält es für wichtig, dass die Kirche mit den Betroffenen rede, ihren Schilderungen glaube und ihnen Vertrauen schenke. Mit dem Missbrauchsgeschehen bei den Regensburger Domspatzen und in katholischen Kinderheimen gebe es zwei große „dornige Kapitel“. Bereits im Jahr 2002 wurden Richtlinien erlassen, die den Umgang mit sexuellem Missbrauch regeln. Er habe im Bistum bereits früh eine Kommission gegründet, die mit ihm ein Vier-Säulen-Modell zur Aufarbeitung entwickelt habe. Die Kirche übernehme also Verantwortung für das Geschehene. Dabei gebe es auch gestaffelte Anerkennungszahlungen, die nicht mit „Entschädigungszahlungen“ zu verwechseln seien. Denn finanziell entschädigen könne man die Taten und das Leid der Betroffenen nicht. Zusätzlich sei Prävention wichtig, um solche Taten in Zukunft zu vermeiden. Religionslehrerin Yvonne Landefeld dankte dem Bischof zum Abschluss für seine offenen und ausführlichen Antworten.

Text und Fotos: Peter Pirner/jas



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