News Bild „Ziemlich konkrete Probleme.“ Moraltheologe Prof. Rupert M. Scheule im Interview

„Ziemlich konkrete Probleme.“ Moraltheologe Prof. Rupert M. Scheule im Interview

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Kürzlich hat Prof. Dr. Rupert M. Scheule, der neue Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg, im Rahmen des Actus Academicus dort seine Antrittsvorlesung gehalten. Er sprach zu dem Thema „,Never safe.‘ Moraltheologische Beobachtungen vor der letzten Staffel der Fernsehserie ,Game of Thrones‘“. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer war bei der Antrittsvorlesung zugegen. Aus diesem Anlass hat Prof. Dr. Veit Neumann Prof. Dr. Scheule zu Fragen der Moraltheologie interviewt.

Welche Funktion kommt heute der Moraltheologie zu?

In erster Linie muss Moraltheologie auskunftsfähig sein für Menschen, die die großen, einfachen Fragen umtreiben: Was soll ich tun? Wie will ich leben? Wer will ich sein? Das Besondere an meinem Fach ist dabei, dass es diese allgemeinen Fragen in den Hoffnungshorizont des Reiches Gottes bringt. Wer auf ein gutes Ende aller Wirklichkeit hoffen darf, der stellt seine Fragen anders.

Welche Schwerpunkte haben Sie, möchten Sie diese in Regensburg vertiefen oder weiter setzen?

Es sind derzeit mindestens drei Schwerpunkte: Auf Initiative von Bischof Voderholzer haben wir am Lehrstuhl ein ziemlich innovatives Projekt zur Ehevorbereitung. Wir vergleichen international, wie Paare die Brautleute-Tage oder -Seminare erleben, und wollen daraus theologische und praktische Schlüsse ziehen. Der zweite Schwerpunkt ist der Studiengang „Perimortale Kompetenz“, den wir in einem multidisziplinären Team an der Universität gerade entwickeln. Die Grundidee ist, Sterben, Tod und Trauer als ein einziges Bezugsfeld zu sehen und Menschen auszubilden, die andere durch dieses Feld begleiten können. Das dritte Projekt ist ein Buch über Sexualethik, das ich gerne schreiben würde. Es wird den Aspekt der Verletzlichkeit, die wir als sexuelle Wesen alle mitbringen, stark machen. Das scheint mir nicht zuletzt angesichts der Missbrauchsskandale innerhalb und außerhalb unserer Kirche wichtig zu sein.

Kann Moraltheologie Menschen konkret helfen? Wie würde dies möglich sein?

Ich glaube, Moraltheologie muss sich beispielsweise auch damit beschäftigen, wie man als junger Mensch fair Schluss macht mit Freund oder Freundin. Oder wie man die sozialen Netzwerke nutzt, ohne sich in ihnen zu verlieren. Das sind ziemlich konkrete Probleme. Wenn sich meine Disziplin dafür gar nicht interessiert, wird sie ihrem Auftrag nicht gerecht. Interesse am Konkreten ist also das eine. Die Bereitschaft, darüber mit den Studierenden zu sprechen und sich auch im außerakademischen Raum zu äußern, das andere. All das sollte zusammenkommen.

Werden Sie Regensburg als „Standort“: Universität, Stadt, Diözese ebenfalls im Blick behalten? Wie könnte dies dann möglich sein?

Bevor ich an die Universität Regensburg kam, war ich an einer sehr kleinen Hochschule tätig. Das war auch gut. Aber ich freue mich jetzt schon sehr, dass es in so einer großen Einrichtung viele und ganz unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen gibt, vom bunten Völkchen der Studierenden gar nicht zu reden. Die behalte ich sehr gern im Blick. Und die Stadt Regensburg kann man gar nicht nicht im Blick haben, wenn man vor Ort ist. Es ist einfach wunderschön hier. Außerdem versuchen wir für unseren neuen Studiengang „Perimortale Kompetenz“,  die Kliniken, die Hospize, die Bestatter und die Friedhöfe der Stadt als Partner zu gewinnen. Mit dem Bistum läuft die Zusammenarbeit von Anfang an gut. In dem Projekt zur Ehevorbereitung, das ich vorhin erwähnte, verfolgen wir einen partizipativen Ansatz. Das heißt, wir werden die Kursleiterinnen und Kursleiter aus unserer Diözese und den Nachbarbistümern Eichstätt und Passau aktiv einbinden beim Entwickeln der Forschungsfragen. Also jede Menge Bezüge in die Region! Insgesamt habe es ziemlich gut getroffen mit meinem neuen Arbeitsplatz.



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