"Zieh den Kreis nicht zu eng"- 20 Jahre Taizé-Gebet in Rain mit Weihbischof Josef Graf
Es war ein besonderes Jubiläum, das am Freitag in der Expositurkirche "Zur Verklärung Christi" in Rain (Landkreis Straubing-Bogen) gefeiert wurde: 20 Jahre Taizé-Gebet. Zum Jubiläumsgebet war auch Weihbischof Dr. Josef Graf aus Regensburg gekommen, der von seinem eigenen geistlichen Erlebnis in Taizé erzählte. Er rief dazu auf, aus der Taufverpflichtung heraus zu leben und Christus zu bezeugen.
Persönliches Grußwort von Frère Alois aus Taizé
Weihbischof Josef Graf, Pfarrer Peter Häusler, Pfarrer Ulrich Fritsch, Pfarrerin Elke von Winning und Pfarrer Hasso von Winning, Gemeindereferentin Monika Kirchbuchner-Dick und Prädikant Max Heinzlmeir zogen beim Jubiläums-Gebet in die Kirche ein. "Am 23. Januar 1998 hatten wir das erste Taizé-Gebet hier in der Kirche veranstaltet und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern", sagte Klaus Wagenpfeil, der Hauptorganisator des Rainer Taizé-Gebetes. Er erzählte, dass seither jeden letzten Freitag im Monat das ökumenische Gebet hier stattfindet. Über hundert verschiedene Taizélieder wurden bisher einstudiert. Abschließend verlas er ein Grußwort von Frère Alois, dem Leiter der ökumenischen Bruderschaft im kleinen französischen Dörfchen Taizé, der sich über die Kontinuität des Taizé-Teams freute.
Ein geistliches Erlebnis auch für Weihbischof Graf
Gemäß den Gebeten des Gründers Frère Roger beteten und dankten anschließend alle gemeinsam für zwanzig Jahre Lob und Preis. Als Zeichen der Solidarität mit den Christen in der ganzen Welt wurde in verschiedenen Sprachen gesungen und gebetet: Die Lesung in Englisch und Deutsch, das Evangelium in Französisch und Deutsch.
In seiner Predigt blickte Weihbischof Josef Graf auf sein persönliches 20jähriges Taizé-Jubiläum zurück, das er im letzten Jahr feiern durfte. Im Frühjahr 1997 sei er "das erste und bisher leider auch einzige Mal" in Taizé gewesen. "Diese Woche wurde für mich zu einem geistlichen Erlebnis", gestand der Weihbischof und erinnerte an die beeindruckende Lichtfeier, die persönlichen Begegnungen mit Frère Roger, aber auch an dessen Ansprache. In dieser berichtete Frère Roger von seiner letzten Begegnung mit Papst Johannes XXIII. Dieser hatte ihm geraten, den Kreis nach einem versöhnten lebendig gelebten Christsein nicht zu eng zu ziehen.
"Man kommt nach Taizé wie an der Rand einer Quelle"
Weihbischof Graf blickte auf das Sakrament der Taufe und erinnerte, dass der Dreifaltige Gott die Basis und das Bekenntnis aller Christen sei. Für Frère Roger sei die ökumenische Bewegung in Taizé schon immer ein Herzensanliegen gewesen. Und auch heute noch gelte, dass die Konfession keine Rolle spielen soll. "Man kommt nach Taizé wie an den Rand einer Quelle. Der Reisende hält ein, löscht seinen Durst und setzt den Weg fort", zitierte der Weihbischof Papst Johannes Paul II. nach dessen Besuch der Communauté.
"Die Taufe ist die Quelle unseres Christseins", so Weihbischof Graf. Bei der Taufe gehe es nicht um "irgendeinen Segen für das Kind", sondern um ein mystisches Sterben und Auferstehen in Christus. Mit klaren Worten rief er dazu auf, aus der Taufverpflichtung heraus zu leben und Christus zu bezeugen, auch wenn das im alltäglichen Leben nicht immer leicht sei. "Der Glaube muss in der Liebe sichtbar werden", betonte er. Die Christen sollten immer wieder gerne an die Quelle kommen und auf das Evangelium vertrauen: "Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt."