News Bild Zeugnis Jahrhunderter alter Wallfahrtstradition – Gotisches Fundament auf dem Fahrenberg entdeckt

Zeugnis Jahrhunderter alter Wallfahrtstradition – Gotisches Fundament auf dem Fahrenberg entdeckt

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Eine kleine Sensation auf dem Oberpfälzer Fahrenberg: Die Innenrenovierung der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung musste schon nach kurzer Zeit, am 15. Mai, für eine überraschende archäologische Maßnahme unterbrochen werden. Beim Öffnen des Kirchenbodens traten die Überbleibsel eines einmaligen Bodendenkmals – die Reste der gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert zum Vorschein. Die Katholische Kirchenstiftung Waldthurn als Bauherr sowie Architekt Rudolf Meißner engagierten für die archäologischen Untersuchungen den Lappersdorfer Archäologen Dr. Mathias Hensch.

Die aufschlussreichen Funde stellten sich nach den Ausführungen des Archäologen als Mauerreste der gotischen Vorgängerkirche aus dem Jahr 1352 mit Altarblock und Grabstätten heraus. Dr. Hensch: „Wir drangen zu den Wurzeln ihrer Kirche und ihrer Wallfahrt vor – ohne die alte Kirche hätte es die jetzige Kirche nicht gegeben“. Auf diese gotische Kirche setzte man die barocken Nachfolgerkirchen.

Nonnenchor einmalig

Im 14. Jahrhundert holten die Herren von Waldau die Zisterzienserinnen auf den Fahrenberg. Bei der gotischen Klosterkirche aus dem Jahr 1352 handelt sich um eine einschiffige Saalkirche mit einem klassischen 5/8-Chor im Osten und einer Größe von 28 x 12 Meter. „Es heißt nicht, dass es keine ältere Kirche vor der Klosterkirche gegeben habe, diese sei aber nicht an diesem Platz gestanden“. Spannend sei der Einbau von sechs Pfeilerfundamenten im Osten des Schiffes unmittelbar vor dem Chor. Diese Pfeiler könnten laut Dr. Hensch zu einen Nonnenchor gehören, auf der die Zisterzienserinnen der Ordensregel nach abgeschieden von der Öffentlichkeit an der Messe teilhaben konnten, ohne von unter gesehen zu werden. „Dieser Nonnenchor ist für die Oberpfalz einmalig“, erklärte der Archäologe.

Gräber entdeckt

Neben einem Grab im Chorraum hat man in der Mittelachse der Kirche ein zentrales Grab für mehrere Personen – vermutlich für die Herren von Waldau entdeckt. Zusätzlich stießen die Archäologen in der Nähe dieses zentralen Grabes auf das Skelett eines Mannes. Da die gotische Klosterkirche damals zu klein wurde, erbaute man 1757 an gleicher Stelle eine barocke Kirche die durch einen Blitzschlag 18 Jahre später, im Jahr 1775 abbrannte. Diesen Brand könne man auch archäologisch nachweisen. Die dritte Kirche die nun an diesem Platz steht ist die jetzige Wallfahrtskirche (Fertigstellung 1779). Eine steinerne Kirche des 12. und 13. Jahrhunderts könne am Standort der jetzigen Wallfahrtskirche ausgeschlossen werden. Allerdings gab es frühere Spuren menschlicher Ansiedlungen. Belegt werde dies durch Keramikfunde – ob es  sich um eine Burganlage handelt konnte nicht nachgewiesen werden.

„Nach Abschluss werden wir nun die Bodensituation herstellen, wie sie für die Sanierung gedacht war“, sagte Architekt Meißner. Man wolle den Zeitplan für die Sanierung einhalten und möglichst nah an den Termin 1. Mai 2016 herankommen. Der Gedanke, alles mit einer Glasplatte abzudecken wäre nur möglich, wenn es sich hier um ein Museum handeln würde. Für diese Kirche sei dies undenkbar. So werden die Funde wieder dem Boden übergeben und nach Dokumentation mit entsprechendem Material aufgefüllt. 

Für die überregionale Wallfahrtskirche kann an die Kath. Kirchenstiftung Waldthurn unter dem Stichwort: Renovierung Fahrenberg, (Konto-Nr. 100081256, Raiffeisenbank NEW-VOH, BLZ: 75363189) gespendet werden.

 



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