Wort der bayerischen (Erz-)Bischöfe zur bayerischen Landtagswahl am 15.09.2013

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Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,


als katholische Christinnen und Christen leisten wir aus dem Glauben heraus und
in Verantwortung vor Gott einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung unserer
Gesellschaft. Wir setzen uns für das Gemeinwohl ein, indem wir Ehrenämter
übernehmen, soziale Berufe ausüben und uns in der Politik engagieren, aber auch
indem wir für das Gemeinwesen beten und in Ehe, Familie und Beruf Zeugnis
geben für das Evangelium vom Reich Gottes. Solches Handeln und Beten hat
seinen Ursprung in der Nachfolge Christi. Unser Herr Jesus Christus ist Mensch
geworden, um die Welt zu verwandeln, ja zu retten. Wir Frauen und Männer,
Priester und Laien in der Kirche sind aufgerufen, unsere Welt zu gestalten,
engagiert und solidarisch mit all denjenigen, mit denen wir in einer offenen
Gesellschaft zusammenleben.


Gerade in Zeiten von Wahlen kommen vor allem jene Christinnen und Christen in
den Blick, die in unterschiedlichen Parteien ihre politischen Überzeugungen nach
bestem Wissen und Gewissen einbringen. Dabei bleibt es nicht aus, dass auch
unterschiedliche Wege eingeschlagen werden, um anstehende Probleme zu lösen
und gesellschaftliche Herausforderungen im Geist des Evangeliums und mit den
Prinzipien der Katholischen Soziallehre zu bewältigen.


Auf der Grundlage unserer christlichen Kultur und unseres gerade auch vom
christlichen Glauben geprägten Zusammenlebens gehören zum unverzichtbaren
Wertebestand die von Anfang bis Ende des Lebens unverlierbare Würde des
Menschen als Ebenbild Gottes, die Ehrfurcht vor Gott und die Achtung religiöser
Überzeugungen, die Bewahrung der Schöpfung, die Sorge um Kranke, Behinderte
und Benachteiligte, der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, das Engagement für
Menschen, die auf der Flucht sind und in unserem Land Schutz suchen, der Schutz
von Ehe und Familie als wichtigster Keimzelle der Gesellschaft.
Wir sind dankbar für das gute Miteinander von Staat und Kirche in Bayern. Daran
wollen wir in partnerschaftlicher Weise festhalten, uns immer neu den Sorgen der
Welt öffnen und uns engagieren für alle Menschen, besonders die Schwachen,
Armen und Kranken.


Die Zukunft unserer Gesellschaft kann nur dann gelingen, wenn sie als
Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird. Denn wir alle tragen Verantwortung für
unser Gemeinwesen, die wir auch wahrnehmen, wenn wir von unserem Wahlrecht

Gebrauch machen. Beim Weltjugendtag in Brasilien betonte Papst Franziskus, dass
die Zukunft eine humanitäre Sicht der Wirtschaft verlange, Elitäres vermeiden und
Armut ausmerzen müsse. Er rief die Menschen auf, eine Welt der Gerechtigkeit,
der Liebe, der Brüderlichkeit und der Solidarität zu bauen.


Die Wahl ist ein wichtiger Beitrag für unsere Demokratie. Wir bitten alle
Gläubigen eindringlich, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und Kandidatinnen
und Kandidaten die Stimme zu geben, die sich für die Werte und Ziele engagieren,
die mit dem Geist des Evangeliums vereinbar sind und diese Werte befördern. Es
geht darum, in christlicher Verantwortung mitzureden und mit zu entscheiden.
Nach der Wahl gilt es, sich weiter zu engagieren und aufmerksam am politischen
Geschehen teilzunehmen. Wir stehen als Kirche zu unserer Zusage, auch in
Zukunft unseren Teil für ein menschenwürdiges, sinn- und wertorientiertes
Zusammenleben zu leisten.


+ Rudolf
Bischof von Regensburg



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