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Wohin in den Ferien? Wir empfehlen…

Waldsassen: Basilika, Bibliothek und Kappl

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Regensburg, 10. August 2023

Sollten Sie sich gerade daheim und nicht etwa im Urlaub irgendwo auf der Welt befinden, fragen Sie sich vielleicht: Wohin in der Ferienzeit? Wir schlagen Ihnen vor, besondere Orte im Bistum zu besuchen. Heute: Basilika, Stiftsbibliothek und Kappl in Waldsassen. Exkurs: Reslgarten in Konnersreuth.

Die heute als Pfarrkirche genutzte Päpstliche Basilika St. Johannes Evangelist in Waldsassen gehört zu den bedeutendsten und prächtigsten Barockkirchen Süddeutschlands. 1685 wurde der Grundstein für den damals - neben dem Passauer Dom - größten Sakralbau Bayerns gelegt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Klosterkirche eine der ersten wirklich anspruchsvollen Neubauten. Die Äbte Martin Dallmayr und Albert Hausner gewannen dafür namhafte Künstler, etwa die Architekten Abraham Leuthner, Georg und Christoph Dientzenhofer, den italienischen Stuckateur Giovanni Battista Carlone, den Bildhauer Karl Stilp und dem Prager Maler Johann Jakob Steinfels. Eingeweiht wurde die Kirche im Jahr 1704.

Der Kirchenraum, erbaut im Stil des Hochbarock mit italienischer und böhmischer Prägung, ist von besonderer Harmonie und Ausstrahlung geprägt.

Basilika Waldsassen innen nach Renovierung

Eine Besonderheit der Basilika sind die zwölf geschmückten Reliquien von frühchristlichen Märtyrern aus den Katakomben Roms. Es ist die größte Reliquiensammlung dieser Art. Zehn der „Heiligen Leiber“ sind Ganzkörperreliquien. Sie befinden sich im Hauptschiff der Basilika. Ein Laienbruder des Zisterzienserinnenklosters, Adalbert Eder, hat diese zwischen 1707 und 1765 verziert. Seit über 250 Jahren feiert die Pfarrei Waldsassen jährlich am ersten Sonntag im August das „Heilige-Leiber-Fest“, um die Reliquien zu verehren. Mögen diese Reliquien und deren Verehrung einigen befremdlich und überholt erscheinen, so bleibt die Botschaft dieses Festes aktuell: Die Märtyrer gaben mit Leib und Seele Zeugnis für Christus.

Über die Heiligen Leiber gibt es auch eine eigene Broschüre zur Geschichte und mit Farbfotos, die am Schriftenstand und im Pfarrbüro Tel.: +49 (0) 9632 / 1387 oder unter info(at)pfarrei-waldsassen.de für 2,50€ oder per Bestellung erhältlich ist.

Heilige Leiber Waldsassen Basilika

Eine weitere Besonderheit ist die Orgel aus der Entstehungszeit der Basilika, die immer wieder erweitert und umgebaut wurde. Sie ist eine der größten Kirchenorgeln Europas. Heute erklingt sie außer während der Liturgie auch für geistliche Konzerte. In einer digitalen Orgelwanderung können Sie sich vor Ihrem Besuch über die Orgel informieren.

Patrozinium am 15. August

Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel ist das Hauptfest des Zisterzienserordens und damit auch das Patrozinium der ehemaligen Klosterkirche und jetzigen Basilika. Es wird am 15. August mit einem Festgottesdienst um 9.30 Uhr in der Basilika begangen. Orgel und Bläser gestalten die Feier musikalisch mit. Herzliche Einladung zur Mitfeier!

Weitere Gottesdienste in der Basilika

Kloster und Bibliothek

Die Basilika in Waldsassen war nicht der erste Kirchenbau. 1133 ließen sich an diesem Ort Zisterzienser nieder. Zuerst gab es eine kleine Holzkapelle, 1179 wurde die erste, gotische Kirche eingeweiht. Mit der Säkularisation wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche. Seit 1864 bewohnen wieder Zisterzienserinnen das Kloster.

Am 17. Mai 1864 entsandte das Kloster Seligenthal den Gründungskonvent, eine Gruppe von Pionierschwestern nach Waldsassen zur Wiederbelebung des Klosters. Schließlich erwarb der Konvent in Seligenthal die Klostergebäude für 37'500 Gulden und errichtete das Filialkloster Waldsassen. Die Chronistin schrieb: "Ein großes Stück Arbeit war nun zu vollbringen. Die schmutzigen, rauchgeschwärzten Fabrikräume, sollten in ein wohnliches Kloster und in ein Erziehungshaus für die lebensfrohe Jugend umgestaltet werden."

Auch von den Behörden und von einem Teil der Bevölkerung Waldsassens türmten sich Schwierigkeiten auf. Es war ein unsäglich mühsamer Beginn, der viel Mut, Opferbereitschaft und Gottvertrauen verlangte.
Die Zisterzienserinnen richteten in Waldsassen eine klösterliche Mädchenschule mit angeschlossenem Internat am 5. Oktober 1865 ein. Denn dies war die Hauptbedingung des Staates an den Gründungskonvent, unter der das Kloster neu besiedelt werden durfte und somit bekam die Wiederbesiedelung eine Existenzberechtigung in den "Augen des Staates". Damit wurde eine völlig neue Entwicklung des Klosters in die Wege geleitet. Nach und nach kauften die Zisterzienserinnen die klösterlichen Besitzungen wieder zurück.

Die Schwestern beten in einer eigenen, kleineren Klosterkirche, die im Jahre 1924 erbaut wurde.

Im Kloster Waldsassen befindet sich eine der kunsthistorisch wichtigsten Bibliotheken Süddeutschlands. In der Stiftsbibliothek können meisterhaft geschnitzte Holzskulpturen des Holzbildhauers Karl Stilp und sehenswerte Deckengemälde und Stuckarbeiten besichtigt werden.

Öffnungszeiten, Führungen und Eintritte

Wallfahrtskirche Kappl

Nur 5 km von Waldsassen entfernt, bei Münchenreuth, befindet sich eine weitere Kostbarkeit des Kirchenbaus in Süddeutschland: Die Wallfahrtskirche Kappl, erbaut zur Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Sie ist eine der bedeutendsten Barockrundbauten Deutschlands, erbaut 1685 bis 1689 von Georg Dientzenhofer aus der gleichnamigen Architektenfamilie. Der Baustil will auf den ersten Blick die Dreiheit der göttlichen Personen und die Einheit des göttlichen Wesens erkennen lassen: drei Türme, ein Zentralbau, aber drei Altäre, die dem Vater, Sohn und dem Heiligen Geist geweiht sind. Die Winkelnischen der Altäre bilden ein Dreieck.

Gottesdienst gefeiert wird jeden Sonn- und Feiertag um 9.30 Uhr (von Palmsonntag bis zum Sonntag vor Allerheiligen).

Am 15. August wird das sogenannte zweite Patrozinium der Kapplkirche gefeiert. Der Kath. Frauenbund hat am Tag zuvor herrliche bunte, duftende Kräuterbüschel gebunden, die nach den Gottesdiensten verkauft werden. Der Verkaufserlös dient einem wohltätigen Zweck.

Die Kappl ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt einen behindertengerechten Zugang.

www.kapplkirche.de

Kappl im Winter

Reslgarten in Konnersreuth

Einen Ausflug wert ist auch der Reslgarten in Konnersreuth. Angelegt wurde er in den 1950er Jahren durch Therese Neumann, auch als „Resl von Konnersreuth“ bekannt, deren Seligsprechungsprozess eingeleitet ist. Resl hatte eine besondere Vorliebe für die Natur, die Blumen und Tiere. In ihrem Garten verbrachte sie täglich mehrere Stunden mit Pflege der Pflanzen und Blumen, die sie für den Kirchenschmuck und für religiöse Feste, etwa für Fronleichnam heranzog. Sie war Gründungsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins sowie Mitglied beim Bund Naturschutz und beim Geflügelzuchtverein.

Der Reslgarten wurde 2001-2006 vom Gartenbauverein Konnersreuth wiederhergestellt. Er besteht aus Obstgarten, Blumengarten und Gartenteich sowie Gartenhaus und Schuppen, die originalgetreu saniert und wieder mit der ursprünglichen Einrichtung versehen wurden. Im Zwischenbereich wurde ein großes Beet für jährlich wechselnde Bepflanzung angelegt. Ganz im Sinne der Resl, die häufig Kinder zu Besuch hatte, denen sie die Schönheit der Blumen und die Vielfalt der Insekten zeigte, bezieht der Gartenbauverein in dieses Projekt auch Kinder (Gruppen aus Kindergarten und Schule) mit ein.

Der Reslgarten ist vom 1. Mai bis 3. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Spenden für Pflege und Unterhalt werden erbeten.

Führungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Bitte im Pfarrbüro – 09632/8588 – anmelden.

www.reslgarten.de
 

Text: Maria König (mit Unterstützung von Gerald Hruby, Basilikaführer und ehrenamtlicher Archivbetreuer des Pfarrarchivs Waldsassen)



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