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Wochenweihe und Karmelitergeist

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Regensburg, 4. Januar 2024

Ein neues Jahr hat begonnen. Und auch 2024 bilden die hohen kirchlichen Feste die Höhepunkte im Jahr. Wir feiern Ostern, Pfingsten und am Jahresende das Weihnachtsfest. In früherer Zeit war auch der Alltag geprägt vom Glauben, und feste Rituale und die Gebetszeiten bestimmten den Tagesablauf. In seinen Aufzeichnungen hat der Pfarrer eines kleinen Ortes in der nördlichen Oberpfalz den „religiös-sittlichen“ Charakter und den Tagesablauf seiner Pfarrkinder um 1930 schriftlich festgehalten.

Religiöses Brauchtum in der Oberpfalz

Bereits beim Aufstehen hatte der fromme Oberpfälzer ein „In Gottes Namen“ auf den Lippen, wobei er sich mit Weihwasser, das in der Schlafkammer im Weichbrunn neben der Tür hing, besprengte. Noch vor dem Frühstück wurde dann ein kurzes Morgengebet oder das Vaterunser gesprochen, danach noch einmal ein Gebet, dann folgte der „Engel des Herrn“ und Gebete zu den persönlichen heiligen Patronen. Vor oder nach dem Essen nicht zu beten war undenkbar. In jeder Stube gab es einen Herrgottswinkel mit einem Kruzifix, wo am Abend nach dem Tischgebet auch das Familiengebet oder ein Gebet der jeweiligen Bruderschaft gesprochen wurde.

Fromme Gedanken und ein Stoßgebet

„Vor der Arbeit nimmt man Weihwasser und spricht: In Gottes Namen“, ist in den Aufzeichnungen des Pfarrers zu lesen. „Fromme Gedanken und Stoßgebete werden bei der Arbeit gemacht. Auch beendet man die Arbeit wieder in Gottes Namen. Und wenn die Kinder aus dem Haus gehen zur Arbeit oder zur Schule werden sie mit Weihwasser gesegnet und mit frommer Mahnung entlassen“. Nach einem harten Arbeitstag trafen sich dann nach dem Gebetläuten vor allem die Frauen und Kinder in der Kirche zum Rosenkranz. Schon damals beklagte der Oberpfälzer Pfarrer, dass die heilige Messe an den Werktagen hauptsächlich von Schulkindern, Mädchen oder älteren Personen besucht werde.

Die Wochenweihe

Doch nicht nur der Tag, auch die Woche war bestimmt durch Gebete und Kirchgang. So war der Mittwoch dem heiligen Josef geweiht, der Freitag den „bitteren Leiden des Herrn“, zu dessen Ehren um 11 Uhr mit allen Glocken geläutet wurde, und der Samstag galt als Tag der Mutter Gottes. Bereits um 7 Uhr, in den Wintermontagen eine halbe Stunde später, begann am Sonntag die Frühmesse. „Die Leute haben allgemein das Empfinden, dass sie den Sonntag nicht recht gefeiert haben, wenn sie nicht in der Kirche gewesen sind“, lobt der Pfarrherr seine Pfarrkinder. Der Hauptgottesdienst war dann um 9 Uhr, im Winter um halb 10, und an jedes Amt schloss sich das „Denken“ an, bei dem die Namen aller in den letzten Jahren Verstorbenen verlesen wurden. Nach der Messe mussten die Schüler zur „Christenlehre“ und am Nachmittag ging man zur „deutschen Andacht“.

Verständiger Pfarrer

Doch so fromm die Oberpfälzer auch waren – in der Erntezeit konnte es schon vorkommen, dass auch am Sonntag gearbeitet wurde. Dafür hatte auch der Pfarrer Verständnis. „Erntearbeiten wie Heuwenden und Einfahren geschehen am Sonntag bei zweifelhaftem Wetter“, schreibt der Seelsorger. „Nur einige weinige verrichten die Arbeiten regelmäßig auch am Sonntag. Besondere Missbräuche sind jedoch nicht zu bemerken“.

Die Monatsweihe

Auch einige Monate waren bestimmten Heiligen gewidmet. So war der Januar der Kindheit Jesu geweiht, der Mai der Mutter Gottes, der Juni dem heiligen Herzen Jesu, der Oktober der Rosenkranzkönigin und der November dem Gedächtnis der Armen Seelen. Im Marienmonat Mai war es selbstverständlich, dass die ganze Familie jeden Tag in die Maiandacht ging, und im Oktober wurde während der Messen der Rosenkranz gebetet.

Konradwasser und Walburgisöl

So konnte der Pfarrherr im Großen und Ganzen zufrieden mit seinen „Schäfchen“ sein. „Die Bevölkerung zeigt echt oberpfälzischen Charakter“, beschreibt er seine Pfarrkinder, „sich fremden Verhältnissen leicht anschmiegend (im Guten wie im Bösen). Die Leute sind allgemein ganz christlich religiös eingestellt infolge jahrhundertelanger Traditionen. Das religiöse Brauchtum spielt daher in der Pfarrei noch eine große Rolle“. Und auch mit Heiligen und Ordensleuten war man hier bewandert: „Das Volk kennt am besten die Franziskaner, weil ein Frater an großen Konkurstagen (Tage, an denen viele Gläubige kommen) zur Beichthilfe kommt. Sonst kennt man hier noch den Karmelitergeist, das Walburgisöl und das Konradwasser“.

Text: Judith Kumpfmüller



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