"Wir sind eine große Familie Gottes! Jeder ist kostbar! Mia halt ma zam!“ – Pfarrer Antony Soosai kümmert sich um ausländische Mitbrüder
Im Bistum Regensburg sind Priester aus Ländern der gesamten Welt in der Seelsorge tätig. Kommen sie in die bayerische Diözese, so bekommen sie in einem 2-jährigen Einführungskurs mit rund 30 Lerneinheiten das Rüstzeug für ihre seelsorgliche Tätigkeit. Dabei werden Inhalte, wie beispielsweise kirchliche Bräuche und Traditionen in Bayern, Feiern mit dem Gotteslob, Vorbereitung und Feier der Sakramente oder Gesprächsführung und Kommunikation in deutscher Sprache vermittelt. Mehrere Kontaktpriester sind für die "Neulinge" Ansprechpartner. Diese helfen bei alltäglichen Problemen, dienen zum Austausch und unterstützen sie, sich gut zu integrieren. Antony Soosai, Pfarradministrator aus Otzing, und selbst aus Indien stammend ist einer der Kontaktpriester und wirkt seit nun 18 Jahren als Seelsorger im Bistum Regensburg.
Einführungskurs ist große Hilfe
Die Unterstützung mit neu nach Regensburg gekommenen, ausländischen Priestern beschreibt er so: "Wenn wir uns zum ersten Mal treffen, versuche ich ihnen ihre Anfangsängste zu nehmen, indem ich sowohl meine positiven Erfahrungen in unserer Diözese mit ihnen teile, als auch die guten Eigenschaften der Menschen in Deutschland schildere; wie sie uns ein Zuhause, Unterstützung und Begleitung schenken. Ich motiviere sie, dass sie so schnell wie möglich Wurzeln schlagen, wachsen und gedeihen, indem sie sich in der deutsche Sprache verbessern, die deutsche Kultur und das gesellschaftliche Leben kennen und achten lernen." Die Mitbrüder, so sagt Soosai sollen auch die liturgischen Angebote der Diözese und die deutsche Kirche kennenlernen oder den deutschen Führerschein machen. Der Einführungskurs, so Soosai, ist eine große Hilfe sich in der neuen Situation besser zurechtzufinden und bildet zugleich auch die Voraussetzung für die künftigen Aufgaben in einer Pfarrei.
Neue Heimat in Bayern gefunden
Fälle von Rassismus sind Antony Soosai aus seinem Umfeld nicht bekannt. Auch hat selbst noch nie solche negativen Erfahrungen machen müssen: "Seit 2002 bin ich in Deutschland im Bistum Regensburg tätig. Davon 15 Jahre in der Pfarrei Neukirchen zu St. Christoph, Gemeinde Georgenberg in der Oberpfalz und jetzt seit drei Jahren in Otzing in Niederbayern. Mit großer Freude und tiefer Dankbarkeit muss ich sagen und zugleich anerkennen, dass sowohl die Diözese Regensburg als auch die Menschen in diesen Pfarrgemeinden mich von Anfang an gut angenommen und aufgenommen haben, dass ich sogar die Pfarrei Neukirchen meine zweite Heimat nannte und jetzt die Pfarrei Otzing meine dritte Heimat nenne. So viele liebe Menschen und Familien darf bzw. durfte ich kennenlernen, die mir durch ihre Freundschaft, ihre ermutigenden Worte, ihre Offenheit, Ihre großzügige Unterstützung und wertvollen Dienste, helfen. Durch diese Hilfe ist es mir möglich die Pfarrei lebendig zu halten, mich zu entfalten und meine Lebensträume zu verwirklichen, ganz besonders die Glaubensvertiefung und den Gemeinschaftsaufbau, die Vereinsgründung, um die Armen und Notleidenden zu unterstützen, oder ein Buch in der deutsche Sprache zu schreiben.
"Wir sind eine große Familie Gottes! Jeder ist kostbar! Mia halt ma zam!" Mit diesem Leitfaden, der aus unserem Glauben und der Überzeugung stammt, haben wir die Pfarrangehörigen eingeladen, proaktiv die Pfarrfamilie mitaufzubauen. Es ist eine große Freude zu sehen, dass diese Initiativen Früchte tragen. Ja, wenn jeder sich zu einer Familie zugehörig fühlt und seine Aufgabe mit Hingabe und Freude erfüllt, wächst und blüht die Familie, so auch die Pfarrfamilie", erklärt der indische Geistliche .
"Herr mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens"
Wie aber soll man als Christ mit Rassismus umgehen, wenn er einem im eigenen Umfeld begegnet? Antony Soosai fasst das wie folgt zusammen: "Indem wir als Christen unseren Glauben wirklich wahrnehmen und annehmen. Als Christen glauben wir, dass Gott unser Vater ist und wir seine lieben Kinder sind und dass er uns Menschen nach seinem Abbild erschaffen hat! Daher sind wir alle Schwestern und Brüder mit der gleichen Würde. Dies bekennen wir, wenn wir das Vaterunser beten oder wenn wir unser Glaubensbekenntnis sprechen. In der Bibel gibt es zahlreiche Stellen, an denen immer wieder betont wird, dass wir alle zusammen gehören und eine Familie Gottes sind. Der heilige Paulus bringt dies im Galater-Brief schön auf den Punkt, wenn er schreibt: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus". (Gal 3, 28) Oder wenn er schreibt: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr." (1.Kor, 3, 16-17). Darüber hinaus hat uns Jesus, unser Herr, ja schon vorgelebt, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen sollen. Daraus ergibt sich für den Christen die goldene Regel: "Alles was ihr also von anderen erwartet, das tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten" (Matthäus 7, 12) Oder das Gebet von Franz von Assisi "Herr mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens" kann uns eine große Hilfe sein, wie wir mit dem Thema Rassismus umgehen sollen."