„Wir müssen die Sakramente neu schätzen lernen, um nicht den Götzen zu verfallen“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert in der Wallfahrtskirche Pilgramsberg das Fest der Heiligen Ursula
Anlässlich des Ursula-Festes feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller in der Wallfahrtskirche von Pilgramsberg einen Pontifikalgottesdienst. Die kleine Barockkirche, die eine Etappe auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela darstellt, war überfüllt mit Gläubigen.
In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf das Beispiel der Heiligen Ursula, die nach der Legende zusammen mit ihren Gefährtinnen für ihren Glauben ein Blutzeugnis abgelegt habe. Ihre Mörder, die Hunnen, hätten überall furchtbare Verheerungen angerichtet. „Sie sind ein Beispiel für alle, die vor den Götzen in die Knie gehen, “ erklärte der Regensburger Oberhirte. Auch heute gäbe es Götzen, führte der Bischof aus. Er nannte in diesem Zusammenhang die Ideologien des Nationalsozialismus, des Kommunismus und des Kapitalismus. Neben dem Götzen des Geldes gäbe es auch die Meinung, Sexualität sei alles.
„Vergnügen ohne Verantwortung“, das die Sexualität herauslöse aus der Einbettung in die Ehe, die von Gott gesegnet ist, mache die Menschen unfrei. „Wenn wir vor Gott knien, werden wir nicht versklavt. Wir werden hineingeführt in die Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Gottes“, betonte der Bischof.
Eine große Hilfe seien dabei die Sakramente, empfahl der Bischof. „Wir müssen die Sakramente neu schätzen lernen, um nicht den Götzen zu verfallen, “ mahnte der Regensburger Oberhirte im Hinblick auf die Texte der Sonntagslesung. Es gäbe auch den Götzen der Bequemlichkeit, der Säkularisierung, der das Gerede verbreite: „Die Sakramente und die Kirche, das brauche ich alles nicht.- Doch Christ wird man erst durch die Taufe, die Gnade entfaltet sich durch das Sakrament der Firmung,“ fasste der Bischof zusammen. Wenn jemand durch Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit der Sünde verfalle, solle er seine Sünden bekennen im Herzen und vor der ganzen Kirche, indem er die Vollmacht des Priesters zur Absolution in Anspruch nehme. „Die Haltung: `Das mache ich mit meinem Gott alleine aus`, sei Selbstrechtfertigung, stellte Bischof Gerhard Ludwig Müller fest.
Auch die Sakramente der Priesterweihe und der Ehe sollten die Christen neu schätzen lernen, forderte der Bischof die Gläubigen auf. Sie bildeten die Grundstruktur der Kirche. Die, die sich zum Priestertum berufen fühlten, sollten sich von niemanden irre machen lassen. „Es ist eine große Freude, die einen Priester erfüllen kann, wenn Menschen sich zum wahren Gott bekehren“, bestätigte Bischof Gerhard Ludwig Müller.
Auch die christlichen Eheleute sollten sich nicht einreden lassen, die Ehe sei ein veraltetes Modell. „Die Mühe, die in der Erziehung der Kinder, in mancher Enttäuschung und im Ärger des Alltags aufgewendet wird, wird aufgewogen durch die Freude, “ ermutigte der Bischof die Gläubigen. „Von den Familien hängt es ab, ob das Ganze der Gemeinschaft gelingen kann“, fasste der Bischof zusammen. Die Heilige Ursula hätte sich nicht einschüchtern und beschwatzen lassen von falschen Götzen, ebenso sollten wir „weggehen von den falschen Götzen, die die Menschen nicht befreien, sondern knechten und unterdrücken, und uns auch heute ganz klar orientieren an Jesus Christus.“
Um 14 Uhr fand in der Wallfahrtskirche noch eine Dankandacht statt. Die Heilige Ursula ist bereits im Jahre 1528 als Schutzheilige des Kirchleins urkundlich bezeugt. Nach Übertragung eines Gnadenbildes der Muttergottes im Jahre 1839 wandelte sich die Stätte zu dem Marienwallfahrtsort „Unserer Lieben Frau vom Pilgramsberg“. Die mit Votivtafeln übersäten Wände der Kirche und das eigens für die „Muttergottes vom Pilgramsberg“ komponierte Lied zeugen von der traditionsreichen Marienverehrung an diesem Ort.