News Bild „Wir brauchen keine andere Technik, sondern bekehrte Wissenschaftler“ – Bischof Dr. Voderholzer sprach in Eichstätt über die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus

„Wir brauchen keine andere Technik, sondern bekehrte Wissenschaftler“ – Bischof Dr. Voderholzer sprach in Eichstätt über die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus

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Im Rahmen der „Eichstätter Gespräche“ hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer über die neue Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus gesprochen. Die Eichstätter Gespräche werden vom Bund katholischer Unternehmer (BKU) und der Ingolstadt School of Management im Rahmen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) ausgerichtet. Anschließend feierte der Regensburger Bischof in der Eichstätter Schutzengelkirche ein Pontifikalamt. Zu den Gesprächen und dem Gottesdienst waren rund 100 Unternehmer, darunter zahlreiche Mitglieder der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk gekommen. Die Veranstaltung stand außerdem in Kooperation mit der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchen-Gladbach.

 

Den Garten der Welt bebauen, hüten und kultivieren

Bischof Voderholzer verwies zunächst darauf, dass die Enzyklika oft falsch dargestellt Aspekte richtigstellt. Seit den späten 1960er Jahren sei die Umweltzerstörung auf das Schriftwort aus der Genesis zurückgeführt worden, wonach der Mensch berufen sei, sich die Erde untertan zu machen. „Das ist nicht die korrekte Interpretation der Bibel, wie sie die Kirche versteht.“ Papst Franziskus erklärt nun, dass es nicht um die absolute Herrschaft gehe, sondern darum, den Garten der Welt zu bebauen, zu hüten und zu kultivieren. Bereits Papst Benedikt XVI. habe in der Enzyklika „Spe salvi“ darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Wort von der Unterwerfung im 16. Jahrhundert in kirchenkritischer Absicht durch Francis Bacon populär gemacht wurde. Bischof Voderholzer: „Es ist schon kurios, wenn der Kirche eine Haltung vorgeworfen wird, die einer ihrer Kritiker populär gemacht hat.“ Franziskus dagegen schreibt, der Herrschaftsauftrag könne sich zwar wegen der Erbsünde des Menschen verkehren. Er sei aber als hüten und kultivieren zu interpretieren.

 

Außerdem erklärte der Bischof von Regensburg, die neue Enzyklika lasse sich nicht von einer Partei vereinnahmen. „Das wäre völlig illegitim.“ Im Übrigen sage Papst Franziskus, eine wachsende Bevölkerung sei durchaus mit einer solidarischen Entwicklung voll vereinbar. Bemerkenswert sei auch, so Dr. Voderholzer, dass der Papst in der Enzyklika ein extremes Gendermainstreaming kritisiere.

 

Klimawandel: der breite Konsens in der Wissenschaft

Was die weltweiten Diskussionen um den Klimawandel betreffe, so wisse Papst Franziskus um seine Kompetenz. Im Wissen darum, dass wissenschaftliche Erklärungen keine Glaubenssätze sind, nenne er seine Quellen. Es gebe eine Recht und auch die Pflicht, auf einen breiten Konsens in der Wissenschaft zu hören und die Konsequenzen daraus zu bedenken. Überhaupt gelte es, im Sinne einer „Heuristik der Furcht“ (Hans Jonas) statt einer „Hermeneutik der Wahrscheinlichkeit“ auf die schlechtere als auf die bessere Prognose zu setzen – angesichts der Höhe des Schadens, um den es gehen kann: die Auslöschung der Menschheit.

So habe Papst Franziskus die Grenzen der Kirche benannt, der es allerdings darum gehe, die ehrliche Debatte unter Wissenschaftlern zu fördern. Die Menschheit müsse sich ändern, was eine erzieherische Herausforderung im Sinne der anzustrebenden langfristigen Regenerationsprozesse sei. „Wir brauchen keine andere Technik, sondern bekehrte Wissenschaftler, die Teile der Elite sind, die das Ganze im Blick haben“, erklärte Bischof Voderholzer. Das sei die Begründung für die Existenz der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: „Wo wenn nicht gerade an einer katholischen Universität sollte die notwendige umfassende Ökologie nicht nur theoretisch erdacht, sondern auch praktisch eingeübt werden?“ In Eichstätt etwa gelte es, die spirituelle und charakterliche Bildung mit Wissenschaftlichkeit zu verbinden, stellte Bischof Dr. Voderholzer fest: „Katholizität und Universität schließen sich nicht aus, sondern sie befruchten sich.“



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