Wie halten wir es mit der Religion? In „Kaum zu glauben?“ bei TVA diskutierte Journalist Karl Birkenseer mit CSU-Politiker Manfred Weber, ob das Christliche zur Folklore herabgesunken ist
Am kommenden Samstag, 20. Februar, hat TVA Regensburg erneut eine frische Folge des Formats „Kaum zu glauben?“ gesendet. Das Thema ab 18.30 Uhr lautete „Was soll Religion? Wie Glaube Land und Leute prägt“. Experte war der bekannte Europapolitiker Manfred Weber (CSU). Als kritischer Anwalt des Publikums fungierte der ebenfalls renommierte Journalist Karl Birkenseer. Der gebürtige Regensburger Karl Birkenseer ist Mitglied der Chefredaktion der „Passauer Neuen Presse“. Die Moderation lag bei Matthias Feuerer, dem Stellvertretenden Redaktionsleiter bei TVA.
Behandelt wurden theologisch bedeutsame Fragen: Ist (die christliche) Religion das Fundament unserer Gesellschaft als massiver Unterstützer von Solidarität und Menschenwürde oder nur (noch) Folklore? Was darf Religion? Und was heißt dies wiederum für den konkreten Einfluss des Christlichen mit Blick auf die Sonntagsruhe sowie Feiertage und eine Wiederentdeckung des Fastens und der Zurückhaltung in Zeiten wachsender Sorge um die Schöpfung? Schließlich war in Zeiten von Corona nicht zuletzt zu fragen, wie öffentliches Trauern möglich ist. Dies alles vollzog sich schließlich vor dem Hintergrund der Überzeugung, dass der Mensch mehr ist als nur Konsument und Bürger.
„Kaum zu glauben?“ ist eine Produktion der Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg (KEB), des Akademischen Forums Albertus Magnus und der Bischöflichen Presse- und Medienabteilung zusammen mit dem regionalen TV-Sender. Das Produkt wurde für Coronazeiten und darüber hinaus entwickelt und diskutiert mit regionalen Bezügen theologische Themen, die Bischof Dr. Rudolf Voderholzer ein Anliegen sind, im konkreten Falle diesmal nun etwa den Schutz des Sonntags.
Die Ausstrahlung am 20. Februar erfolgte den ganzen Abend lang ab 18.30 Uhr, Beginn war immer zur halben Stunde. Der Samstagabend ist bei TVA Primetime. Behandelt wurden in den vergangenen Wochen und Monaten bereits das Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft, die Hintergründe der Coronakrise und die christlichen Werte in und für Europa, der Sinn des christlichen Glaubens bei der Bewältigung des Alltags sowie die Aussagekraft der Krippen mit Blick auf die Botschaft von Weihnachten. Vor drei Wochen diskutierten der Moraltheologe Prof. Dr. Rupert M. Scheule mit Anwältin des Publikums Theresa Garcia die Frage, wie wir mit Tieren umgehen sollen. Auch in den folgenden Wochen kann dann die Sendung, wie bereits die Sendungen zuvor in der Mediathek unter tvaktuell.com abgerufen werden. Weitere Themen und Sendungen sind in Planung.
Menschen erreichen in Zeiten von Corona
„Kaum zu glauben?“ vermittelt Theologie im regionalen Sender TVA
Wie heilig ist der Sonntag (noch)? Und wer ist schuld an der Corona-Pandemie? Welche Rechte haben Tiere? Diesen und weiteren Fragen geht die Sendereihe „Kaum zu glauben?“ bei TVaktuell Regensburg auf den Grund. Beratend stehen die Katholische Erwachsenenbildung (KEB), das Akademische Forum Albertus Magnus und die Bischöfliche Presse- und Medienabteilung zur Seite. Die Regensburger Journalistin Vanessa Gewehr hat bei Prof. Dr. Veit Neumann, Redakteur in der Medienabteilung, nachgefragt, was es mit der Sendung auf sich hat. Bei dem Journalisten und Theologen laufen die Fäden von „Kaum zu glauben?“ zusammen. Das Interview ist u.a. in der Regensburger Tageszeitung „Donaupost“ sowie in der Katholischen Sonntagszeitung für das Bistum Regensburg erschienen.
Herr Professor Neumann, wie kam es zu der Idee zur Sendung?
Wir haben überlegt, wie wir Menschen in Zeiten von Corona erreichen können, in denen nichts mehr scheint wie zuvor. Wir wollen dabei wichtige Aspekte des Glaubens, die helfen das Leben zu bewältigen, zum Thema machen und zur Diskussion stellen. Es geht bei der Sendung um die Vermittlung wichtiger theologischer Themen mit regionalem Anspruch.
In der Beschreibung der Sendung auf der Homepage des Bistums ist zu lesen, dass das Buch „Zur Erneuerung der Kirche: Geistliche Impulse zu aktuellen Herausforderungen“ von Bischof Rudolf Voderholzer Grundlage für Themengebiete ist. Wie ist das zu verstehen?
Wir greifen Themen auf – darunter solche, die dem Bischof allgemein wichtig sind, und solche, die ihm spezifisch wichtig sind. In der kommenden Sendung am 20. Februar geht es um den Schutz des Sonntags. Das betrifft die Bedeutung unserer Religion in der Öffentlichkeit. Das ist dem Bischof ein sehr großes Anliegen.
Wie läuft so eine 25-minütige Sendung ab?
Es gibt einen Experten, dem ein Anwalt des Publikums gegenübersteht. Das ist der Gegenpol, der kritische Fragen stellt und das Gesagte in Frage stellt. Meinungen nähern sich auch mal an. Aber es geht darum, das Thema echt zu diskutieren und verschiedene Aspekte zu beleuchten. Kombiniert wird das Ganze mit einer Umfrage unter Regensburger Bürgern. Matthias Feuerer, Stellvertretender Chefredakteur bei TVA, fungiert als Moderator.
Wie war der Start der Reihe im vergangenen Jahr?
Alles echte Neue ist ein Wagnis. Tatsächlich haben wir von Beginn an das Konzept erprobt und dann kreativ entwickelt. Jetzt hat sich unser Team aus denen, die inhaltlich überlegen, und denen, die die Sendung produzieren, sehr gut eingespielt; bilde ich mir zumindest ein.
In den letzten Sendungen wurde das Thema Tierwohl besprochen. Davor wurde der Frage nachgegangen, wer an der Corona-Pandemie Schuld trägt. Warum greift die Kirche diese weltlichen Angelegenheiten auf?
Hinter beinahe jedem Thema steht die Frage nach dem christlichen Menschenbild. Das zeigt sich in der Frage, wie wir als Menschen, die wir selbst Geschöpfe sind, mit der Natur als Schöpfung umgehen. Das wurde im Zuge der Fragestellung „Wer ist an Corona schuld?“ aufgegriffen. Bei der Frage aus der letzten Sendung „Dürfen wir Tiere essen?“ geht es um Tiere. Aber es geht dann, weil es uns betrifft, eben nicht zuletzt um das Menschenbild, das unser konkretes Handeln an den Tieren mit bestimmt. Wir versuchen, anhand der Themen wesentliche Grundsätze des katholischen Glaubens zu erklären und präsent zu machen.
Wie wichtig ist es, dass die Kirche Stellung zu weltlichen Themen bezieht und aktuelle Themen aufgreift?
Dass die Kirche aktuelle Themen erhellt, ist sehr wichtig. Sie ist ja nicht sprachlos. Die meisten oder doch viele Probleme haben sich auf die ein oder andere Weise schon früher in der Geschichte gestellt. Das ist nun kein einfaches Recycling dessen, was war, sondern eine Aktualisierung, indem wir fragen: Welche Lösungen gab es? Und was sollten wir davon heute mitnehmen? Konkret: Wie gehen wir in Corona-Zeiten miteinander um? Ähnliches war schon in Zeiten früherer Epidemien zu fragen. Das Knowhow gilt es auf unsere heutige Situation zu übertragen. Und wenn wir in dieser Sendereihe Lösungsansätze anhand des Wissens der Kirche mit Gewinn für alle aktualisieren können, würde ich mich sehr freuen. Das kann spannend und gleichzeitig unterhaltsam sein. Dahin möchten wir unbedingt immer wieder kommen. Dazu werden wir uns in einer der kommenden Sendungen mit dem Thema Familie und Zusammenleben befassen, und außerdem vor Ostern damit, was die Auferstehung ist und wie wir durch sie einen ganz anderen Blick auf unser Leben bekommen.
Sie stehen nach der Sendung für Fragen und Anmerkungen der Zuschauer zur Verfügung. Wie war bisher die Resonanz?
Wie es häufig in der Öffentlichkeit der Fall ist, sind echte Reaktionen zwar überschaubar, aber deutlich und klar. Es gibt bestärkende und kritische Rückmeldungen. Beispielsweise wurde an der Sendung „Tierisch gut“ kritisiert, dass wir die Position der Jäger nicht aufgegriffen haben. In der begrenzten Sendezeit ist es jedoch nicht möglich, alles zu behandeln: vom Zirkus und Zoo über die Jagd und Lebensmittelindustrie bis hin zur Tierhaltung, wobei das Thema Haustiere dann ja noch gar nicht behandelt wäre. Anspruch ist es nicht, alle Unterthemen enzyklopädisch durchzuarbeiten, sondern das christliche Thema dahinter zur Geltung zu bringen, weil es, und da bin ich mir sehr sicher, menschlich trägt.
Will die Kirche mit der neuen Sendereihe gezielt ein jüngeres Publikum ansprechen?
Wir möchten alle Generationen im Blick haben. Aber es ist auch nicht untersagt, sich über die Weitergabe des Glaubens an jüngere Menschen Gedanken zu machen. Da trifft es sich gut, dass wir neue Gesprächsangebote unterbreiten.
Auf welche Themen dürfen wir uns am Samstag, 20. Februar, freuen?
Der CSU-Politiker Manfred Weber hat zugesagt, über die Religion in der Öffentlichkeit zu sprechen: Brauchen wir sie? Darf und kann sie überhaupt Vorgaben machen? Aber auch um den Zusammenhalt der Gesellschaft geht es dabei. Wie wichtig ist uns gesellschaftliche Religiosität in Zeiten von Katastrophen, in Zeiten der Trauer oder gar der Unmöglichkeit, gemeinsam zu trauern? In einigen Bereichen ist unsere Glaubensgemeinschaft momentan auf dem Rückzug. Aber im Sinne gesellschaftlicher Religiosität erscheinen Anknüpfungspunkte an anderen, manchmal sehr unerwarteten Orten. Wenn Influencer zu einem vegetarischen Freitag oder einem vegetarischen Monat („Veganuary“) aufrufen, ist zu überlegen, welche Rolle das kirchliche Fastengebot künftig haben soll – aber nicht als wieder und einfach immer so weiter, sondern als Aktualisierung. Aktualisieren heißt neu mit Bedeutung aufladen. Das ansprechend zu vermitteln müssen wir immer wieder probieren, in Zeiten von Corona möglichst kreativ.