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Weltflüchtlingstag: Psychosoziale Versorgung durch die Caritas Regensburg

Krieg im Kopf

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Regensburg 20. Juni 2024

Es steht schlecht um die psychologische Versorgung von Geflüchteten in Deutschland. Viele haben extrem traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Krieg, Folter, der Tod von Familienangehörigen - die Betroffenen benötigen spezialisierte und oft langwierige Therapien, die in der Regel nicht sofort zur Verfügung stehen.

Höchste Zeit also für das Projekt der Psychosozialen Versorgung für Geflüchtete (PSV), das im Juli vergangenen Jahres bei der Caritas Regensburg startete. Ziel ist es, mittels ehrenamtlicher Sprachmittler und den hauptamtlichen Beraterinnen der Caritas Regensburg eine erste emotionale Stabilisierung der Betroffenen zu erreichen.

„Manche Geschichten kann man nicht ins Deutsche übersetzen“, erzählt Rawan Ammi zaghaft lächelnd. Die 28-jährige Syrerin ist eine von aktuell 15 Personen im Projektteam PSV. Ammi übersetzt für arabisch und kurdisch sprechende Menschen. Vor zwei
Jahren ist sie selbst vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen, hat in Deutschland die Hilfe erhalten, die sie brauchte, um sich erfolgreich integrieren zu können. Inzwischen hat sie Freunde gefunden, die sie ihre „deutsche Familie“ nennt. Ammi weiß, wie viel Schmerz es kostet, auf der Flucht zu sein: „Wer hilft ihnen denn, wenn nicht wir?“, begründet Ammi ihr ehrenamtliches Engagement bei der Caritas Regensburg.

Sprachmittlerinnen wie sie sind das Herzstück in der psychosozialen Beratung von Geflüchteten bei der PSV – sie bilden die wesentliche Brücke zwischen den Beraterinnen und den Klienten, die durch vielfältige Faktoren belastet und sehr vulnerabel sind. Die PSV leistet einen wichtigen Beitrag zur psychischen Stabilisierung von geflüchteten Menschen im Alltag.

„Die meisten Ehrenamtlichen bei uns sind selbst Geflüchtete. Sensible Themen, wie sexuelle Gewalterfahrungen, sind in der Übersetzung eine große Herausforderung. Deshalb muss für die Ehrenamtlichen nach schwierigen Gesprächen Zeit für ein psychologisches Nachgespräch eingeplant werden. Aber ohne die Sprachmittler gäbe es keine PSV“, beschreibt Svenja Petri, Referentin für Engagement und Gemeinwohl bei der Caritas Regensburg, den täglichen Zwiespalt in dieser Dreiecksbeziehung zwischen Beraterinnen, Sprachmittelnden und Betroffenen.

„Angesichts der vielen traumatisierten Geflüchteten ist das Projekt der PSV mit derzeit zwei fest angestellten Beraterinnen ein Tropfen auf den heißen Stein“, bedauert Petri. Immerhin konnte in der Pilotphase zwischen Juli und Dezember vergangenen Jahres 34 Menschen unmittelbar geholfen werden. Aufgrund begrenzter Refinanzierung konnten sich Betroffene bis Mai 2024 lediglich auf Wartelisten eintragen lassen. Um mehr Beratungen anbieten zu können, braucht es mehr politische und finanzielle Unterstützung, so die Verantwortlichen. Geplant ist ein Regensburger Caritas-Zentrum für psychosoziale Versorgung, wie es bereits in Großstädten existiert. Dazu bedarf es aber einer stabilen Finanzierung. Bisher lebt das Projekt der PSV von zeitlich befristeten Fördergeldern.

Die Anträge, um das Projekt der psychosozialen Versorgung zu einem Zentrum ausbauen zu können, sind eingereicht. Jedoch – zehn Prozent der sechsstelligen Summe muss aus Caritasmitteln selbst finanziert werden.

 

Text: Caritas Regensburg

Foto: Scha Sabbtai Tuysserkanik

(to)

Weitere Infos

Der Caritasverband der Diözese Regensburg e.V. ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Unterstützung bedürftiger Menschen in der Region einsetzt. Mit mehr als 900 sozialen Dienstleistungen, Einrichtungen und Projekten bietet die Caritas Hilfe und Beratung in vielen Bereichen des täglichen Lebens an. Dazu gehören unter anderem die Unterstützung von Menschen in besonderen Lebenslagen sowie das Betreiben zahlreicher Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen. Der Verband setzt sich darüber hinaus für eine gerechte Gesellschaft ein und erreicht mit seiner Arbeit mehr als 334 000 Menschen jährlich. Mit einem breiten Netzwerk aus ehrenamtlichen Helfern und professionellen Mitarbeitern ist die Caritas ein wichtiger Partner für Menschen in schwierigen Lebenssituationen.



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