Weltenburg / Regensburg, 4. März 2025
Ob Caritas, kirchliche Schulen, Religionsunterricht, Tourismus oder Kirchenmusik – die katholische Kirche hat enorm viele Kontaktpunkte zu ihren Angeboten und zu ihrer Geschichte. Viele Menschen, die aus dieser Richtung mit ihr in Berührung kommen, haben einen sehr positiven Eindruck. Aber die Akzeptanz für die Kerninhalte der katholischen Kirche, für den Glauben also, sinkt weiter. Diese Frage beschäftigte den Verband „Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung“ (KKV) bei den „Weltenburger Gesprächen“, die erstmal nach der Corona-Krise wieder aufgenommen worden sind.
Weltenburg ist ein Kraftort, wie KKV-Landesvorsitzender Georg Steiner betonte. Und Abt Thomas Freihart OSB stellt fest, dass gerade ein Benediktinerkloster, das mehr als tausend Jahre Kontinuität aufweise, ein Beweis für Stärke und Zuversicht im Glauben sei. Trotzdem müsse man sich immer wieder die Frage stellen, wie auch durch benediktinische Gastfreundschaft Glaube so vermittelt werden kann, dass religiöse Stätten wie Klöster und Kirchen nicht nur Kulisse seien. Sebastian Frankenberger, Präsident des Weltverbandes der Fremdenführer, ergänzte, dass gerade an kirchlichen Orten die Guides sich mehr mit Glauben, mit religiöser Tradition und der Kirche identifizieren müssen.
Resonanz kann nicht entstehen, wenn die Vermittler die tiefere Botschaft von Religion nicht mehr verstehen, sie nur auf kunsthistorische Daten reduzieren. Ähnlich auch der langjährige Domkapellmeister von Regensburg, Roland Büchner. Für die Regensburger Domspatzen sei es ihm immer wichtig gewesen, dass man mittels eines eigenen Gesangstheologen die Kinder in die Welt der Choräle und der Texte dieser Musik einführe und vertraut mache. Man höre es, so Büchner, ob jene die da singen auch wissen was sie singen und dazu eine Beziehung aufgebaut haben.
Eichendorff und die Schulbildung
Wenn Begegnungen mit Kirche eine größere Resonanz erzielen sollen, so eine wichtige Erkenntnis der Weltenburger Gespräch, dann muss es um mehr Authentizität gehen, dann muss etwas zum Schwingen gebracht werden. Georg Steiner zitierte das berühmte Gedicht „Die Wünschelrute“ von Joseph von Eichendorff, das die tiefe Sehnsucht der Romantik widerspiegelt: „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“. Damit beschäftigte sich auch Prof. Dr. Hans Mendl, der an der Universität Passau den Lehrstuhl für Religionspädagogik innehat. Er stellte den Religionsunterricht in den schwierigen Kontext des schulischen Unterrichts und plädierte für einen dialogischen Religionsunterricht für alle. Religionsunterreicht müsse performativ sein. Nur wenn die Kinder Glauben und Kirche erleben können, dann kann auch der Funke überspringen. Die klassischen Lehrpläne seien eher hinderlich, so Mendl, um den Religionsunterricht zur vollen Entfaltung zu bringen.
Kirchliche Schulen sind Perlen des kirchlichen Bildungsauftrages, so der Leiter der Gisela-Realschulen in Passau, Dr. Markus Eberhardt. Passau-Niederburg sei die einzige von der Diözese Passau getragene Schule. Das schaffe einen großen Freiraum, um schulische Bildung aus kirchlicher Sicht betreiben zu können. Die Fokussierung auf Mädchen sowie die Möglichkeiten, dass die Schule an vielen Modellprojekten teilnehmen kann, mache Niederburg besonders attraktiv. Zudem sei es ihm wichtig, dass die Schule nicht aussortiert, sondern dass sie die unterschiedlichen Fähigkeiten und Stärken der Kinder auch über die Noten hinaus anerkennt und die Kinder individuell gefördert werden können. So kann man sich als kirchlicher Bildungsträger gegen einen Zeitgeist profilieren, der alles messbar und kommerzialisierbar machen möchte, so Dr. Eberhardt.
Caritas ist Kernbereich
Wolfgang Duschl, der Leiter der Kommunikation des Caritasverbandes der Diözese Passau stellte fest, dass Caritas den Kernbereich der Kirche ausmache. Ob Kindergarten oder Pflegeheim, Beratungsangebote in schwierigen Situationen – all das mache die Caritas zur wahren Kirche. Dabei wurde auch angemerkt, dass man bei aller Professionalisierung darauf achten muss, dass die Caritas sich nicht zu sehr von der Gesamtidentifikation der Kirche und den Pfarrgemeinden weg entwickle. Es bestehe die Tendenz, so einige Teilnehmer, dass sich hier ein immer größerer Konzern entwickelt, der völlig eigenständig agiert. Beispielsweise sei die lange Tradition der persönlichen Caritas-Haussammlungen im Rückgang begriffen. Duschl stellte besonders heraus, welcher Spirit die Caritas-Mitarbeiter prägt. Sie wissen sehr wohl, dass die Caritas aus kirchlichem Engagement heraus entstanden ist, davon getragen wird und demzufolge die Arbeit weit über eine professionelle Dienstleistung hinaus gehen muss. Es gehe um Hilfe, um Menschen, um Barmherzigkeit, die spürbar bleiben muss.
Die Referenten der Weltenburger Gespräche vermittelten ihre Arbeit und ihr Engagement mit großer Begeisterung die stolz machte auf Glauben und Kirche. Man stellte aber auch fest, dass die offizielle Kirche viel zu defensiv damit umgehe und zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Der KKV möchte dazu beitragen, dass Glauben und Kirche positiver wahrgenommen werden. Die vielen Angebote, ob sozial, schulisch, kulturell oder touristisch sind ein Schlüsssel, um Menschen für den Glauben zu begeistern. Aber die Resonanz, durch Begegnungen eine neue Schwingung für Glauben, für Gott auszulösen verpufft oft. Resonanz braucht Narrative und Erlebnisse, die mehr als Dienstleistung sein müssen.
Die Weltenburger Gespräche des KKV haben gezeigt, wie Präsentationen wirken können und wie zusätzliche sinnliche Erlebnisse, ob Orgelkonzert, Erläuterungen zu kirchenmusikalischen Darbietungen, aber auch Kulinarik und Pflege religiöser Rituale wie das Chorgebet der Menschen oder auch ein Tischgebet wichtig sind, um Glauben zu spüren und neu zu erleben. Die Diskussionen der Teilnehmer haben gezeigt, dass hier Luft nach oben ist und dass gerade die Aktivitäten katholischer Verbände dazu beitragen können, Kirche und Glauben anziehend und faszinierend zu erleben. Glaube erscheint heutzutage als letztes Abenteuer in einer entzauberten Welt, wie es der Journalist Tobias Haberl in seinem Buch „Unter Heiden“ ausdrückte. Es geht um Resonanzräume, um Resonanzerlebnisse wie es KKV-Landesvorsitzender Georg Steiner ausdrückte.
Text: KKV
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