Weihwasser-Ritus wird wiederbelebt – Hemauer Firma entwickelt Weihwasserspender
"Uns liegt der Gesundheitsschutz sehr am Herzen. Mit dem Weihwasserspender können wir den wichtigen Ritus wiederbeleben, ohne die Kirchgänger zu gefährden. Nach Ende des Gottesdienst stellen sich die Kirchbesucher extra an, jeder möchte beim Rausgehen nochmal einen Tropfen Weihwasser nehmen. Das zeigt, wie wichtig dieses Ritual für unsere Gläubigen ist." Dies sagt Pfarrer Adrian Latacz. Der Seelsorger der Pfarrei St. Georg Painten ist der Geistliche, der das Pilotprojekt in Sachen "Weihwasserspender" betreut, in seinem Gotteshaus wurden die ersten beiden Spender aufgestellt. Und er ist sehr angetan von dem im Nachbarort Hemau entwickelten Gerät, das das durch die Corona-Pandemie vollzogene Verbot von Weihwasser aus den Weihwasserkesseln löst.
Drei-Mann-Betrieb entwickelt Spender mit Fußpedal
Zwar sind seit Anfang Mai Gottesdienste wieder erlaubt, aber eben unter Beschränkungen: Begrenzung der Besucher, Tragen von Mund-Nasen-Schutz, kein oder nur wenig Gesang, weniger Ministranten - und eben kein Weihwasser. Darüber war in der Pfarrgemeinde St. Johannes Hemau auch Johanna Sturm sehr betrübt und sprach mit ihrem Ehemann Tobias darüber. Dieser ist Geschäftsführer der 2015 gegründeten Firma Foottec, ein Drei-Mann-Betrieb. Die Idee der Firmengründung war, Desinfektionsmittelspender zu entwickeln. Da dieser Aspekt auch schon vor der Corona-Krise zunehmend an Bedeutung gewann, entwickelte sein Unternehmen auch für die Gastronomie einen Soßenspender für Ketchup, Senf oder Mayonnaise. Das Grundprinzip, das sich Sturm patentieren ließ, ist eigentlich simpel: mit einem Fußpedal wird eine Pumpe betätigt, die dann die gewünschte Flüssigkeit über einen Auslaufhahn freigibt.
Da lag also die Idee nahe, diese Technik auch für das Weihwasser anzuwenden. Tobias Sturm tüftelte sofort an der Umsetzung, mit seinem Geschäftspartner Ludwig Eichenseher entwickelte er dann den Weihwasserspender, der natürlich auch eine dem sakralen Zweck entsprechende Gestaltung haben sollte. Schnell stand ein Prototyp bzw. ein Pilotprojekt fest. Die Produktion der Weihwasserspender erfolgt extern bei einer Metallbaufirma in Mühlhausen. Da Sturm für seine Produkte mit dem Paitner Bernhard Gabler einen Ansprechpartner hat, schlug dieser vor, die Weihwasserspender in der Pfarrkirche St. Georg zu testen. Gabler ist auch in der Kirchenverwaltung und stieß bei Pfarrer Adrian Latacz auf offene Ohren. Kurz vor Pfingsten wurden die ersten beiden Weihwasserspender hier aufgestellt. Auf einem anderen Weg gelangte ein Exemplar nach Barbing in die Pfarrkirche St. Martin. Preis erzählte dem Barbinger Priester von dem Weihwasserspender. "Als er mir den Vorschlag gemacht hat, fand ich die Idee auf Anhieb toll", blickt Pfarrer Wissel zurück. Sofort bestellte er ein Exemplar, das seit Anfang Juni in der Barbinger Kirche steht und rege von den Kirchgängern genutzt wird.
"Sei gesegnet"
Naheliegend war natürlich der Weihwasserspender auch in dem Gotteshaus, von dem die Initialzündung kam - in der Stadtpfarrkirche in Hemau. Nach einem Gespräch zwischen Stadtpfarrer Berno Läßer und Tobias Sturm und einer kurzen Besichtigung gab es am Pfingstsamstag grünes Licht. Zu den Pfingstgottesdiensten konnten sich die Gläubigen wieder unbedenklich mit Weihwasser bekreuzigen. Der Weihwasserspender orientiert sich in der Technik an dem bereits zuvor entwickelten Desinfektionsmittelspender. Bei der äußeren Gestaltung hat sich Sturm Rat von einigen Pfarrern geholt. "Sei gesegnet" steht auf dem Spender, dazu das Pax-Zeichen. Oder auch "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Mit seinen 25 Kilo steht der Weihwasserspender stabil. In dem aus Edelstahl gefertigten Spender befindet sich ein 5-Liter-Behälter mit Weihwasser. Bei Betätigen des Fußpedals wird über eine Pumpe ein Tropfen Weihwasser aus dem Auslaufhahn abgegeben. Das Weihwasser befindet sich im Rückteil des Spenders in einem lebensmittelechten Kunststoffbehälter, der es vor Lichteinfall schützt. Somit bleibt das Weihwasser hygienisch einwandfrei und veralgt nicht. "Völlig berührungsfrei und damit absolut hygienisch, da die Gläubigen im Gegensatz zum üblichen Weihwasserbecken mit dem vorgehaltenen Wasser an sich nicht in Kontakt kommen. Durch das rein mechanische System entsteht keinerlei Wartungsaufwand", betont Sturm. Nach gut zwei Wochen Testbetrieb hat Pfarrer Latacz noch keine negativen Stimmungen - etwa wegen einer modernen Erfindung - gehört. "Das Bekreuzigen mit Weihwasser ist eine liebgewonnene Tradition. Es kommt immer nur genauso viel, dass es zum Segnen reicht", betont Pfarrer Wissel. Für Hemaus Stadtpfarrer Läßer ist wieder "ein Stück Normalität" in die Kirche zurückgekehrt.
Mittlerweile sind rund 30 Kirchen mit dem Weihwasserspender ausgestattet, am Tag nach Fronleichnam hatte Sturm ein Gespräch mit einem Pfarrer in der nördlichen Oberpfalz. Der Geschäftsführer rechnet in den kommenden Wochen mit einer steigenden Nachfrage. Da bereits vorproduziert wurde, können Anfragen wohl schnell positiv beschieden werden. Der Preis - 695 Euro kostet das Gerät inklusive eines Wartungspakets - könnte aber vor allem kleinere Pfarreien vom Kauf abhalten. Diesem begegnet Sturm mit einem wichtigen Argument. "Ich denke, dass die Weihwasserspender in vielen Fällen gestiftet werden." Was teilweise seitens Pfarrmitgliedern bereits geschehen ist. Apropos Spenden. Auch ein Opferstock kann in den Weihwasserspender integriert werden. - Nähere Informationen unter <link http: www.weihwasserspender.com>www.weihwasserspender.com.