Weihbischof em. Karl Flügel im Alter von 88 Jahren verstorben
(pdr) „Pilgerbischof“ Weihbischof em. Karl Flügel ist am Dienstag, 1. Juni 2004, im Alter von 88 Jahren in Mallersdorf verstorben. Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller hatte ihm am 20. Mai, am Fest Christi Himmelfahrt, im Mallersdorfer Krankenhaus die Heiligen Sakramente gespendet. Noch am vergangenen Samstag hatte er ihn auf dem Rückweg vom Pilgergottesdienst in Altötting besucht.
Im Oktober letzten Jahren hatte der gebürtige Amberger im Dom das seltene 35-jährige Bischofsjubiläum feiern können. Als „Pilgerbischof“ habe Karl Flügel unzähligen Menschen durch seine engagierte geistliche Begleitung von weit über 40 Diözesan-Fußwallfahrten nach Altötting und ungezählten anderen Wallfahrten den Kern des Christseins erfahren lassen, würdigt Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller das Wirken des Verstorbenen bis ins hohe Alter hinein. „Wir Christen sind Pilger auf dem Weg in die Ewigkeit bei Gott. Im Heiligen Geist und in der Kirche begleitet uns der Dreifaltige Gott auf diesem Weg.“ Diese Begleitung, auch durch Maria, die Mutter des Herrn, habe das Leben und Wirken von Weihbischof em. Karl Flügel bis in seine letzten Stunden hinein bestimmt. Damit sei er für viele auch zum Halt in einer Welt geworden, die oft meinte, ohne diese Begleitung der Kirche und des Glaubens auskommen zu können. Beim 35-jährigen Bischofsweihe-Jubiläum hatte Bischof Gerhard Ludwig Weihbischof Karl Flügel persönlich für sein langjähriges priesterliches und bischöfliches Wirken gedankt: „Der Bischof ist Diener des Wortes, der gelegen oder ungelegen das Wort Gottes verkündet. Auch dort wo es ungelegen ist, führt es zum Heil der Menschen hin. Für diesen unerschrockenen Dienst danken wir Dir!“
Als „Pilgerbischof“ unvergessen
Weihbischof em. Karl Flügel, der in diesem Jahr am 20. August seinen 89. Geburtstag hätte feiern können, war 16 Jahre Weihbischof in Regensburg und Bischofsvikar für die caritativen Werke in der Diözese. Sein Wahlspruch lautete: Collaborare evangelio – Hilf Mittragen an der Verkündigung der Frohbotschaft“. 1999 konnte Weihbischof em. Karl Flügel sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. Seit seiner Emeritierung 1984 hatte sich Weihbischof em. Karl Flügel verstärkt der Wallfahrtsseelsorge angenommen. Der weit über die Grenzen des Bistums hinaus bekannte „Pilgerbischof“ hat mit großem Engagement allein über 40 Mal die Regensburger Diözesan-Fußwallfahrt nach Altötting geistlich begleitet. Bei dieser größten Fußwallfahrt Deutschlands zogen in diesem Jahr über 9000 Pilger in drei Tagen 111 Kilometer von Regensburg zum „Herzen Bayerns“. Beim Pilgersegen zur Verabschiedung der Wallfahrer hatte Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller alle Wallfahrer zum Gebet für den schwer erkrankten „Pilgerbischof“ aufgerufen.
Dompropst und Bischofsvikar für die caritativen Werke im Bistum
Am 5. September 1968 ernannte Papst Paul VI. Karl Flügel zum Titularbischof von Altiburo und Weihbischof in Regensburg. Bischof Dr. Rudolf Graber spendete ihm am 7. Oktober 1968, dem Fest „Unserer Lieben Frau zum Rosenkranz“, im Dom zu Regensburg die Bischofsweihe. Kurz danach ernannte er ihn zum Bischofsvikar für die caritativen Werke im Bistum. Damit war Weihbischof Flügel Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes und der Jugendfürsorge auf Bistumsebene. 1971 ernannte Bischof Dr. Rudolf Graber Weihbischof Flügel zum Dompropst. Seit seiner Emeritierung lebte er in Roßbach in der Gemeinde Wald. Zuletzt pflegten ihn die Schwestern in Mallersdorf. Über viele Jahre hatte Weihbischof em. Karl Flügel auch im Ruhestand zahlreiche Firmungen, Kirchen- und Altarweihen sowie andere „Pontifikalfunktionen“ übernommen. Auch die Seelsorge in der Expositur Süßenbach war ihm immer ein Herzensanliegen gewesen.
Vielfältiges überdiözesanes Engagement
Während seiner Tätigkeit als Weihbischof gehörte Karl Flügel auf bayerischer Ebene unter anderem zu den Mitbegründern der „Ökumene-Kommission“ und der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern“. In der Deutschen Bischofskonferenz war er Mitglied der Ökumene- und der Liturgiekommission. Bei der Würzburger Synode wirkte er als Sprecher zum Thema „Kirchliche Verwaltungsgerichtsordnung“. Das Vatikanische Einheitssekretariat berief Karl Flügel in die Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum.
Seit über 50 Jahren Priester
Karl Flügel wurde am 20. August 1915 als zweiter Sohn eines Postbeamten geboren. Nach Gymnasium, Kriegsteilnahme und Gefangenschaft studierte er in Regensburg Theologie. Auf die Priesterweihe durch Erzbischof Dr. Michael Buchberger im Jahr 1949 folgten Kaplansjahre im oberfränkischen Selb und im niederbayerischen Massing. Nach dem Studium des Kirchenrechts in München wurde er zunächst Seelsorger in Wiesbach, dann 1957 Domvikar. 1961 wurde er Domkapitular und als „Offizial“ Leiter des Diözesangerichts.
Das vielfältige Engagement von Weihbischof Flügel wurde mit zahlreichen Auszeichnungen öffentlich gewürdigt. So ist er Inhaber des Bayerischen Verdienstordens, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, sowie der Silbernen Bürgermedaille der Stadt Regensburg und des Ehrenzeichens des Deutschen Caritasverbandes in Gold. Der Malteser-Hilfsdienst hat ihn mit der Verdienstplakette in Silber ausgezeichnet.
Hinweis:
Freitag, 4. Juni 2004, Dom St. Peter:
15 Uhr: Empfang des Verstorbenen am Südportal, Geleit in die Kathedrale. Bis 18.30 Uhr Totengebet.
18.30 Uhr: Pontifikalamt (Bischof Gerhard Ludwig)
Samstag, 5. Juni 2004, Heiligenstadt (Gangkofen):
10 Uhr: Requiem und Beisetzung (Bischof Gerhard Ludwig)