weihbischof graf zieht mit liturgischem dienst in die kirche ein

Weihbischof Dr. Josef Graf feiert in Neutraubling das 70-jährige Bestehen der Pfarrkirche St. Michael

Ort des Bekenntnisses und der Gemeinschaft


Neutraubling, 19. Oktober 2025 

Anlässlich des 70. Weihejubiläums der Pfarrkirche St. Michael in Neutraubling feierte Weihbischof Dr. Josef Graf am vergangenen Sonntag gemeinsam mit der Pfarrgemeinde einen Festgottesdienst. Das Jubiläum wurde in der vergangenen Woche mit zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt, die an den 16. Oktober 1955 erinnerten – den Tag, an dem Erzbischof Michael Buchberger die Kirche weihte und Neutraubling zur eigenständigen Pfarrei erhob.

Der Kirchenbau, dessen Initiator der spätere erste Pfarrer Anton Böhm war, konnte mit Unterstützung vieler Helfer in nur zwei Jahren nach der Grundsteinlegung im Jahr 1953 realisiert werden. Das Jubiläum wurde mit einem historischen Abend, besonderen Gottesdiensten und Andachten sowie einem Festvortrag von Dr. Heribert Prantl gefeiert, der sowohl das ereignisreiche Jahr 1955 als auch das vielfältige religiöse Leben in der Pfarrei in den Mittelpunkt stellte. 

Dekan Pfarrer Josef Weindl begrüßte während des Festgottesdienstes neben Weihbischof Dr. Josef Graf auch seinen Amtsvorgänger Pfarrer Ludwig Gradl, den Seelsorger der tschechischen Partnerpfarrei Kraslice (Graslitz), Pater Bystrík Feranec, sowie Pfarrvikar Yves Lucien Evaga-Ndjana. Am Altar assistierte Diakon Manuel Hirschberger. Musikalisch wurde der Festgottesdienst vom Projektchor der Pfarrei sowie einem Orchester-Ensemble gestaltet.

In seiner Predigt würdigte Weihbischof Dr. Graf die beeindruckende Baugeschichte der Pfarrkirche St. Michael, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg von den Heimatvertriebenen geschaffen wurde. 70 Jahre, so der Weihbischof, seien für eine Kirche im Vergleich zu einem Menschenalter noch eine Zeit der Jugend. In dieser Zeit entstehe ein kritisches Bewusstsein, und es würden immer wieder Fragen gestellt. Weihbischof Graf zitierte das Bild aus dem ersten Korintherbrief, in dem die Kirche als „Bau aus lebendigen Steinen“ beschrieben wird, und stellte die Frage, ob nicht auch die christliche Gemeinschaft an Bedeutung verliere und immer weniger wahrgenommen werde. Doch im Evangelium des Kirchweihsonntags, in dem Jesus seine Jünger fragt, für wen sie den „Menschensohn“ halten, werde durch die Antwort des Petrus – „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ – eine klare Orientierung gegeben. Dieser Glaube sei der tiefere Sinn jedes Kirchengebäudes.

Für Weihbischof Dr. Graf ist der Kirchenraum nicht einfach ein „Veranstaltungsort“, sondern – wie im Buch Jesaja beschrieben – ein Haus des Gebetes für alle Völker. Gerade in diesem Jahr, das das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa feiert, sei das Glaubensbekenntnis, das alle großen christlichen Kirchen vereint, von besonderer Bedeutung. Der Glaube an Jesus Christus beinhalte immer auch die Zugehörigkeit zur Kirche. Trotz der aktuellen Herausforderungen für die Kirche, so Dr. Graf, sei es ein Geheimnis des Glaubens, für das es sich lohne, Treue und Standhaftigkeit zu beweisen. Der Glaube an die Auferstehung Christi eröffne den Weg in das ewige Leben, eine Gemeinschaft mit Gott, die im Alltag der Menschen und in ihren Nöten und Sorgen wirksam werde.

Die Pfarrei Neutraubling mit ihren vielfältigen Angeboten – von der Kleiderkammer über die Tafel bis zum ambulanten Pflegedienst sowie der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren – zeige, dass hier der Glaube richtig verstanden werde. Aus der Messe zum 70. Jubiläum des Kirchenbaus sei ein klarer Auftrag abzuleiten. Der Begriff „Messe“ im Lateinischen bedeute „Sendung“, und das abschließende Wort des Ritus, „Ite missa est“, fordere dazu auf, die Sendung in die Welt hinauszutragen: „Geht, das ist eure Sendung!“

Bürgermeister Harald Stadler überbrachte in seinen Grußworten die Glückwünsche der Stadt Neutraubling. 70 Jahre St. Michael seien ein bedeutender Meilenstein für die Gemeinschaft, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Trümmern der Vergangenheit wieder aufgebaut wurde. Die Pfarrei sei ein lebendiges Beispiel für das Miteinander verschiedener Kulturen und Werte. Derzeit engagieren sich 80 Hauptamtliche und etwa 300 Ehrenamtliche in der Pfarrei, die mit ihrem Dienst an den Mitmenschen Nächstenliebe, Toleranz und Gemeinsinn verkörpern.

Auch der Bundestagsabgeordnete Peter Aumer sprach über die Bedeutung des Kirchenpatrons, des heiligen Michael, der als Symbol für Stärke und Kraft den Wiederaufbau der Kirche und des Ortes nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges widerspiegle. Er dankte allen engagierten Menschen, die in einer schwierigen Zeit das Miteinander über das Gegeneinander stellten und mit ihrem Einsatz die Werte der Gemeinschaft lebendig hielten.

Text und Fotos: Martin Jäger
(jas)



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