Wallfahrt auf den Eichlberg: Bamberger Alt-Erzbischof Dr. Ludwig Schick war Hauptzelebrant
Eingeladen, sich mit dem dreifaltigen Gott zu beschäftigen
Eichlberg, 26. Mai 2024
„Lassen wir unser Leben vom dreifaltigen Gott prägen!“ Diesen Appell richtete der emeritierte Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, an die Besucherinnen und Besucher des Festgottesdienstes sowie an die Pilgerinnen und Pilger beim „Hauptfest der Bruderschaft von der heiligsten Dreifaltigkeit“ auf dem Eichlberg bei Hemau. Die Rahmenbedingungen waren bestens: Strahlender Sonnenschein den ganzen Tag, volle Kirchenstühle bei den Gottesdiensten und reger Betrieb bei den Bierbänken und Marktständen. Auch heuer zog der Eichlberg wieder Tausende Wallfahrer und Besucher an.
Konkrete Zahlen gibt es jedoch nur zu den Fußwallfahrern am Sonntag – bereits am Samstagabend waren aus Beilngries und Velburg Pilgergruppen zur Lichterprozession gekommen. Am Sonntag machten sich 1039 Pilgerinnen und Pilger in 18 Gruppen auf den Weg und meisterten unterschiedlich langen Strecken.
Um die 25 Kilometer sind es von Neuses bei Altmannstein: Klaus Pfaller und sein Sohn Sebastian mussten um zwei Uhr in der Nacht aufstehen. Nach einer 15-minütigen Andacht ging es um drei Uhr los. „Wenn man einmal dabei gewesen ist, wird man süchtig danach. Da geht man immer wieder mit“, bekannte Klaus Pfaller nach der Ankunft auf dem „Berg“. Er ist zum zwölften Mal dabei, Sohn Sebastian zum zweiten Mal. „Der Papa hat mich dazu motiviert, deshalb gehe ich jetzt auch mit und bin voll mit dabei“, so der Junior.
„Ich gehe mit, weil es einfach Tradition ist“
Nicht so weit hatte es Ingrid Eibl aus Neukirchen. Sie hat sich der Gruppe aus Hemau, mit 125 Leuten wieder die stärkste, angeschlossen. „Ich gehe mit, weil es einfach Tradition ist und weil wir schon immer am Dreifaltigkeitssonntag auf den Berg gehen“, brachte sie es kurz und knapp auf den Punkt.
Da auf den Wallfahrtswegen gebetet und gesungen wird, gehört zu jeder Gruppe ein Pilgerführer. Bei der aus Laaber/Frauenberg übernahm diese Funktion heuer zum ersten Mal offiziell Dieter Schwarzfischer, bisher war es Jahrzehnte lang Christa Böhm aus Hohenschambach. „„Es geht einem relativ gut, man ist gesund, man kann gehen. Viele wären froh, wenn sie noch raufgehen könnten. Ich denke, da kann man die Strapazen auf sich nehmen und aufstehen – noch dazu bei so einem schönen Wetter. Aber wir gehen ja auch, wenn es regnet“, merkte Schwarzfischer an. Er sieht sich selbst nur übergangsweise als Pilgerführer und Vorbeter und sucht nach einem jungen Nachfolger.
Göttliche Dreifaltigkeit – Alleinstellungsmerkmal des Christentums
Zu Beginn des Festgottesdienstes galt das Gedenken den neun im zurückliegenden Jahr verstorbenen Mitgliedern der Bruderschaft. Alt-Erzbischof Schick wies in seiner Begrüßung auf die Dreifaltigkeitswallfahrt in Gößweinstein hin, der einzigen in seinem Bistum. Für den seit bald zehn Jahren hier wirkenden Pater Jose Peter war dieses Fest sein letztes hier, er wechselt ab September in eine Pfarreiengemeinschaft nach Niederbayern.
Die Dreifaltigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sei ein „Alleinstellungsmerkmal des Christentums“, stellte der Alt-Erzbischof einleitend in seiner Predigt fest. Konkret sei dies in Jesu Sendungsauftrag – „Geht hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – nachzulesen. Die drei göttlichen Personen seien, so der emeritierte Erzbischof, in einem ständigen, lebendigen Austausch und „bilden somit eine Einheit der Liebe“. Die Beschäftigung mit dieser Gottheit in drei Personen könne weniger mit dem Verstand, sondern vielmehr durch Anbetung, Hinschauen oder durch eine Wallfahrt geschehen. „Dann werden wir Menschen des Austausches“, führte der Oberhirte aus. Er empfahl diesen Austausch im Kontakt in den Familien zwischen Eltern und Kindern und zu den Großeltern, womit auch Einsamkeit überwunden werden könne.
„Kriege sind auch die Folge von Nichteinigkeit und fehlenden Austausches“, sprach er die aktuellen Konflikte an. „Wenn wir zur Dreifaltigkeit beten, werden wir Menschen der Einheit. Wir sind eingeladen, uns mit dem dreifaltigen Gott zu beschäftigen“, fasste er zusammen. Die göttliche Dreifaltigkeit sei Vorbild und Anstoß für die Menschen, auch miteinander im Austausch zu sein und zu bleiben. „Lassen wir unser Leben vom dreifaltigen Gott prägen“, appellierte er an die vielen Gottesdienstbesucher.
20, 25 und 30 Jahre auf den Eichlberg gepilgert
Zusammen mit Pater Jose Peter nahm der emeritierte Erzbischof die Ehrung langjähriger Wallfahrer vor. Seit 30 Jahren marschiert Alfred Klein aus Zandt auf den Eichlberg, seit 25 Jahren Franz Federhofer aus Steinsdorf und jeweils 20 Jahre Franz Wendl aus Duggendorf und Bernhard Meyer aus Pondorf. Musikalisch umrahmte den Gottesdienst die Stadtkapelle Hemau unter dem Dirigat von Lucia Riepl.
Die Kinder standen am Nachmittag im Mittelpunkt. Die Wallfahrtskirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Alt-Erzbischof jedem Kind – vom Säugling bis zum Teenager – einzeln die Hand zum Segen auflegte. Auch danach kamen noch viele Personen – auch Rad- und Motorradfahrer – einzeln an, um zu einem kurzen Gebet in die Kirche zu gehen, etwas auf den vielen Marktständen zu kaufen sowie Kaffee und Kuchen oder Würstl und Bier zu genießen. Das geistliche und leibliche Wohl gehören eben zusammen.
Text: Markus Bauer
(kw)