Vor 400 Jahren starb der Amberger Pater Bartholomäus Bauer
Ein Kirchenmusiker im Ruf der Heiligkeit
In diesen Tagen der Pandemie, am Pfingstsonntag (23. Mai), jährt sich zum 400. Mal der Todestag des im Ruf der Heiligkeit verstorbenen gebürtigen Ambergers, Pater Bartholomäus Bauer, aus dem Orden der Franziskaner-Minoriten. Aufgrund der allgemeinen Situation können leider keine größeren Feierlichkeiten in seiner Heimatstadt stattfinden, obwohl Pater Bartholomäus dort auch nach 400 Jahren nicht vergessen ist.
Bartholomäus reist nach Rom
Im Jahr 1560 als Sohn des Küfermeisters Johann Bauer und seiner Frau Magdalena geboren, wuchs Bartholomäus in einem Haus an der Unteren Nabburger Straße auf, welches Johann Bauer 1550 erworben hatte, nachdem er zwei Jahre zuvor auch das Amberger Bürgerrecht erlangte. Amberg war seit 1553 zum größten Teil protestantisch geworden und auch Johann und Magdalena Bauer hatten sich den Lehren Johann Calvins angeschlossen. Im Alter von 19 Jahren ergriff jedoch den jungen Bartholomäus die Sehnsucht, sich dem katholischen Glauben anzuschließen. Die näheren Umstände seiner Konversion sind nicht bekannt. Auf jeden Fall verließ Bartholomäus sein Elternhaus und ging nach Rom. Im Haus des berühmten Kardinals Cristoforo Madruzzo (1512-1578) fand er gastliche Aufnahme. Madruzzo war in Rom zur damaligen Zeit Protektor der deutschen Katholiken. Er ließ Bartholomäus Bauer (in Italien hieß er „Agricola“) vom Ordensprokurator der Franziskaner-Minoriten an der Päpstlichen Kurie, P. Propertius Resta, im katholischen Glauben unterrichten.
Es ist verständlich, dass Bartholomäus sich nach seiner Konversion dem Orden der Minoriten anschließen wollte. Doch zögerte man zunächst und prüfte genau, ob eine wahre Ordensberufung bei ihm vorliege. Schließlich durfte er in den Konvent von Tagliacozzo (Provinz L’Aquila in den Abruzzen) eintreten und dort nach dem Noviziat seine Profess ablegen. Als Ordensmann führte er ein vorbildliches Leben, übte die christlichen Tugenden in hervorragender Weise aus und strebte nach der Vollkommenheit des Evangeliums. Erfüllt von missionarischem Eifer kehrte er mit Erlaubnis seines Oberen nach Amberg zurück, um seine Familie zur Konversion zu bewegen. Doch der Vater und die Brüder trugen ihm dies so sehr nach, dass sie ihn sogar töten wollten. Bartholomäus wäre zum Martyrium bereit gewesen, doch auf Anraten seiner Mutter verließ er fluchtartig das Elternhaus und kehrte nach Italien zurück.
Ein Meister der Kirchenmusik und eifriger Seelsorger
Nach kurzem Aufenthalt in Padua, blieb der junge Ordensmann für drei Jahre in Assisi. Da Bartholomäus eine besondere musikalische Begabung hatte, übertrugen ihm die Oberen die Pflege der Kirchenmusik. Seine frühesten bekannten Kompositionen finden sich in einem Karlsruher Chorbuch von 1575 bis 1585. Ein zweites bekanntes Werk stellt ein Codex dar, datiert auf das Jahr 1600 aus dem Franziskanerkonvent Tagliacozzo. Zudem versah Bartholomäus das Amt des Novizenmeisters, obwohl er damals noch nicht Priester war. Dies beweist die Vorbildlichkeit seines klösterlichen Wandels und die hohe Wertschätzung, die ihm von Seiten der Ordensleitung entgegengebracht wurde. Nachdem er diese Aufgaben in den folgenden fünf Jahren auch in anderen Klöstern Apuliens und Kampaniens, u. a. in Bari und Neapel, ausgeübt hatte, empfing er die Priesterweihe. Pater Bartholomäus wurde daraufhin in Neapel als Spiritual der Schwestern von der Buße (Franziskaner-Tertiarinnen), die sich der Kranken- und Armenpflege widmeten, eingesetzt. Mit dieser Aufgabe verband er zugleich die Seelsorge im „Spital der Unheilbaren“ und widmete so seinen priesterlichen Dienst den „Ärmsten der Armen“. Die Zeugen berichten übereinstimmend: Pater Bartholomäus Bauer machte sich „zum Diener aller, um völlig Christus, dem Herrn zu dienen“. Dabei betrachtete er die göttliche Tugend der Liebe als die Mutter aller Tugenden. Aus dieser Liebe widmete er sich hingebungsvoll den Armen, Unheilbaren und Gefangenen. Berühmt wurde sein Ausspruch: „Der glaubt wahrhaft, der durch Taten das übt, was er glaubt“. Barfüßig, ein Kreuz und einen Bettelsack auf den Schultern, zog er durch Städte und Dörfer, um für die Armen und Kranken Almosen zu sammeln. Dabei war ihm die größte Sorge das ewige Heil seiner Mitmenschen. Er hielt dazu regelmäßige Katechesen ab, die sich vor allem mit den Themen Gott, Frömmigkeit und Heiligkeit befassten. Jede Gelegenheit, die sich ihm bot, nahm er wahr, um besonders mit den Kindern, die ihm auf der Straße stets in Scharen folgten, zu beten. Er selbst verbrachte oft ganze Nächte in Anbetung vor dem Allerheiligsten. Auch die Gottesmutter Maria verehrte er liebevoll und empfahl sie als Helferin in allen Nöten.
Das Grab von Pater Bartholomäus liegt in der Basilika San Lorenzo Maggiore in Neapel (Bildnachweis: Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Bistum Regensburg).
Krankheit und Tod
Als Bartholomäus im Jahr 1621 von einer schweren Krankheit befallen wurde, sagte er seinen baldigen Tod voraus. Nun lag er selbst im Spital der Unheilbaren und bereitete sich durch Empfang der Sterbesakramente auf seinen Heimgang zu Gott vor. Bei seinem Sterben heftete er den Blick fest auf ein Marienbild und wiederholte beständig die Namen „Jesus“ und „Maria“, schließlich küsste er den Rosenkranz in seinen Händen und verstarb. Es war der 23. Mai 1621. Die Beerdigung des Dieners Gottes wenige Tage später am 26. Mai gestaltete sich zu einem wahren Triumphzug. Tausende kamen, um von diesem „Padre santo“ Abschied zu nehmen. Sein Leichnam musste drei Tage in der Kapelle des heiligen Laurentius aufgebahrt werden. Leider wurde diese Kirche während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Am 19. Dezember 1987 übertrug man in Anwesenheit des Erzbischofs von Neapel, Michele Giordano, die Reliquien von Bartholomäus Bauer in die Basilika San Lorenzo Maggiore im Zentrum der Stadt. Bis heute ist das Grab des Dieners Gottes das Ziel gläubiger Menschen, die sich in ihren Nöten und Anliegen seiner Fürsprache anvertrauen. Der bereits zu seinen Lebzeiten eingetretene und weitverbreitete Ruf der Heiligkeit dauerte auch nach seinem Tod ungebrochen fort.
Bemühungen um seine Seligsprechung
Bereits unmittelbar nach dem Tod setzten daher Bemühungen um die Seligsprechung des heiligmäßigen Franziskaner-Minoriten ein. 1625 wurde dazu von Rom die Erlaubnis erteilt; der Prozess aber wurde erst 100 Jahre später durchgeführt, da sich die Beschaffung notwendiger Dokumente aus Amberg offenbar sehr schwierig gestaltete. Als infolge der napoleonischen Kriege viele Seligsprechungsakten von Rom nach Paris verschleppt wurden – darunter auch die des Dieners Gottes – geriet das Seligsprechungsverfahren für Pater Bartholomäus fast in Vergessenheit. Dennoch bemüht man sich weiterhin um seine Seligsprechung, welche für diesen aufrichtigen Sucher der katholischen Wahrheit und eifrigen Seelsorger, der seit nunmehr vier Jahrhunderten von den Menschen verehrt wird, sicher angebracht ist. Auch sein kirchenmusikalisches Talent verdient, neu entdeckt und in seiner Heimat verbreitet zu werden. 1998 wurde dazu dankenswerterweise vom Provinzialat der Franziskaner-Minoriten in Würzburg eine CD präsentiert, welche neben anderen musikalischen Werken franziskanischer Musiker auch ein Completorium von Pater Bartholomäus Bauer vertont.
„Möge der 400. Todestag das Gedenken an diesen großen Sohn Ambergs und heiligmäßigen Seelsorger neu in Erinnerung rufen und das Vertrauen auf seine Fürbitte unter den Gläubigen stärken. Zur Förderung des Prozesses können gerne Gebetsanliegen, welche der Fürsprache von P. Bartholomäus Bauer anvertraut werden bzw. Gebetserhörungen, die seiner Fürbitte bei Gott zugesprochen werden, an die Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse beim Bischöflichen Konsistorium Regensburg, Obermünsterplatz 7, 93047 Regensburg gemeldet werden“, erklärt Domvikar Msgr. Georg Schwager, Leiter der Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse beim Bischöflichen Konsistorium Regensburg.
Quellen:
Emmeram H. Ritter, Zeugen des Glaubens. Heilige, Selige und Diener Gottes im Bistum Regensburg, Regensburg 1989, S. 395 ff.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bartholomäus_Agricola
https://de.wikipedia.org/wiki/San_Lorenzo_Maggiore_(Neapel)