Von Schönheit und Leid der Schöpfung Gottes aus der Sicht zweier Passionisten
(pdr) Pater Lukas Temme (34) und Frater Gabriel Buchinger (27), Mitglieder der Ordensgemeinschaft der Passionisten, gehören zum Kloster Schwarzenfeld. Pater Lukas wurde 2006 zum Priester geweiht, Frater Gabriel ist Novize. Anlässlich des Tags des geweihten Lebens äußerten sie sich über das Charisma ihrer Gemeinschaft.
Im Zentrum der Spiritualität Ihrer Ordensgemeinschaft, der Passionisten, steht die Passion Christi. Was bedeutet das für Sie?
Pater Lukas: Die Erlösung der Menschen vollzieht sich am Kreuz. Die Betrachtung dieses Glaubensgeheimnisses steht im Zentrum unseres kontemplativen, aber auch aktiven Lebens. Sicher ist Gemeinschaft für die Kirche konstitutiv, auch den Wundern kommt eine große Bedeutung zu. Die Erlösung geschieht jedoch am Kreuz. Die Passion ist kein punktueller Vorgang. Sie beginnt schon in dem Moment, da die Menschwerdung Christi überhaupt beginnt. Kreuz und Erlösung sind ein großes Geheimnis.
Frater Gabriel: Der heilige Paulus schreibt: „Wir verkünden Christus, Christus als den Gekreuzigten.“ Dabei muss aber vor allem die Liebe Gottes sichtbar werden. Gottes Liebe ist so groß, dass sie bis ans Kreuz geht.
Die Passion Christi ist der Weg seines Leidens. Er hat alles Leid der Welt auf sich genommen.
Wie ist Ihre Beziehung zum Leid?
Pater Lukas: Das Leiden suchen braucht man nicht, es kommt ganz von allein. Diese Erfahrung machen wir alle. Wir Passionisten sind keine Leidensfanatiker. Wir sind auch kein Trauerkloster, ganz im Gegenteil. Denn hinter dem Leiden steckt ja immer die Liebe. Unsere Berufung ist es, auf diese Liebe eine Antwort zu geben. Und von daher kommt es, dass unser Leben vor allem von Freude geprägt ist.
Sie sagten, dass Ihre Lebensweise aktiv und kontemplativ ist. Wie viel beten Sie täglich?
Pater Lukas: Wir beten neben dem Offizium der Kirche den Rosenkranz in Gemeinschaft und halten am Morgen und am Abend jeweils eine halbe Stunde Betrachtung. Bei unseren Betrachtungen gehen wir vor allem von der Heiligen Schrift aus. Sie ist eine wertvolle Quelle für das geistliche Leben.
Und die aktive Seite der Berufung?
Pater Lukas: Ich bin Seelsorger an der Klinik Lindenlohe. Dort ist man automatisch mit dem Leid konfrontiert. Vor allem versuche ich, den Menschen zu vermitteln, dass sie auch im Leid nicht alleine sind. Allerdings gilt immer auch: Jesus schenkt nicht die Erlösung vom Leid, sondern die Erlösung im Leid. Weitere unserer Aufgaben sind die Abhaltung von Volksmissionen und Exerzitien. Bei den Volksmissionen ist es wichtig, den Gläubigen zu verdeutlichen, dass alle Sakramente der Kirche auf das Erlösungsleiden Christi am Kreuz zurückzuführen sind. Ein wichtiger Dienst unserer Gemeinschaft ist übrigens auch das Beichtehören. Gerade junge Menschen kommen immer wieder, um zu beichten. Das ist meines Erachtens ein Zeichen für einen religiösen Neuaufbruch. Auch junge Menschen stellen sich die Fragen, die sich alle Menschen stellen, die Fragen nach dem Sinn von Sünde und Schuld, Leiden und Erlösung.
Frater Gabriel, Sie sind einer dieser jungen Menschen, von denen ja gerade die Rede war. Wie haben Sie den Weg zu den Passionisten gefunden?
Frater Gabriel: Ich habe in meiner österreichischen Heimat als Krankenpfleger auf einer Krebsstation gearbeitet und habe dort viele Menschen in meinem Alter gesehen. Dann habe ich mich am 11. September 2003 zu Fuß nach dem italienischen Cinqueterre in Ligurien auf den Weg gemacht. Das hatte nicht von vornherein den Charakter einer Wallfahrt, aber auf dem Weg ist vieles gewachsen. Gott hat mich geführt. Schließlich bin ich über einen bekannten Priester zu den Passionisten gekommen. So habe ich meinen Weg gefunden.
Ihr Tagesablauf im Orden ist geregelt und ziemlich festgelegt.
Frater Gabriel: Ja, aber das gibt mir Halt. Es werden dabei die Arbeit und das Gebet miteinander verbunden. Beide sind aufeinander verwiesen. Das Leid, das man zuvor erfahren hat, kann man immer gut ins Gebet aufnehmen.
Pater Lukas, was haben Sie gemacht, bevor Sie in den Orden eingetreten sind?
Pater Lukas: Ich war Gärtner. Dabei habe ich ganz besonders die Schöpfung Gottes kennen lernen dürfen. Sie ist ein tolles Zeugnis für den Schöpfer! Und doch zeigt sie nur einen Bruchteil von der Schönheit und der Schöpferkraft Gottes. Um wie viel schöner noch hat Gott die Menschen geschaffen!
Bei diesen Menschen sind Sie jetzt tagsüber in der Klinik. Sie tragen einen schwarzen Habit, auf dem ein weißes Herz mit einem Kreuz und den Worten „Jesu Christi Passio“ zu sehen ist.
Pater Lukas: Der Habit drückt meine innere Einstellung aus. Ihn zu tragen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Im ganzen Krankenhaus ist dann zu sehen: Die Kirche ist da! Allein dadurch, dass ich als Ordensmann erkennbar bin, ergeben sich viele sehr fruchtbare Gespräche. Das ist für mich sehr wertvoll. (ven)