Von Regensburg bis „ans Ende der Welt“ - Bischof eröffnet Ostbayerischen Jakobusweg
(pdr) Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller hat den ostbayerischen Jakobuspilgerweg von Eschlkam über Regensburg nach Donauwörth am Freitag, 16. Juli 2004, im Rahmen eines Gottesdienstes in der Regensburger Schottenkirche St. Jakob festlich eröffnet. Zusammen mit Dr. Hans Kolbinger, dem Initiator des ostbayerischen Pilgerwegs, und Bruno Schäfer, Vizepräsident der Fränkischen Jakobusgesellschaft, stellte der Bischof die neue Wegmarke des Jakobsweges vor der Schottenkirche vor.
„Als Pilger haben wir hier keine bleibende Stadt, vielmehr suchen wir die kommende.“ So deute der Bischof das Pilgerwesen als einen Weg zu Gott, der Ausdauer abverlange, aber der auch ein Ziel habe, nämlich die Vollendung in Jesus Christus, so wie er sie seinen Jüngern verheißen ist. Dieses Ziel, so der Bischof, sei schon von frühester Zeit an nicht nur zeitlich verstanden worden, sondern auch örtlich. Der Auftrag Jesu, das Evangelium „bis an die Grenzen der Erde“ zu verkünden, habe im „finis terrae“ – dem „Ende der Welt“ – bei Santiago de Compostela seinen Ort gefunden. Und mit der Entdeckung der Neuen Welt im 15. Jahrhundert habe sich dieses Ende zu einem neuen Anfang gewandelt, weil von dort aus die Evangelisierung Amerikas begann.
Die Eröffnung des ostbayerischen Pilgerweges, die Bischof Müller zusammen mit Regens Gottfried Dachauer und dem Leiter der Regensburger Pilgerstelle Pfarrer Andreas Albert feierte, stellt eine Fortsetzung der langen Tradition des Pilgerns nach Santiago de Compostela dar. So wie es in der langen Geschichte immer ein Auf und Ab gegeben hätte, so bedeute der neu markierte Weg von Eschlkam über Regensburg nach Donauwörth ein Neuaufbruch, der die christliche Identität Europas sinnenfällig und nachgehbar aufzeige.
Dieser Neuaufbruch zeige sich nicht nur im neu erblühenden Pilgerwesen, sondern auch in der missionarischen Kirche von heute. Der Bischof verwies dabei auf seinen eigenen Bischofsstab, in dessen Krümme der Hl. Jakobus abgebildet sei. Dieser Stab – geschaffen für den Abt des Regensburger Schottenklosters St. Jakob Abt Plazidus Fleming (1642- 1720) – symbolisiere als Pilgerstab nicht nur das Unterwegssein des Menschen, sondern als Bischofsstab auch den Weg der Kirche in der Nachfolge Jesu und dem damit verbundenen Auftrag zur Hirtensorge und Mission.
„Der Weg nach Santiago, zum „finis terrae“ ist nicht nur eine bloße Wanderung. Sie fordert den Menschen in seiner ganzen Existenz, ja bis zum Extrem. So kann er aber gerade heute auch ein Zeichen sein für die Neuevangelisierung Europas.“, betonte Bischof Gerhard Ludwig in seiner Ansprache.
Dass das Pilgern nach Santiago de Compostela nicht nur ein innerer Weg des Menschen, sondern auch eine körperliche Herausforderung ist, zeigte im Anschluss an die Feier die Einladung zur Brotzeit der Regensburger Spital-Brauerei, die schon im frühen Mittelalter Pilgerherberge für Jakobuspilger war.