News Bild Erwin Schöppls Bild der Fatima-Madonna erinnert an Wundersames 1945
Erwin Schöppls Bild der Fatima-Madonna erinnert an Wundersames 1945

Höchste Gefahr für die 800 im Lazarett

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Regensburg, 31. Mai 2023

Der in Wien geborene Erwin Schöppl hat den Großteil seines Lebens in Regensburg verbracht und zahlreiche Werke geschaffen, die sich in der Stadt und in der Diözese Regensburg befinden (vgl. Adolfine Treiber / Hermann Reidel, Marienbilder des Malers Erwin Schöppl (1904–1980), [Marianum, Heft 5], 64 Seiten, 21 Farbabbildungen, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2021). Dabei sollte dem Bild Schöppls der Fatima-Madonna besondere Aufmerksamkeit zukommen: Es selbst wurde unbeschädigt aus der im Krieg zerbombten Obermünster-Kirche gezogen. Nur wenige Meter nebenan allerdings, im Lazarett, befanden sich 800 Menschen. Unausdenkbar, was sich zugetragen hätte, wäre die Bombe nur wenige Meter weiter westwärts eingeschlagen.

Dr. Adolfine Treiber, Historikerin und langjährige Redakteurin beim Institutum Marianum Regensburg, zeichnet in einem Heft der Reihe „Marianum“ (S. 9-25) die wichtigsten biographischen Stationen des Malers nach.

Theologische Motive und stilistische Besonderheiten

Die Schilderung der wunderbaren Rettung des von Schöppl geschaffenen Fatima-Bildes in der Regensburger Obermünsterkirche nach dem Bombenangriff 1945 wird die Leser nachdenklich stimmen. Auch Schöppls meisterhafte Kopie des Albrecht-Altdorfer-Bildes der „Schönen Maria“ in der Stiftskirche St. Johann lädt zur Betrachtung und zum Gebet ein. Dr. Hermann Reidel, Kunsthistoriker und langjähriger Bischöflicher Konservator und Musemsleiter im Bistum Regensburg, interpretiert die vorgestellten Werke Schöppls in fachkundiger und detaillierter Weise. Dabei analysiert er die theologischen Motive der Darstellungen und ihre stilistischen Besonderheiten (S. 27-59). Neben seinen Marienbildern hat der Maler auch viele andere Motive künstlerisch bearbeitet. Schöppl hatte verwandtschaftliche Beziehungen nach Prag; der berühmte Dirigent Carlos Kleiber besuchte den Maler mehrmals in Regensburg.

Das Fatima-Bild in St. Kassian

Am meisten beeindruckt in den fundierten Ausführungen von Dr. Treiber das Schicksal des Fatima-Bildes, das Schöppl 1944 für die Obermünsterkirche gemalt hat. In dieser Kirche versammelten sich die Gläubigen an jedem 13. des Monats zum Rosenkranzgebet. Am 13. März 1945 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff völlig zerstört; aber das Fatima-Bild Schöppls konnte unversehrt aus dem Schutt geborgen werden. Der ehemalige Obermünster-Seminarist und spätere Pfarrer Rupert Scheuerer hat über die damaligen Ereignisse berichtet (S. 19-25). Im benachbarten Obermünster-Seminar, das 1945 als Lazarett genutzt wurde, waren 800 Personen auf engstem Raum untergebracht. Wäre auch nur eine einzige Bombe einige Meter westwärts gefallen, dann wäre „das Unheil unausdenkbar gewesen“. Rupert Scheuerer folgert: „Die Muttergottes hat alle Bomben vom Haus weggezogen“ (S. 20). Heute befindet sich das Fatima-Bild Schöppls in einer Seitenkapelle der Stiftspfarrkirche St. Kassian, wo sich häufig Gläubige zum Gebet versammeln.

Schöppls Platz in der Kunstgeschichte des Bistums Regensburg

Dr. Reidel unternimmt im zweiten Teil des Heftes eine interessante Wanderung durch die Diözese Regensburg, bei der er die Werke Schöppls in verschiedenen Kirchen abbildet und beschreibt (Altarbilder und Deckenfresken z. B. in Bogen, Runding und Friedenfels; zahlreiche Ikonen). Am beeindruckendsten ist Schöppls Deckenfresko in der Pfarrkirche in Eitlbrunn (entstanden 1959). Viele marianische Motive (Immaculata, Schutzmantelmadonna, Mariä Himmelfahrt usw.) sind dabei zu entdecken. Mit Recht kommt Reidel am Ende seiner erhellenden kunsthistorischen Darlegungen zu folgendem Ergebnis: Schöppls Werk „wird auch in Zukunft einen festen Platz in der Kunstgeschichte des Bistums Regensburg haben“ (S. 59).

Ein vom Glauben geprägter Künstler

Bei der Lektüre der vom Institutum Marianum Regensburg herausgegebenen Publikation mit ihren zahlreichen Abbildungen in hoher Qualität wird deutlich, dass Erwin Schöppl mit seinen künstlerischen Mitteln auch heute Menschen ansprechen und ihnen die Botschaft des Glaubens vermitteln kann. Adolfine Treiber und Hermann Reidel gelingt es mit ihrer Schrift in hervorragender Weise, das Lebenswerk eines zu Unrecht kaum mehr bekannten Künstlers, der von tiefem Glauben geprägt war, wieder in Erinnerung zu rufen und zur Betrachtung seiner Bilder anzuregen.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml

Bilder: Prof. Dr. Veit Neumann



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