Von den fast vergessenen edlen Steinen in der christlichen Tradition und Kunst
Am 25. Dezember 2013 wird um 18.00 Uhr zur besten Sendezeit die Filmdokumentation „Im Licht der heiligen Steine“ von Dr. Bernhard Graf im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Ausführlich werden dabei auch der Regensburger Dom und die ehemalige Dominikanerkirche St. Blasius in der Innenstadt gezeigt und zum Thema gemacht. Der Hohe Dom St. Peter zu Regensburg wird dabei als gesamte gotische Kathedrale aus der Sicht des Vaters der Gotik, des Abtes Suger von St. Denis, interpretiert. Erläutert werden die Lichtmetaphorik sowie überhaupt geistlich geprägte Überlegungen zu den Edelsteinen.
Seit Jahrtausenden schätzen Menschen die Härte, Schönheit und Seltenheit der Edelsteine. Sammlerleidenschaft und mineralogisches Interesse, Wellness und Esoterik locken noch heute zum faszinierenden Kosmos unzähliger Mineralien. Doch die edlen Steine in der christlichen Tradition der Kirche hat die Allgemeinheit beinahe vergessen, vor allem deren jahrtausendlange Tradition, auf die die heutige wissenschaftliche Forschung fußt.
In dem Beitrag wird die Weihe von Dr. Rudolf Voderholzer zum Bischof zu sehen sein. Ihm werden ein Edelstein-Evangeliar (Chiastolithe, Sodalithe) und eine Edelstein-Krummstab (Amethyste, Smaragde etc.) übergeben. Am Beispiel des Doms und des ehemaligen Dominikanerklosters wird sodann auf den Universalgelehrten, Regensburger Bischof und Dominikaner Albertus Magnus (um 1193-1280) verwiesen, der als Geistlicher in seinem Traktat „Über die Mineralien“ die wissenschaftliche Grundlage der Mineralogie gelegt hat: „Wir wollen die Namen der vornehmsten Steine und ihre höheren Eigenschaften darstellen, wie es uns entweder durch Experimente oder aus den Schriften von Autoren überliefert worden ist. Aber wir werden nicht alles vorbringen […], denn es gehört zum Wesen der Naturwissenschaft, Berichtetes nicht einfach zu übernehmen.“ So ist im Film neben dem Kreuzgang von St. Blasius vor allem die Albertus-Magnus-Kapelle mit dem Lehrstuhl zu sehen.
Außerdem wird die ehemalige Reichsabtei St. Emmeram gezeigt und auf ihre Bedeutung als Skriptorium zur Königszeit Heinrich II. im Zusammenhang mit seinem Sakramentar verwiesen, dessen Naturfarben zum Teil aus Steinen (Lapislazuli, Azurit, Veroneser Erde etc.) hergestellt wurden.
Erstmals öffnet Bernhard Graf durch die lebendige Zusammenschau von Vergangenheit und Gegenwart die Türe zur geheimnisvollen Welt der heiligen Steine: die Bauelemente des Himmlischen Jerusalems, die „Edelstein-Theologie“ und Mineralienfarben der bayerischen Benediktinermönche, die Zisterzienser-Kritik am Edelsteinluxus, der Missbrauch der Steinheilkunde der Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen, die Steinsymbolik in der gotischen Lichtmystik, die spätmittelalterlichen Wallfahrten zu den wachsenden Felsen, die Mineralienkabinette der Rokokoabteien bis hin zur modernen Liturgie und Sakralkunst, zur gegenwärtigen Kommerzialisierung und zum Missbrauch der Steine.