News Bild Völkermord an den Armeniern: Gedenktag am 24. April
Völkermord an den Armeniern: Gedenktag am 24. April

„Genozid auf Raten“ droht auch heute

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Freising / Regensburg, 22. April 2024.

Der Leiter von Renovabis, Pfarrer Professor Thomas Schwartz, fordert angesichts des jüngsten Angriffs von Aserbeidschan auf die armenische Region Bergkarabach „endlich wirksamen und dauerhaften Schutz für die Armenier und ihr kulturelles Erbe“.

Die Lage im Südkaukasus hat sich nach der brutalen Vertreibung der Armenier aus ihrer seit 1.700 Jahren christlichen Heimatregion Bergkarabach keineswegs beruhigt. Darauf macht der Leiter des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Schwartz, aus Anlass des Völkermord-Gedenkens am 24. April aufmerksam. Denn die aktuellste Verteibungswelle armenischer Menschen belastet die Region weiterhin schwer. Die meisten dieser im Spätherbst 2023 vertriebenen Menschen konnten lediglich das mitnehmen, was sich in ein Bündel schnüren ließ.

Die Stimmung im letzten Herbst war ähnlich wie auf unserem Bild, das 1916 in Westarmenien, heute „Ostanatolien“ genannt, aufgenommen wurde. Der Gedenktag an den Völkermord an den Armeniern erinnert an den systematischen Genozid an der christlichen Bevölkerung durch das Jungtürkische Regime im Osmanische Reich, der im 19. Jahrhundert begann, im Jahr 1915 aber seine schlimmsten Ausmaße annahm. Am 24. April 1915 war ein besonders brutales Massaker, und bis in den Spätherbst 1916 sind mindestens anderthalb Million Armenier durch die türkische Mehrheitsbevölkerung ermordet worden.

Aserbeidschan könnte erneut Panzer schicken

Angesichts der aktuellen Lage im Südkaukasus nach der erneuten Vertreibung macht sich Schwartz große Sorgen. Er warnt vor weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen zu Lasten des armenischen Volkes: „Die Gefahr eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs und einer neuen aserbaidschanischen Offensive halte ich für gegeben.“ Professor Schwartz stellt klar: „Es darf jetzt keinen ‚Genozid auf Raten‘ geben.“ Aserbeidschan erhält regelmäßig Waffenhilfe aus der Türkei, darunter auch Panzer.

„Angesichts des vielfachen Leids der Armenier in Geschichte und Gegenwart muss die Weltgemeinschaft aufpassen, dass Armenien nicht auf Dauer zu einer Opfernation wird. Die Menschen dort müssen ihren berechtigten Platz in der friedlichen Völkerfamilie finden“, so der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Renovabis. Die Bevölkerung Armeniens dürfe keine Sorge um die territoriale Integrität ihrer Heimat oder gar Angst um ihre Existenz haben müssen.

Armenische Kirchen konsequent vernichtet

In diesem Jahr werde das Gedenken in Jerewan, Gjumri und vielen anderen Städten wohl ganz besonders geprägt sein, sagt Pfarrer Thomas Schwartz: „Rund 100.000 Armenierinnen und Armenier sind zu Opfern geworden, als sie 2023 ihre Heimat Bergkarabach verlassen mussten. Seither werden, wie aktuelle Berichte und Luftaufnahmen dokumentieren, dort entgegen anderslautenden Versicherungen aserbaidschanischer Stellen armenische Kulturdenkmäler und Kirchen zerstört und vernichtet.“ Nach Schwartz verliere die Menschheit damit unwiederbringlich bedeutende und einmalige Kulturdenkmäler.

„In der jetzigen Situation muss die Europäische Union dringend alle ihre Möglichkeiten nutzen, um endlich wirksamen und dauerhaften Schutz für die Armenier und ihr kulturelles Erbe zu schaffen und Aserbaidschan klare Grenzen aufzuzeigen“, appelliert Schwartz an die Verantwortlichen in Brüssel und in den nationalen Hauptstädten. Hierzu gehöre der Ausbau der zivilen EU-Beobachtermission EUMA sowie unmissverständliche Sanktionsandrohungen gegenüber Aserbaidschan für den Fall, dass Baku nicht aktiv und glaubhaft an einer Deeskalation und Stabilisierung im Verhältnis zu Armenien beitrage.

Text: Renovabis

(sig)



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