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Vigilfeier beim Weltjugendtag

800.000 Menschen beteten in Stille

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Lissabon, 07. August 2023

So wie die Jünger mir Jesus Nachtwache hielten, taten dies am vergangenen Samstag rund 800.000 Jugendliche auf dem "Campo da Graça" im Tejo Park in Lissabon. Die abendliche Vigilfeier am Vorabend des Aussendungsgottesdienstes am Weltjugendtag ist der heimliche Höhepunkt Glaubensfestes mit den jungen Menschen. Bewaffnet mit Isomatten und Schlafsäcken verbrachten sie die Nacht gemeinsam auf dem Feld und hielten Anbetung, Stille oder holten den Schlaf der vergangenen Nächte nach. Auch die 75 Regensburger und Passauer Teilnehmer der Weltjugendtagsreise waren auf dem Feld mit dabei und machten es sich auf dem 26.000 qm großen Feld gemütlich.

Wurzeln der Freude

Während langsam die Sonne hinter der portugiesischen Hauptstadt Lissabon verschwand begann die Vigilfeier mit Tanzeinlagen einer jungen Gruppe aus Portugal, die die Schnelllebigkeit der aktuellen Generation darstellen sollte. Ein Priester erzählte dem Papst in einem bewegenden Selbstzeugnis von seinem steinigen Weg zu Gott und zum Priestertum. Er habe in seinem Leben viele Fehler gemacht, aber dennoch ist er letztendlich zu Jesus und Gott zurückgekehrt und versucht nun als Priester anderen jungen Menschen zu helfen. Nach diesem Zeugnis brandete laustarker Jubel auf für das Zeugnis von Don Antonio. In seiner Ansprache an die Jugendlichen sagte Papst Franziskus: „Schließt für einen Moment die Augen und stellt euch einen Baum vor, einen schönen großen Baum. Wie kann dieser Baum den Stürmen und Winden widerstehen, die an ihm rütteln, wie kann er standhalten? Dank der Wurzeln. Auch für uns ist es so: Die Wurzeln geben uns jenen Halt, den wir brauchen. Sie sind die verborgenen Quellen der Seele. Freunde, uns unserer Wurzeln würdig erweisen, derer, die uns Leben, Glauben und Liebe geschenkt haben! Aber lasst uns daran denken, dass auch wir Wurzeln der Freude für andere sein können“. Für den Papst ist Maria diese „Wurzel der Freude“. Maria war unterwegs um die Frohe Botschaft zu verkünden. Dieses Unterwegssein wünsche sich der Papst von den jungen Menschen, denn das Unterwegssein „erfordert einen gleichmäßigen, geregelten Gang, während wir heute von schnelllebigen Emotionen, momentanen Empfindungen und Gefühlen leben, die nur einige Augenblicke lang anhalten. Nein, die Freude entsteht nicht auf diese Weise, Maria lehrt uns, dass die Beständigkeit des Unterwegsseins nötig ist, das, was ihr an unter Beweis gestellt habt, um hierher zu gelangen. Schritt für Schritt kommt man weit. Spitzensportler, genau wie die Musiker und die Wissenschaftler zeigen, dass große Ziele nicht in einem Moment erreicht werden: Wie viel Training steckt hinter einem Tor, wie viel Arbeit hinter einem Lied, das berührt, wie viel Forschung hinter einer wichtigen Entdeckung!“, so der Papst mit klaren Worten an die jungen Gläubigen auf dem „Campo da Graça“.

Er appellierte auch dieses Unterwegsein nicht alleine und in einer „Do-It-yourself“-Mentalität abzuhalten, sondern in Gemeinschaft. Deshalb richtete er auch eine deutliche Bitte an die Jugendlichen: „Bitte, isoliert euch nicht, sucht andere, erlebt Gott gemeinsam, geht die Wege einer Gruppe, ohne zu ermüden. Du könntest sagen, aber alle um mich herum leben ganz für sich, mit ihren Handys, schauen Fernsehserien, kleben an sozialen Netzwerken und Videospielen. Dann schwimme du gegen den Strom, ohne Angst. Nimm das Leben in die Hand, bring dich ein, schalte den Fernseher aus und öffne das Evangelium, leg dein Handy beiseite und treffe dich mit Menschen“.

Jesus ist dein Freund

Er ermutigte die jungen Menschen Jesus als ihren Freund zu sehen. Egal wieviele Fehler wir machen, oder wir oft wir hinfallen, er ist an deiner Seite und hilft dir auf, so Papst Franziskus. Er forderte die Jugendlichen auf in die Welt zu gehen, Zeugnis von der Liebe Gottes zu geben und sich nicht zu fürchten. Auch auf die Bewahrung der Schöpfung kam er zu sprechen und er sagte: „die Schöpfung lädt uns ein, Schöpfer von Schönheit zu sein, etwas zu schaffen, was vorher nicht da war. Ja, das Leben verlangt danach, gegeben, nicht verwaltet zu werden; es verlangt, dass wir aus der Abhängigkeit vom Virtuellen herauskommen, von der hypnotischen Welt der sozialen Netzwerke, die die Seele betäubt. Freunde, seid keine Profis zwanghaften Tippens, sondern Schöpfer von Neuem! Ein Gebet, das von Herzen kommt, eine Seite, die du schreibst, ein Traum, den du verwirklichst, ein Zeichen der Liebe für jemanden, der das nicht erwidern kann. Das ist Erschaffen, den Stil nachahmen, mit dem Gott die Welt geschaffen hat“. Eine illuminierte Lichtshow, ein Chor mit über 100 Sängerinnen und Sängern, machten die Vigilfeier zu einem ganz besonderen Erlebnis dieser Nachtwache. Nach der Aussetzung des Allerheiligsten folgte die Anbetung. Besonders beeindruckend war hierbei die Stille, die auf dem Feld herrschte. 800.000 Menschen verharrten lautlos im Gebet. Diese beeindruckende Gebetsatmosphäre war sicher einer der emotionalsten Momente des Weltjugendtages, was auch die Teilnehmer in Gesprächen immer wieder bestätigten.

Text und Fotos: Christian Beirowski



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