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Vernünftiger Glaube - gläubige Vernunft

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Wer bislang der Meinung war, dass eine Diskussion über das Verhältnis von Christentum, Islam und modernem Verunftsverständnis grundsätzlich nur ein kleines "Expertenpublikum" anziehen würde wurde gestern Mittag auf dem Katholikentag eines Besseren belehrt.

Denn bis auf den letzten Platz war die Aula der Privaten Wirtschaftsschule Breitschaft gefüllt als die Podiumsdiskussion mit dem Titel "Vernünftiger Glaube - gläubige Vernunft" begann. Moderiert von der Berliner Theologieprofessorin Anja Middelbeck-Varwick diskutierten der muslimische Religionsphilosph Ahmad Milad Karimi, der protestantische Theologe Wilhem Richebächer sowie der Regensburger Philosoph Rolf Schönberger über das mitunter schwierige Verhältnis von Glaube und Vernunft, welches spätestens seit der berühmten, 2006 gehaltenen "Regensburger Vorlesung" von Benedikt XVI. auch im akademischen Diskurs seinen Niederschlag fand.

So betonte Rolf Schönberger - dessen Forschungsschwerpunkte Thomas von Aquin sowie die scholastische Philosophie darstellen- dass einerseits die Philosophie notwendig sei für eine tiefere Reflexion des Glaubens, andererseits jedoch verschiedene Vernunftbegriffe sowie - verständnisse einen wirklichen Dialog erschweren würden, da eine gemeinsame Gesprächsgrundlage oft mühsam erstellt werden müsse.

Ahmad Milad Karimi wiederum erläuterte auf unterhaltsame und kenntnisreiche Weise, wie vielfälltig und streitlustig muslimische Theologie sein kann: So gäbe es zum einen im Islam einen in der westlichen Welt kaum wahrnehmbaren Einfluss durch Aristoteles, der dazu führe, dass einige Denkschulen des Islam die Vernunft stark betonten und auch die Vernünftigkeit des Glaubens einforderten. Vor allem aus "Verstandesgründen" würde deshalb im Islam beispielsweise die 2-Naturen-Lehre Jesu abgelehnt werden. Der Glaube fordere den Verstand einerseits heraus, andererseits benötige er diesen aber auch zur Selbstverständigung.

Wilhelm Richebächer, der sich wiederum als Protestant einer augustinisch-lutherischen Denktradition verpflichtet sieht, betonte die Notwendigkeit des verstehen-wollen des Glaubens. So begrüßte er - wenn auch mit Einschränkungen - auch die Intention der "Regensburger Vorlesung" Benedikts VXI. sowie die grundsätzliche Diskussion über das Verhältnis von Glaube und Vernunft.

Alle Teilnehmer waren sich letztendlich darin einig, dass Religionen sich legitimen Rückfragen durch die Philosophie stellen sollten sowie den Glauben reflektieren müssen. Gleichzeitig merkte Karimi jedoch mit Humor an, dass zuvieles Nachdenken und Rationalisieren jedoch der Religon ebenfalls nicht gut täte: "Über den Glauben zu reden heißt noch nicht zu glauben."



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