Unvergessener Seelsorger: Teublitz benennt Straße nach Generalvikar Dr. Karl Hofmann (1904-1991)
Bilder gibt es von ihm nur wenige - dennoch ist er vielen Menschen in Teublitz bis auf den heutigen Tag ins Gedächtnis eingebrannt: Pfarrer Dr. Karl Hofmann. Mitte Juli beschloss deshalb der Stadtrat in Teublitz einstimmig, eine Straße nach dem früheren Generalvikar des Bistums Regensburg und Pfarrers von Teublitz zu benennen. Die „Pfarrer-Hofmann-Straße“ entsteht gegenwärtig im Neubaugebiet „Im Dolling II“ Richtung Verau.
Der in der Bevölkerung bis auf den heutigen Tag hoch angesehene Seelsorger und spätere Regens des Regensburger Priesterseminars St. Wolfgang sowie Generalvikar des Bistums Regensburg war von 1941 bis 1952 der zweite Pfarrer der Pfarrgemeinde Herz Jesu Teublitz mit Expositur Saltendorf und der Filialgemeinde Katzdorf. Karl Hofmann sei ein Mann von bescheidenem, aber zupackendem Auftreten gewesen und konnte Menschen begeistern, heißt es von Menschen, die ihn an seinen Wirkungsorten Teublitz und Regensburg kennenlernen durften.
Sein Wirken in der Kriegs- und Nachkriegszeit bleibt in Teublitz unvergessen
In schwerer Zeit, so berichten etliche Zeitzeugen, war es Dr. Karl Hofmann, der am Ende des Zweiten Weltkrieges den alliierten Soldaten entgegen eilte und so der Zerstörung der Ortschaften Teublitz, Saltendorf und Katzdorf Einhalt gebot. Schon vor Kriegsende rettete er Menschen, die vom NS-Regime verfolgt wurden. Heute noch berichten Gläubige aus der Pfarrgemeinde Teublitz, wie ihr Pfarrer im Pfarrhof und in der „Froschlacke“ bei Katzdorf Häftlinge eines Todesmarsches aus dem KZ Flossenbürg und desertierte Wehrmachtssoldaten versteckt hatte. In sein seelsorgerisches Wirken vor Ort in Teublitz nach dem Krieg fiel die Nachkriegszeit, wo es galt, die der Kirche entfremdeten und durch den Nationalsozialismus abtrünnig gemachten Leute wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen zurück zu führen. Pfarrer Hofmann kümmerte sich nach dem Krieg auch um Vertriebene und organisierte für sie Nahrung und Unterkunft.
Noch heute wichtig für die Pfarrgemeinde ist das Gelübde, das Pfarrer Hofmann nach der Bombardierung Schwandorfs für seine Pfarrgemeinde ablegte. Sollte Teublitz und Umgebung vor Kriegszerstörung bewahrt bleiben, würde jährlich zum Kreuzberg nach Schwandorf gewallfahrtet werden. Am 26. Mai 2019 wird dieses Gelöbnis zum 75. Mal eingelöst werden.
Regens des Regensburger Priesterseminars - Generalvikar der Diözese
Bevor der am 28. August 1904 in Pötzmes geborene Karl Hofmann sich jedoch als engagierter Christ und Seelsorger in die Herzen der Menschen in Teublitz einschrieb, studierte dieser in Regensburg und Innsbruck Theologie. Am 29. Juli 1930 wurde er zum Priester geweiht. Nach seinem Dienst als Pfarrer von Teublitz war er von 1952 bis 1962 als Regens Leiter des Priesterseminars in Regensburg – insgesamt zehn Weihejahrgänge formte und prägte er. Am 1. Dezember 1962 rückte er in das nach dem Bischof zweithöchste Amt der Diözese auf und wurde unter Bischof Rudolf Graber Generalvikar. Bereits am 29. August 1979 erhielt Dr. Karl Hofmann die Bürgermedaille in Gold der Stadt Teublitz. Am 5. Juni 1991 verstarb er in Regensburg und wurde im Unteren katholischen Friedhof in Regensburg beigesetzt.
„Karl Hofmann war mit Gott und den Menschen verbunden“: Interview mit Pfarrer Michael Hirmer (Pfarrei Teublitz)
Maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der im Entstehen begriffenen „Pfarrer Hofmann Straße“ haben Pfarrer Michael Hirmer und die Pfarrgemeinde Teublitz. Im Gespräch schildert er die Beweggründe für sein Engagement.
Pfarrer Hirmer, Sie haben sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass in Teublitz eine Straße nach dem früheren Generalvikar des Bistums und Regens des Regensburger Priesterseminars, Dr. Karl Hofmann, benannt wird. Was fasziniert Sie an diesem Menschen, dass Sie sich dafür so vehement eingesetzt haben?
Mich fasziniert Dr. Karl Hofmann als Pfarrer von Teublitz. Immer wieder, wenn ich mit älteren Mitgliedern unserer Pfarrgemeinde ins Gespräch komme, wird Pfarrer Hofmann erwähnt. Er war hier in schwerer Zeit während und nach dem 2. Weltkrieg tätig. Als Mann des Glaubens und des Gebetes wurde er mir ebenso geschildert wie als Mann der Tat. Viele ältere Teublitzer verehren Pfarrer Hofmann als einen heiligmäßigen Mann, der für Menschen in materieller wie seelischer Not alles gegeben hat. Er half, wo es nur ging.
Als erstes hat mich Matthias Haberl vom Historischen Verein Teublitz auf Pfarrer Hofmann hingewiesen. Alte Aufzeichnungen von Hofmann über das alltägliche Leben in der Kriegs- und Nachkriegszeit seien im Pfarrarchiv erhalten und ich sollte diese einmal lesen. Hier berichtet der Pfarrer über die materielle aber auch seelische Not der Menschen von Teublitz. Es faszinierte mich, dass Pfarrer Hofmann ein wirklicher Seelsorger war, der sich um die Seelen und nicht nur um das Materielle der Menschen gekümmert hat. Er gab nicht nur Obdach, Nahrung und Kleidung. Er schenkte vor allem Hoffnung und Orientierung den Menschen in schwerer Zeit.
War es schwer, die Teublitzer Stadträte hierfür zu gewinnen?
Zwischen Stadt und Pfarrei Teublitz gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit. Nur nebenbei habe ich gegenüber Bürgermeisterin Maria Steger erwähnt, dass man nach Pfarrer Hofmann doch eine Straße benennen sollte. Die Bürgermeisterin meinte, dass ein formloser Antrag mit Begründung ausreichen würde. Schließlich stimmte am 18. Juli 2018 der Teublitzer Stadtrat einstimmig dafür, die „Pfarrer Hofmann Straße“ einzurichten. Ich bin sehr froh, dass es ein so vertrauensvolles Miteinander mit der Bürgermeisterin, der Verwaltung und dem Stadtrat gibt. Hier ist einfach sehr viel möglich.
Sind Sie Karl Hofmann eigentlich persönlich auch einmal begegnet? Oder kennen Sie ihn eher aus Erzählungen von anderen?
Ich bin über Dr. Karl Hofmann zum ersten Mal im Priesterseminar gestolpert, wo er als Regens mit Weihekandidaten in der sogenannten „Ahnengalerie“ abgebildet ist. Später erfuhr ich, dass er auch Generalvikar war. Als ich dann Pfarrer in Teublitz wurde, habe ich mich sehr gefreut, dass ein solch großer und verdienter Mann unserer Diözese der zweite Pfarrer von Herz Jesu Teublitz war. – Begegnet bin ich Karl Hofmann nie.
Welche Handlungen oder auch Eigenschaften sind es, die sie an Karl Hofmann besonders beeindrucken?
Mich beeindruckt, dass Karl Hofmann ein richtiger Seelsorger war. Er war mit Gott und den Menschen verbunden. Verbunden mit Gott war er im Gebet und in den Feiern der Gottesdienste. Und er kannte die Sorgen und Anliegen der Menschen und war für sie da. Er war für sie da mit seinem Gebet und auch mit tätiger Nächstenliebe. Ich denke, dass wir Priester in unserer Zeit von diesem Pfarrer-Typus viel lernen können. Und natürlich seine unglaubliche Mitmenschlichkeit. Nur ein Beispiel: Ein älteres Ehepaar hat mir einmal berichtet, wie Pfarrer Hofmann von seiner Haushälterin geschimpft wurde, weil er seine neuen Handschuhe an Flüchtlinge verschenkte und ihm deshalb fast die Finger abgefroren sind, als er im Winter mit Fahrrad nach Katzdorf zu einem nächtlichen Versehgang fuhr.
Was würden Sie als das Vermächtnis von Dr. Karl Hofmann betrachten - gerade für unsere heutige Zeit?
Sein Vermächtnis für unserer Pfarrgemeinde ist die Gelöbniswallfahrt nach Schwandorf, die 2019 zum 75. Mal stattfinden wird. Einen Tag nach der Bombardierung von Schwandorf gelobte Pfarrer Hoffman, dass jedes Jahr nach Schwandorf gewallt werden solle, wenn Teublitz verschont bliebe. Hofmann war es dann auch, der bei Kriegsende den Alliierten entgegeneilte und so verhinderte, dass seine Pfarrgemeinde mit den Ortschaften Teublitz, Saltendorf und Katzdorf zerstört wurde. Es ist mir ein großes Anliegen, diese Wallfahrt zu stärken. Seit einigen Jahren nennen wir sie Friedenswallfahrt. Denn gerade in unserer Zeit ist es wichtiger denn je für den Frieden zu beten, der –das betonte schon Karl Hofmann- im Herzen der Menschen beginnt und Gott unsere Herzen verwandeln will. Ich finde es einfach wunderbar, dass die Pfarrgemeinde Teublitz und die Expositur Saltendorf bis heute diesem Erbe ihres großen Pfarrers Hofmann treu geblieben sind.
„Er ist ein Vorbild für Selbstlosigkeit, auch heute noch!“: Interview mit Maria und Ernst Fleischmann über Pfarrer Dr. Karl Hofmann
Noch heute denkt man in Teublitz dankbar an das Wirken Karl Hofmanns in Teublitz zurück – wie beispielsweise das Ehepaar Maria und Ernst Fleischmann, wie beide im Interview verraten. Beide sind seit 60 Jahre verheiratet - Ernst Fleischmann wuchs in Katzdorf Froschlacke auf. Katzdorf gehörte damals noch zur Pfarrei Teublitz. Frau Maria Fleischmann wuchs in Teublitz auf.
Herr und Frau Fleischmann, wann sind Sie Karl Hofmann zum ersten Mal begegnet?
Ernst Fleischmann: Ich war ein Kind und damals sind wir jeden Sonntag von der Froschlacke bei Katzdorf zu Fuß nach Teublitz in die Kirche gegangen. Dort feierte Pfarrer Hofmann um 9 Uhr die Messe. Pfarrer Hofmann hatte guten Kontakt zu meinen Großeltern und dem Bauernhof, wo ich aufwuchs. Meine spätere Frau lernte ihn in Teublitz beim Religionsunterricht kennen.
Welchen Eindruck machte er damals auf Sie?
Maria Fleischmann: Viel hat er für die Armen getan. Alles was er besaß und geschenkt bekam, hat er sofort an die Flüchtlinge weiter gegeben. Pfarrhaus und Pfarrsaal waren voller Flüchtlinge.
Ernst Fleischmann: Er war ein gütiger und liebevoller Lehrer und Pfarrer. Er war eine Seele von einem Menschen, hat nie geschimpft. Im Keller des Pfarrhofes hat er später einen Raum für uns Jugendliche eingerichtet. Hier trafen wir uns (Mädchengruppe Weiße Rose). Pfarrer Hofmann gab Katechesen und spielte dort mit uns. Wir haben uns bei ihm sehr wohl gefühlt.
Welche Anekdoten fallen Ihnen zu Karl Hofmann ein?
Ernst Fleischmann: Am Ende des Krieges kamen Gefangene aus dem KZ Flossenbürg. Pfarrer Hofmann versteckte sie bei meinen Großeltern Elisabeth und Hans Pirzer, die in Froschlacke bei Katzdorf wohnten, in der Scheune. Immer wieder schaute der Pfarrer bei den Häftlingen vorbei und kümmerte sich um sie. Einer der KZ-Leute wurde krank. Ihn hat der Pfarrer mit in den Pfarrhof genommen und gepflegt. Pfarrer Hofmann erbat von den Großeltern immer Eier und Mich, die er an die Flüchtlinge weiter gab. Er hatte nur ein Fahrrad. Zum Religionsunterricht fuhr er immer mit dem Rad nach Katzdorf, wo er mich unterrichtet hat.
Karl Hofmann war bei Ihnen Pfarrer in einer historisch schwierigen Zeit - wie beurteilen Sie sein Wirken rückblickend in Ihrer Pfarrei?
Karl Fleischmann: Wenn wir Pfarrer Hofmann nicht in Teublitz gehabt hätte, wäre es vielen Menschen schlechter gegangen. Er ist ein Vorbild für Selbstlosigkeit, auch heute noch. Er war ein Vermittler zwischen den Eingesessenen und den Flüchtlingen.
Beide Interviews führte Stefan Ahrens.