„Unterwegs zu Jesus Christus“ - Neues Buch von Kardinal Ratzinger in Regensburg vorgestellt
(pdr) Bei der Vorstellung seines neuen Buches „Unterwegs zu Jesus Christus“ betonte Joseph Kardinal Ratzinger am Freitag, 16. Januar in Regensburg, dass die Frage, wer Jesus wirklich gewesen sei, in den letzten zehn Jahren neue Bedeutung gewonnen habe. Die Globalisierung drücke sich auch darin aus, dass zum Beispiel für den Hinduismus oder den Buddhismus die Gestalt Jesu neue Bedeutung bekommen habe – wenn auch nicht im originär christlichen Verständnis. Dies gelte traditionell für den Islam und aktuell auch für die säkularisierte Welt. Hier finde sich oft die Behauptung, dass der von der Kirche und von den Evangelien verkündete Christus sich von dem historischen Jesus unterscheide. Diese Suche nach dem „wahren Jesus hinter der Verkündigung der Kirche“ habe seit der Aufklärung eine lange Tradition. Schon Albert Schweitzer stellte zu Beginn des letzten Jahrhundert fest, dass diese historische Rekonstruktion gescheitert sei. Auch jüngste computergestützte Versuche in den USA hätten nicht das gewünschte Ergebnis gebracht, sondern eher einen Jesus, der mehr der eigenen Fragestellung und dem durchschnittlichen US-Amerikaner entsprach als einer eigenständigen historischen Gestalt. Diese Frage nach dem „wahren Jesus“, so der Kardinal weiter, verunsichere auch weite Kreise der Gläubigen. Auch hier sei der Verdacht, die Verkündigung der Kirche - deren Zeugnis ja auch die Evangelien sind - unterscheide sich vom „wahren Jesus“.
„Ein hörendes Lesen der Evangelien zeigt uns einen schlüssigen wirklichen Jesus“, setzte Kardinal Ratzinger seine These dagegen. Wer den Mut aufbringe, den Evangelien zu trauen, dem zeige sich in Jesus eine stimmige Gestalt. „Wie legitimiert sich dieses Vertrauen in die Evangelien?“, dieser Frage ist die vorgelegte Aufsatzsammlung gewidmet. Dieser Frage, so der Kardinal, gehe er auch in einem systematisch angelegten Buch nach, für das diese auf Kongressen oder anderen aktuellen Veranstaltungen gehaltenen Vorträge als eine Vorarbeit betrachtet werden könnten. Gegenüber der noch zu erarbeitenden systematischen Darstellung hätten sie, auch wenn sie zufällig gewachsen seien, vielleicht auch einen Vorzug: „In den Themen deutet sich das an, was die Menschen bewegt! Es ist gut, sich den Fragen, die lebendig sind, zu stellen!“ Dies versuchten aus verschiedenen Blickwinkeln die Beiträge des Buches, von denen viele in deutscher Sprache erstmals veröffentlicht werden. Die Beiträge versuchten bewusst nicht, die verengte und wissenschaftlich gescheiterte Frage nach dem historischen Jesus und dessen Rekonstruktion weiter zu verfolgen. Es gebe dagegen in der neueren Theologie spannende Versuche, wissenschaftlich verantwortet, vom Evangelium als Ganzem her dessen Legitimität neu zu zeigen. Einige davon würden in dem neuen Buch verarbeitet.
Joseph Cardinal Ratzinger, Unterwegs zu Jesus Christus, Sankt Ulrich Verlag Augsburg, 176 Seiten, 16,90 Euro; ISBN: 3-936484-21-X.