News Bild Über 1.000 Gläubige bei der Aussendungsfeier für das Friedenslicht aus Betlehem
Über 1.000 Gläubige bei der Aussendungsfeier für das Friedenslicht aus Betlehem

Von der Sehnsucht nach Versöhnung

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Regensburg, 11. Dezember 2022

„Ich ahne, dass so viele schon lange nicht mehr da waren!“, staunte Bischof Rudolf Voderholzer am Sonntagnachmittag über die zahlreich erschienen Gläubigen zu Beginn der Aussendungsfeier des Friedenslichts im Regensburger Dom. Mehr als 1.000 Gläubige waren der Einladung zur Mitfeier der Diözesanverbände der Pfadfinderschaften (DPSG und PSG) gefolgt, die dieses Jahr das Motto „Frieden beginnt mit dir“ der Aktion gegeben hatten. Aus dem ganzen Bistum kamen Vertreter der Pfarreien, der Pfadfinderstämme und der Gemeinden, um das Licht aus Betlehem in ihre Pfarrei zu bringen. Auch das katholische und evangelische Militärpfarramt Cham schickte eine Delegation in die Regensburger Kathedrale. Musikalisch gestaltet wurden die Feierlichkeiten von der Mädchenkantorei der Hochschule für Kirchenmusik unter der Leitung von Eva-Maria Leeb und von Kirchenmusiker Thomas Haslbeck.

Zu Beginn trugen zwei Pfadfinderinnen die  große windgeschützte Laterne mit dem Friedenslicht vor den Altar.

Die schreckliche Wirklichkeit des Krieges

„Schon zum dritten Mal versammeln wir uns zur Aussendung des Friedenslichtes von Betlehem nicht in der Obermünsterruine, sondern im Regensburger Dom“, begann Bischof Voderholzer seine Predigt. „Vor Corona waren wir in einem freien umzäunten Gelände, das uns an die Zerstörung des zweiten Weltkrieges erinnert.“ März 1945 war die Obermünsterkirche von einer Fliegerbombe getroffen und bis auf Turm und Apsis alles zerstört worden. Man entschied, die Ruine stehen zu lassen als Mahnmal für künftige Generationen. „Jetzt hat uns die schreckliche Wirklichkeit des Krieges in einer ganz neuen Weise eingeholt.“ Dass in einem Land, in dem vor nicht allzu langer Zeit die Europameisterschaft gefeiert wurde, dort wo uns bekannte und geliebte Menschen wohnten, nun so menschenunwürdige Zustände herrschten, schockiere uns alle. Den Krieg spüre man mittlerweile auch hier, erläuterte der Bischof. Nicht nur die Menschen, die es unmittelbar betreffe, weil sie Angehörige verloren haben. Auch die wirtschaftlichen Folgen und die Energiepreisverteuerungen erlebten wir. „Jetzt spüren wir alle mit unseren ukrainischen Freunden die Sehnsucht nach Versöhnung.“ Frieden könne man nicht einfach anordnen oder befehlen. Hier in unserer Heimat müsse jeder für ein Stück Frieden und ein gutes Miteinander unter uns Menschen sorgen.

Böses mit Vergebung begegnen

Es gebe so viele, die auf uns warten und Sehnsucht nach Frieden haben. ‚Bringt dafür vor allem euch selber mit‘, würde Jesus sagen. „Bringt euch selber mit, mit einem versöhnten Herzen, mit einem frohen Lächeln im Gesicht und einem guten Wort. Nicht Böses mit Bösem, sondern Böses mit der Bereitschaft zur Vergebung und zur Versöhnung beantworten. Was für eine Herausforderung, aber auch eine großartige Sendung“, so der Bischof und richtete sich abschließend mit den Worten an alle Anwesenden: „Seid Boten und Botinnen des Friedens!“

Auch eine Delegation des katholischen und evangelischen Militärpfarramts Cham war gekommen, um das Friedenslicht abzuholen.

Friedenslicht für Groß und Klein

Zum Höhepunkt der Andacht mit den Jugendlichen und Kindern, brachten die jungen Pfadfinder das Friedenslicht in einer überdimensionierten Laterne nach vorne zum Altarraum. Das gesegnete Friedenslicht verteilte Bischof Rudolf Voderholzer anschließend an die vielen Kinder und Jugendlichen in der Kathedrale. Jedes Kind durfte nach vorne kommen, um seine mitgebrachte Laterne zu entzünden. Doch nicht nur die Kinder, auch Erwachsene von überall aus dem Bistum standen eifrig Schlange, um das Licht des Friedens zu empfangen. Eine Delegation des katholischen und evangelischen Militärpfarramts Cham war ebenfalls angereist, um das Zeichen der Versöhnung mitzunehmen. Unter ihnen der stellvertretende Kommandeur der Panzerbrigade 12, Oberpfalz, Oberst Klaus-Peter Berger und der Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 112, Regen, Oberstleutnant Falko Dreher.

Ein Sinnbild für Hoffnung und Frieden

Seit 1986 organisiert der ORF jedes Jahr die Aktion des Friedenslichts, bei der ein Kind in Betlehem ein Licht entzündet, das mittlerweile in über 30 Länder weltweit hinausgetragen wird. Für das Bistum Regensburg nimmt eine Pfandfindergruppe an der Wiener Aussendungsfeier teil und bringt das symbolische Friedenslicht in einer Laterne von Wien aus in ihre Heimatstadt. Bischof Rudolf verteilt daraufhin das Licht an die Gläubigen. Das Licht gilt als ein Sinnbild von Hoffnung und Frieden. Seit 1993 feiern in Deutschland um die 100 Städte jedes Jahr die Übergabe des Friedenslichts.

Text und Fotos: Simon Doering/jas



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