mädchen und gläubige sitzen in kirchenbänken

Traditionsreiche Pfingst-Fußwallfahrt von Konnersreuth nach Marienweiher

Getragen von Gebet und Gemeinschaft


Konnersreuth, 10. Juni 2025

Die erste urkundliche Erwähnung einer Konnersreuther Fußwallfahrt in den oberfränkischen Marienwallfahrtsort Marienweiher datiert vom 29. Mai 1806, dies hat einst Heimatforscher Robert Treml festgestellt. „Wir feiern im kommenden Jahr 220 Jahre Fußwallfahrt nach Marienweiher“, sagte Vorbeter Peter Plaß. Allerdings wies Treml in seinen Forschungen darauf hin, dass die Wallfahrt wohl noch viel älter ist, dafür aber schriftliche Belege fehlten. Heuer nahmen an der dreitägigen Fußwallfahrt 43 Pilgerinnen und Pilger teil, darunter zwanzig junge Menschen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, was die Organisatoren besonders freute.

Die Fußwallfahrt startete am Freitagmorgen um 4 Uhr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius in Konnersreuth. Dabei erteilte Pfarrseelsorger Pater Benedikt Leitmayr den Pilgersegen, ehe sich der Geistliche selber mit auf den Weg nach Marienweiher machte. Zumeist gingen die Teilnehmer auf öffentlichen Straßen und Wegen, zogen betend und singend durch Ortschaften und trafen dabei mitunter auch auf recht staunende Menschen am Straßen- und Wegesrand. Wenn es möglich war, wurden aber auch beschauliche Wege durch Wälder und entlang von Wiesen und Feldern gesucht, wodurch die Pilger inmitten der göttlichen Schöpfung gehen konnten.Beim Weg nach Marienweiher und auch zurück waren die Pilger insgesamt 16 Stunden unterwegs, bis sie das Ziel erreicht hatten. „Wir sind jeweils rund elf Stunden zu Fuß unterwegs, den Rest verbringen wir beim Rasten in den am Wegesrand liegenden Wirtshäusern in Franken“, sagte der zweite Bürgermeister Stefan Siller, der seit vielen Jahren die Pilger in seinem von der Familie Forster aus Mitterteich gestellten Begleitbus betreut. Pro Stunde werden rund 5,5 Kilometer auf Schusters Rappen zurückgelegt. Freilich ist auch klar, ohne gutes Schuhwerk lässt sich der Marsch nicht bewältigen. Beim Hinweg am Freitag hielt sich der Regen noch im Rahmen, erstmals richtig nass wurde es am Rückweg bei Weißenstadt, wo ein Regenschauer runterging. Als Vorbeter ist Peter Plaß dabei, der 62-jährige ist ein gebürtiger Konnersreuther, der heute in Schirnding lebt und dort auch im Pfarrgemeinderat und Kirchenchor aktiv ist. „Ich bin seit 15 Jahren Vorbeter, ich suche mir die Texte zur Wallfahrt selber aus“, erklärt er am Pfingstmontag im Schafferhof. Plaß freut sich, dass der „Pilgervirus“ nicht nur Teilnehmer aus Konnersreuth ansteckt, sondern auch Pilger aus Münchenreuth, Pechtnersreuth und Mitterteich, die schon seit Jahren zu den Stammkräften zählen. Jüngste Teilnehmerin war dieses Mal die 15-jährige Lena Richtmann aus Konnersreuth, die dafür den Freitag vor Pfingsten von ihrer Waldsassener Mädchenrealschule sogar schulfrei bekam. 

Älteste Teilnehmer waren Michael Betzl aus Münchenreuth, der im kommenden Jahr sein 50. Pilgerjubiläum feiern darf, sowie Martin Wohlrab aus Münchsgrün, beide sind 69 Jahre alt. Michaela Günthner, sie ging heuer zum 29. Mal mit, sagte als Grund für ihre Teilnahme, „ich hatte schon als Kind den Wunsch, mit nach Marienweiher zu gehen. Mit 16 Jahren erfüllte ich mir erstmals diesen Wunsch. Für mich als dreifache Mutter sind diese drei Tage eine Auszeit vom Alltag“. Petra Grillmeier bewältigte die Strecke heuer schon zum 34. Mal. „Für mich ist die Wallfahrt eine Selbstverständlichkeit, es gibt dafür keinen speziellen Grund. Meine Eltern gingen schon früher mit, ebenso meine Geschwister. Die Wallfahrer gingen früher an unserem Haus in Höflas vorbei, da erwachte ihn mir der Wunsch, hier auch mitzugehen“. Peter Plaß war 22 Jahre alt, als er erstmals mit nach Marienweiher ging: „Seit 1992 bin ich jedes Jahr immer dabei. Meine Motivation ist der Glaube, sowie mein heuer verstorbener Vater Gotthard, der 25 Mal als Pilger mit dabei war. Ich setze gemeinsam mit meinen Geschwistern unsere Familientradition fort“. Braucht er unterwegs einen Lautsprecher für seine Gebete? „Ich habe eine laute Stimme, mich versteht man schon“, sagt Plaß. Begleitet werden die Pilger von Stefan Siller, der seit vielen Jahren den Begleitbus fährt. „Ich fahre immer am Ende der Prozession und sichere damit die Pilger gegen Gefahren ab“, sagt der 2. Bürgermeister der Marktgemeinde Konnersreuth. „Ich organisiere die Unterkünfte in Marienweiher und halte Ausschau, wo wir eine Rast einlegen können. Ich bespreche mit den Wirten alles, es muss ja schnell gehen, damit wir gleich wieder losgehen können“. Wie war die Stimmung während der vergangenen drei Tage? „Am besten gefällt uns die Gemeinschaft“, sind sich alle einig, wobei an den drei Tagen schon viel Rückschau gehalten wird und was wohl die Zukunft bringen wird. 


Und wo wurde in Marienweiher übernachtet? „Wir haben uns aufgeteilt, zumeist sind es private Quartiere im Ort und den umliegenden Dörfern“, sagt Stefan Siller. Gegessen wird bei den Quartiergebern, aber auch beim Feuerwehrfest in Marienweiher, dass immer über die Pfingstfeiertage stattfindet. Höhepunkt ist immer der Samstag, wenn zumeist die Verwandtschaft der Pilger eigens nach Marienweiher kommt. Freilich im Mittelpunkt steht das Beten und Singen. Wie läuft nun der Samstag ab? „Wir haben um 9 Uhr Gottesdienst, anschließend Kreuzweg. Um 19:30 Uhr ist Festgottesdienst in der Basilika, heuer war der ehemalige Erzbischof von Bamberg, Dr. Rudolf Schick, Hauptzelebrant und Prediger. Im Anschluss gibt es noch eine feierliche Lichterprozession durch das Dorf. Petra Grillmeier erzählt: „Wir machen dies nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil wir gläubige Christen sind. Es ist eine Wallfahrt für die Seele und gibt uns Kraft für die kommende Zeit“. Stefan Siller ergänzt: „Diese Fußwallfahrt ist unser öffentliches Glaubensbekenntnis“. Michaela Günthner hebt noch die Gastgeberfamilien hervor, die sich schon seit vielen Jahren der Pilger aus Konnersreuth annehmen. „Wir übernachten zu sechst in einer Ferienwohnung bei der Familie Städtler in Marienweiher. In der Früh richten sie uns das Frühstück her und nachmittags gibt’s Kaffee und Kuchen. Da ist eine Freundschaft entstanden“, freut sich Frau Günthner. Am Pfingstsonntagabend um 20 Uhr erfolgt die Heimkehr nach Konnersreuth. Beim Marsch durch Arzberg läuteten dort sogar die Kirchenglocken, war zu hören. Beendet wurde die dreitägige Wallfahrt mit einer kurzen Andacht in der Pfarrkirche, wo schon eine große Zahl von Gläubigen auf die Pilger warteten. Viele hatten sogar Tränen in den Augen, als sie heimatlichen Boden betraten, nach all den Strapazen der letzten Tage. Aber alle waren sich einig, dass sie im kommenden Jahr wieder mitgehen werden, bei der 220. Fußwallfahrt nach Marienweiher.

Text und Fotos: Josef Rosner
(jas)

 



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