Symposion beschäftigt sich mit Domkapitular Johann Albrecht von Widmanstetter
(pdr) Ein feierliches Gedenken an der Grabstätte des Regensburger Domherrn Johann Albrecht von Widmanstetter (1506-1557) im Mortuarium des Domkreuzganges in Regensburg war Höhepunkt eines wissenschaftlichen Symposions, das zu Leben und Werk des großen Humanisten und Büchersammlers. Der Regensburger Domkapitular war am 28. März vor 450 Jahren gestorben. Dr. Hermann Reidel, Leiter der Diözesanmuseen, hatte das Symposion organisiert. Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller würdigte im Domkreuzgang vor den zahlreich erschienenen Teilnehmern aus dem In- und Ausland das Lebenswerk Widmanstetters, der nach dem Tode seiner Gattin Anna Lucretia von Leonsperg, einer geborenen Herzogin von Bayern-Landshut, die Priesterweihe erhalten hatte und ins Domkapitel eingetreten war. Ein weiterer hochrangiger Teilnehmer des Symposions war Salem Quateen, Botschafter der Liga der Arabischen Staaten in Berlin. Ein Vokalensemble unter Leitung von Dozent Thomas Fischer von der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik sang zwei Motetten von Palestrina und Orlando di Lasso aus der Zeit Widmanstetters.
Widmanstetters größte Leistung war die Herausgabe des Neuen Testaments in syrischer Sprache bei dem Wiener Verleger Michael Zimmermann im Jahre 1555. Seine letzte Publikation, die unter dem Namen seines Halbbruders Jakob Philipp 1556 in Ingolstadt erschien, befasste sich mit dem Leben des heiligen Ignatius von Loyola und den Anfängen des Jesuitenordens. Prof. Dr. Heinrich Pfeiffer SJ aus Rom wies nach, dass der Text höchstwahrscheinlich auf den heiligen Petrus Canisius zurückgeht, dem es als Ordensangehörigem ohne Erlaubnis nicht möglich gewesen wäre, die frühe Geschichte des Ordens niederzuschreiben. Widmanstetter, Freund von Canisius, hatte die Veröffentlichung in die Wege geleitet.
Wissenschaftlicher Mentor der Veranstaltung war Prof. Dr. Hartmut Bobzin vom Institut für orientalische Philologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Prof. Bobzin referierte über Widmanstetter und das Arabische. Die Londoner jüdische Forscherin Valery Rees behandelte die Traditionen in der Erforschung alter orientalischer Texte in Italien in der Zeit vor Widmanstetters erster Reise in den Süden. Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiß aus Regensburg sprach über die Regensburger Neupfarrkirche im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Reformation nach Osteuropa. Eine Vorschau auf das Jubiläum 450 Jahre Bayerische Staatsbibliothek im Jahr 2008 lieferte die Leiterin der Abteilung für orientalische und ostasiatische Handschriften Dr. Helga Rebhan aus München.
Zu Beginn des Symposions hatte die Journalistin und Filmemacherin Angelika Weber aus München einen Kurzfilm über Leben und Werk Johann Albrecht von Widmanstetters gezeigt, der auf DVD im Domschatzmuseum Regensburg erhältlich ist.
Das Symposion soll im Rahmen interkultureller und interreligiöser Gespräche fortgesetzt, die einzelnen Referate sollen in einem Sammelband bis 2008 abgedruckt werden.