München / Regensburg, 5. Feburar 2025
Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) gibt seine Kinderbibel mit dem Titel „Gott spricht zu seinen Kindern“ in der afrikanischen Sprache Azande (auch Pazande genannt) heraus. Sie wird von schätzungsweise 1,8 Millionen Angehörigen der gleichnamigen Volksgruppe in der Demokratischen Republik Kongo, in der Zentralafrikanischen Republik und im Südsudan gesprochen.
Die neue Ausgabe auf Azande ist eine von rund 200 Übersetzungen, in der die Kinderbibel von „Kirche in Not“ seit 1979 erschienen ist. Über 51 Millionen Exemplare wurden bislang verteilt. Initiator der neuen Version der Kinderbibel ist der belgische Missionar Stefaan Lecleir, der im Bistum Tambura-Yambio im Westen des Südsudan an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik tätig ist. „In meiner Pfarrei sind etwa 95 Prozent der Menschen Analphabeten“, erklärt Lecleir bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus.
Seine Gemeinde hat daher einen Schwerpunkt auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen gelegt. Die Pfarrei betreibt eine eigene Schule und ein Jugendzentrum. Beim Unterricht gibt es jedoch ein Problem: Bislang lag kaum Literatur auf Azande vor, der Muttersprache der Kinder. „Die Kinder lernen das Lesen auf Englisch. Aber es ist wichtig, dass die Kinder in ihrer eigenen Sprache lernen. Diesen Ansatz verfolgen auch die meisten Bildungs- und Kinderorganisationen“, sagt der Missionar. Englisch sei in einem Land wie dem Südsudan, in dem viele verschiedene Sprachen gesprochen werden, sehr wichtig. „Aber wenn wir den Leseunterricht mit der Muttersprache der Kinder beginnen, fällt ihnen das Lernen später leichter“, ist Lecleir überzeugt.
Übersetzung und Produktion vor Ort
Der Priester kannte „Kirche in Not“ schon aus seiner Zeit in Belgien. Deshalb wandte er sich mit seiner Idee an das Hilfswerk, die Kinderbibel auf Azande herauszugeben. Die Übersetzungsarbeit erledigten drei muttersprachliche Priester, unter ihnen der Leiter einer kirchlichen Universität. „Nachdem sie den Text übersetzt hatten, gab ich ihn einigen Lehrern. Diese haben ihn laut gelesen, so dass wir den Text für die Zuhörer anpassen konnten“, berichtet Lecleir. Mittlerweile wurde die Übersetzung vom zuständigen Bischof freigegeben und geht nun vor Ort in den Druck – finanziert von „Kirche in Not“.
Die neue Kinderbibel leiste einen wichtigen Beitrag zur Alphabetisierung und zur Verbreitung des Glaubens. Sie führe Kinder auch an das Gebet und christliche Werte wie Feindesliebe und Vergebung heran – in Ländern wie Südsudan wichtiger denn je. Darüber hinaus gebe es aber auch noch einen persönlichen Nebeneffekt, sagt der Missionar: „Die neue Kinderbibel hilft auch mir, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Es gibt keine bessere Möglichkeit, selbst etwas zu lernen, als Kindern etwas beizubringen.“
Text: Kirche in Not
(sig)