Stand der Aufarbeitung - Sexueller Missbrauch und Körperverletzung
Vorgehensweise
Das Bistum Regensburg wurde seit 2010 konfrontiert mit sexuellem Missbrauch und Körperverletzung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgeworfen wurden.
In seiner Ansprache bei der Vesper im Regensburger Dom anlässlich seines Weihejubiläums am 25. Januar 2015 bat Bischof Rudolf Voderholzer die Betroffenen um Vergebung:
„Es schmerzt mich und tut mir in der Seele weh: jeder einzelne Fall, hinter dem ja ein Mensch steht, eine Kinderseele in diesen Fällen, schwer gequält, oft für das Leben gezeichnet. Ich kann es nicht ungeschehen machen und die Betroffenen nur um Vergebung bitten.“
Zahlen und Fakten zum Missbrauch.
Im Rahmen einer Pressekonferenz im Oktober 2016 stellte das Bistum Regensburg das Konzept vor, nach dem die Aufarbeitung geschehen sollte. Im Rahmen der Aufarbeitung wurde ein Beratungsgremium ins Leben gerufen, dem u. a. der unabhängige Rechtsanwalt Ulrich Weber, Vertreter von Betroffenen und Bischof Rudolf Voderholzer angehören.
Welcher Stand der Aufarbeitung ist bis heute erreicht worden?
Anerkennungsleistungen
Das Bistum Regensburg zahlte bis zum 31.12.2021 insgesamt 10.736.350 € an Anerkennungsleistungen an 621 Personen aus.
Davon wurden 2.768.350 € wegen sexuellen Missbrauchs, sexueller Übergriffe oder sexualbezogener Grenzverletzungen an 122 Personen ausgezahlt.
7.968.000 € wurden aufgrund von Körperverletzung an 499 Personen ausgezahlt. Bislang leistet nur die Diözese Regensburg auch solche Anerkennungszahlungen.
Zu einem kleinen Teil sind Betroffene beiden Gruppen zuzuordnen, sodass es sich insgesamt um 566 Personen handelt.
Betrachtet wurde der Zeitraum seit 1940.
Von der Gesamtsumme entfielen 7.207.000 € auf Anerkennungszahlungen an 377 ehemalige Domspatzen.
Nachzahlung in 2020-2021
Von den 10.406.550 € wurden 5.305.800 € im zweiten Halbjahr 2020 im Rahmen einer Nachzahlung ausgezahlt, die die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des Sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, im Juni 2020 vereinbart hatte und die von der Diözese Regensburg umgehend umgesetzt wurde.
Gremien der Aufarbeitung
Die Vorgehensweise zur Nachzahlung wurde mit den bestehenden Aufarbeitungsgremien abgestimmt. Für die Weiterentwicklung der Gremien, insbesondere die Einrichtung einer Aufarbeitungskommission und eines Betroffenenbeirats, die in einer Gemeinsamen Erklärung von Herrn Rörig und der Deutschen Bischofskonferenz festgelegt ist, haben Vertreter der Diözese im Dezember 2020 mit Herrn Rörig die nächsten Schritte abgesprochen.
Im Jahr 2021 wurden weitere 52.500 € an sechs Personen, die zuvor nicht erreicht werden konnten, nachgezahlt.
Studien, Untersuchungen, Gutachten
Am 22. Juli 2019 wurden in Regensburg die beiden Aufarbeitungsstudien zu den Vorfällen sexuellen Missbrauchs, sexueller Übergriffe oder sexualbezogener Grenzverletzungen und Körperverletzung in den Einrichtungen der Regensburger Domspatzen vorgestellt.
Untersucht wurde der Zeitraum zwischen 1945 und 1995. Bischof Rudolf Voderholzer hatte sie bereits 2016 im Rahmen der Pressekonferenz angekündigt, die den Bericht vorstellte, den Rechtsanwalt Weber zu den Missbrauchsfällen und den Straftaten physischer Gewalt präsentierte. Die heute vorgestellten Studien sind Teil eines umfassenden Aufarbeitungsprozesses.
Die geschichtswissenschaftliche Studie wurde erarbeitet von Professor Dr. Bernhard Löffler und Dr. Bernhard Frings vom Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte der Universität Regensburg. Die Studie ist als Studie beim Verlag Friedrich Pustet erscheinen.
Die sozialwissenschaftliche Studie wurde erarbeitet von Professor Dr. Martin Rettenberger, Dr. Matthias Rau und Lisanne Breiling von der kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. Die Studie kann auf der Webseite der Zentralstelle heruntergeladen werden.
Studie:
„Der Chor zuerst - Institutionelle Strukturen und erzieherische Praxis der Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995".
Sozialwissenschaftliche Analysen und Einschätzungen zur Gewalt bei den Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995.
Abschlussbericht zur Untersuchung der Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen von Rechtsanwalt Ulrich Weber vom 18. Juli 2017.
Der Abschlussbericht ist auch als Buch erschienen, ISBN 978-3-658-27009-4.