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Zur Neuigkeit
Kirchen aus dem Bistum: Stadtpfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ in Mainburg
Im Spannungsfeld von Tradition und Moderne
Mainburg/Regensburg, 4. September 2025
Mitten im Zentrum Mainburgs, am Marktplatz, erhebt sich die katholische Stadtpfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“. Sie ist nicht nur das geistliche Zentrum der Stadt, sondern zugleich auch ein bedeutendes architektonisches Gegenüber zu Rathaus und Marienbrunnen, die gemeinsam ein geschlossenes Ensemble städtischer Identität bilden.
Die Geschichte des Gotteshauses ist eng mit den großen Bruchstellen der Stadt verknüpft. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1863 wurde zunächst ein neugotischer Bau errichtet, der jedoch den wachsenden Anforderungen des 20. Jahrhunderts nicht mehr gerecht wurde. 1958 begann daher der Neubau, der die Kirche in ihrer heutigen Gestalt hervorbrachte. Architekt war der Regensburger Hans Beckers (1902 – 1984).
Aus heutiger Sicht ist dabei sehr interessant, dass Beckers als ein Vertreter einer gemäßigt-modernen Sakralarchitektur gelten darf, die noch vor den tiefgreifenden Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils entstand. Die provisorische Einweihung nahm am 21. Dezember 1958 Pfarrer Christoph Schmid vor. Erst am 5. Mai 1963 erfolgte die feierliche Konsekration durch den Regensburger Weihbischof Josef Hiltl. Mit diesem Akt wurde die Frauenkirche endgültig zur Stadtpfarrkirche Mainburgs erhoben.
Architektonische Konzeption
Die Kirche präsentiert sich als einschiffiger, langgestreckter Raum, der traditionelle Elemente des Kirchenbaus mit den Formensprachen der Moderne verbindet. Das zentrale architektonische Motiv bilden zwölf rot kannelierte Säulen, die das Kirchenschiff rhythmisch gliedern und zugleich symbolisch auf die zwölf Apostel verweisen. Hier verschränkt sich Funktion und Symbol: Die Apostel tragen die Kirche – sowohl im statischen als auch im theologischen Sinn.
Der Grundriss folgt einem klaren Achsenprinzip, das den Altarraum als Zentrum der Liturgie hervorhebt. Zugleich wird auf ornamentale Überfrachtung verzichtet: die Reduktion der Formen, die Konzentration auf das Wesentliche und die starke Betonung der Vertikale stehen in deutlichem Kontrast zur barocken Fülle, die im nahen St. Peter und Paul am Salvatorberg begegnet.
Künstlerische Ausstattung
Besondere kunsthistorische Bedeutung kommt dem Altarbild von Franz Högner (1958) zu. Es entfaltet sich über die Säulen hinweg in den Raum und greift damit aktiv in die Architektur ein. Die Darstellung verzichtet auf figurenreiche Szenen und konzentriert sich auf symbolische Farb- und Formwirkungen, die den Gottesdienstteilnehmer in das liturgische Geschehen einbeziehen. Damit gehört Högners Werk zu den frühen Beispielen einer bewusst modernen Kirchenausstattung, die die Gemeinde nicht nur betrachtend, sondern partizipierend einbindet.
Eine grundlegende Innenrenovierung 1998 unter Stadtpfarrer Alois Lehner brachte weitere Akzentsetzungen. Der Altarraum wurde neu gestaltet, der Ambo stärker ins Zentrum der liturgischen Handlung gerückt – eine unmittelbare Umsetzung der Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils. Auch die Marienkapelle erhielt eine Aufwertung und veranschaulicht seither die Balance zwischen Christus-Zentrum und marianischer Frömmigkeit, die für die Hallertauer Sakralkultur typisch ist.
Der Kirchenraum erschließt sich nicht nur visuell, sondern auch akustisch. 1981 erhielt die Frauenkirche eine neue Orgel aus der Münchner Werkstatt Guido Nenninger, deren Disposition von Domorganist Eberhard Kraus (Regensburg) entwickelt wurde. Mit 31 Registern, verteilt auf drei Manuale und Pedal, bietet sie ein breites klangliches Spektrum zwischen liturgischer Begleitung und konzertanter Aufführungspraxis. 1999 wurde das Instrument von Johannes Schädler (Donaustauf) überarbeitet und klanglich optimiert. Seitdem gilt die Orgel als eines der hochwertigen Instrumente der Region, die regelmäßig nicht nur in Gottesdiensten, sondern auch bei geistlichen Konzerten erklingt.
Bedeutung im kirchlichen und kulturellen Leben
Die Stadtpfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ ist heute der Hauptort für die Feier der Sakramente in Mainburg. Taufen, Firmungen, Hochzeiten und die großen Feste des Kirchenjahres prägen das Leben der Pfarrei. Darüber hinaus fungiert sie als kultureller Resonanzraum: Geistliche Konzerte, Orgelabende und Prozessionen binden die Kirche eng an das städtische Gemeinschaftsleben.
Im Gegensatz zur barocken Inszenierung von St. Peter und Paul auf dem Salvatorberg steht die Frauenkirche für eine moderne, klar strukturierte Form von Sakralität: nüchtern, symbolisch aufgeladen, auf das Wesentliche konzentriert. Beide Kirchen ergänzen sich und verdeutlichen, wie stark in Mainburg die religiöse Topographie von einer Vielfalt an Bauformen und theologischen Ausdrucksweisen geprägt ist.
Die Mainburger Stadtpfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ ist ein Schlüsselwerk der katholischen Sakralarchitektur im Nachkriegsbayern. Sie dokumentiert die Suche nach einer neuen Formensprache zwischen Tradition und Moderne, zwischen liturgischer Funktionalität und künstlerischem Anspruch. In ihrem architektonischen Aufbau, ihrer künstlerischen Ausstattung und ihrer musikalischen Ausgestaltung verkörpert sie jene Balance von Kontinuität und Erneuerung, die die katholische Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts charakterisiert. Damit ist sie nicht nur das religiöse Herz Mainburgs, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis bayerischer Kirchenbaukunst im Übergang zur Moderne.
Text: Stefan Groß
Fotos: H. Helmlechner unter Lizenz CCBY-SA 3.0
(sig)
Weitere Infos
In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.




