Staatliche Bibliothek Regensburg feiert ihren 200. Geburtstag - Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gratuliert und erinnert an die Anfänge
"Eine Schatzkammer des gedruckten Kulturerbes der Region" feiert in diesen Tagen ihren 200. Geburtstag - die Staatliche Bibliothek Regensburg. Aus diesem Anlass wurde am 13. Juli in den Historischen Reichssaal des Alten Rathauses zu einem Festakt eingeladen. Oberbürgermeister Joachim Wollbergs konnte zum 200-jährigen Bestehen des "Gedächtnisses der Oberpfalz", wie er die Staatliche Bibliothek titulierte, zahlreiche Gäste im vollbesetzten Reichssaal willkommen heißen. Zu den zahlreichen Gratulanten zählte neben Dr. Klaus Ceynowa, dem Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, und dem evangelisch-lutherischen Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss auch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.
"Ad multos annos, Staatliche Bibliothek!"
In seinem Grußwort gestand Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, das er mit gemischten Gefühlen zu diesem Festakt gekommen sei. Frei nach dem Johannes-Prolog (Joh 1,11) formulierte er den Zwiespalt: "Er kam in sein Eigentum und sie baten ihn um ein Grußwort". Damit nahm er Bezug auf die Gründungsgeschichte der Staatlichen Bibliothek im Jahre 1816. Der Großteil der rund 90.000 Bücher stammte damals nämlich aus den Bibliotheken der Regensburger Klöster, die durch die Säkularisation dem Bayerischen Königreich zugefallen waren. Neben der Bibliothek der Benediktiner von St. Emmeram waren es auch jene der Dominikaner, Karmeliten, Augustinereremiten, Franziskanerminoriten und Kapuziner, sowie die Fürstbischöfliche Bibliothek und die Reste aus der Jesuitenbibliothek. Man müsse sich aber an diesem Abend keine Sorgen machen, so Bischof Rudolf, er komme nicht, um diese Bücher wieder einzufordern und er sei auch froh und dankbar, diese Schätze bei der Staatlichen Bibliothek Regensburg in guten Händen zu wissen.
Wenn das Christentum auch keine Buchreligion sei - "wir glauben an das fleischgewordene Wort, nicht an das buchgewordene..." - so hege man aber doch eine große Liebe zum Buch. Gerne sei er mit dabei, die Liebe zum Buch in die Herzen junger Menschen zu pflanzen und diesen auch zu zeigen, dass man in einem Buch blättern könne und nicht wischen. Mit dem Wunsch "Ad multos annos!" - "Auf viele Jahre!" schloss er sein Grußwort zum Bibliotheks-Jubiläum.
"Bibliotheken keine Papier-Gräber sondern Kulturspeicher"
Nach weiteren Grußworten von Regionalbischof Dr. Weiss und Generaldirektor Dr. Ceynowa folgte der Festvortrag des Münchner Journalisten Prof. Dr. Dr. h.c. Heribert Prantl, der zum Thema "Der diskrete Charme der Bibliotheken. Warum sie so große gesellschaftliche Bedeutung haben" sprach. Ein "Ort der Erkenntnis" sei die Staatliche Bibliothek in Regensburg für ihn als Gymnasiasten des Regental-Gymnasiums in Nittenau gewesen, wenn er diese zur Erstellung von Referaten in Deutsch und Geschichte aufgesucht habe. Der Frage "Werden Bibliotheken im digitalen Zeitalter überflüssig?", stellte er einige Fakten des weltweiten Bibliotheken-Booms entgegen: Die 10.000 bundesdeutschen Bibliotheken können jährlich rund 210 Millionen Besucher verzeichnen, Kinos 146 Millionen und Fußballstadien nur 17 Millionen. Dr. Bernhard Lübbers, Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg, hatte zum Abschluss des Festaktes, der musikalisch von den Regensburger Domspatzen stimmgewaltig umrahmt wurde, die schöne Aufgabe, zu Danken. Außerdem konnte er der Festgesellschaft das Buch "Die Geschichte der Staatlichen Bibliothek Regensburg. Von den Anfängen bis 1968" vorstellen, dass sein Amtsvorgänger Dr. Michael Drucker zum Jubiläum geschrieben hat.
Von der Königlichen zur Staatlichen Bibliothek Regensburg
Die Staatliche Bibliothek wurde im Jahre 1816 als königliche Bibliothek für den Regenkreis gegründet und setzte sich im Wesentlichen aus den Beständen aufgelöster Bibliotheken zusammen. Deren Auflösung stand im Zusammenhang des Überganges der ehemals Freien Reichsstadt Regensburg an das Königreich Bayern im Jahre 1810. Dazu zählte neben den säkularisierten Klosterbibliotheken auch die Ratsbibliothek, die evangelische Ministerialbibliothek und die Bischöfliche Bibliothek. Die rund 90.000 bibliographische Einheiten waren zuerst im Neuen Waaggebäude auf dem Haidplatz untergebracht und bezogen dann 1876 das Gebäude des ehemaligen reichsstädtischen Gymnasium Poeticum. Heute umfasst die Staatliche Bibliothek Regensburg aktuell rund 470.000 Medien und zählt damit zu den großen kulturellen Institutionen in Regensburg und der Region.