„Sprich mit mir!“ - Angebot für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind
Wie geht man mit den Kirchenaustritten zahlreicher Gläubiger um? Wie kann die Kirche diesen Menschen Gehör schenken? Und wie kann die Kirche Bedauern ausdrücken, wenn es zu Verletzungen kam? Die Kirche von Regensburg will ein Gesicht zeigen, um für alle Menschen ansprechbar zu sein. Zwar ist jeder Pfarrer Ansprechpartner für die Gläubigen in seiner Pfarrei und bietet das persönliche Gespräch immer an, leider gibt es aber bei vielen Menschen eine klare Hemmschwelle: Kaum ein Pfarreiangehöriger kommt zum Pfarrer und legt ihm seine Gründe für einen Kirchenaustritt dar.
Ruf mich an!
Johann Ammer, Pfarrer aus Pilsting und zugleich Sekretär des Priesterrats ergriff im Juli dieses Jahres die Initiative und veröffentlichte seine Mobilfunknummer, verbunden mit dem Aufruf an alle Interessierten, sich bei ihm zu melden. Einfach, um die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch zu öffnen. Die Menschen sollten sich „Luft machen können“, erzählen, was sie an der Kirche geärgert hat. Wo gab es Enttäuschungen? Gab es Differenzen mit bestimmten Vertretern der katholischen Kirche? Das Resultat: Rund 220 Anrufe erreichten Ammer in nur wenigen Wochen.
Missionarisch sein!
Seine Erkenntnisse aus den zahlreichen Gesprächen sind: Viele wollen über die Kirchensteuer sprechen, wollen wissen, wofür ihr Geld verwendet wird, würden gerne mitbestimmen, wo das Geld investiert wird. Gleichzeitig beurteilten die meisten Anrufer die Erhebung der Kirchensteuer aber für richtig und sinnvoll. Ein weiterer Themenbereich betraf das pastorale Feld: Wo treffe ich heute noch einen Geistlichen an außerhalb der Messfeier? Wie nehme ich den Pfarrer wahr und wo kann ich ihn wahrnehmen als Seelsorger, als Menschen, der über seine Berufung erzählt, von der Hoffnung, die ihn trägt?
Diese Fragestellung, erklärt Pfarrer Ammer, ist eine besondere Herausforderung für die pastorale Arbeit in der Zukunft: „Wir stellen uns dieser Aufgabe in der Diözese! Es wird überlegt, wie die Kirche verstärkt mit einer missionarischen Pastoral auf die Menschen zugehen kann. In allen Lebenssituationen wollen wir Jesus Christus, der es mit uns allen gut meint, sichtbar und für die Menschen begreifbar machen“, so Ammer.
Seminare für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind
Eine Idee, um auf die Menschen zuzugehen, die an ihrem Glauben zweifeln, die vielleicht sogar schon aus der Kirche ausgetreten sind, hatte Regionaldekan Manfred Strigl, der gleichzeitig Direktor des Exerzitienhauses Johannisthal ist: Im Dezember wird in seinem Bildungshaus erstmals ein zweitägiges Seminar für „Ausgetretene“ angeboten. „Wir wollen uns aufstellen. Wir wollen uns dem HEUTE stellen“, so Strigl. Als Pfarrer hatte er Pfarreiangehörige, die ausgetreten waren, nach einer gewissen Karenzzeit angeschrieben. Viele ließen sich daraufhin auch zu einem persönlichen Gespräch einladen.
Strigl war erstaunt und auch fasziniert von diesen Menschen, die ihm über ihr jetziges Glaubensleben erzählten, das sie außerhalb der Kirche praktizierten. Gleichzeitig schmerzte ihn der Schritt, den diese Menschen getan hatten. Das Gespräch diente nicht, die Menschen gleich zur Kirche zurückzuholen, sondern sie ernst zu nehmen und ihnen Türen zu öffnen. Vor diesem Hintergrund entschloss er sich, das aktuelle Angebot ins Leben zu rufen.
Tief im Innern trotzdem ein gläubiger Christ
„Tief im Innern trotzdem ein gläubiger Christ“ lautet der Titel des Seminarangebots. Immer wieder hört Strigl, die Menschen haben immer noch ihren Glauben aber mit der Kirche als Institution, mit verschiedenen Aspekten tun sie sich schwer. Oder: Menschen sind von Kirchenvertretern seelisch verletzt worden. Die Menschen mit all ihren Sorgen, Zweifeln und Verletzungen ernst zu nehmen und wertzuschätzen wird ein ganz wichtiger Ansatz des Kurses sein. Das Angebot richtet sich auch an Menschen, deren Glauben vollkommen weggebrochen scheint, die ihren Glauben gänzlich verloren haben.
Welche Erfahrungen, Erlebnisse, Schicksale und Anhaltspunkte gibt es für diese Entwicklung? Dort genau hinzuschauen und die Geschichten der Teilnehmer aufzunehmen, wird die Aufgabe des Teams sein, das zusammen mit Manfred Strigl den Kurs gestalten wird. Auch richtet sich das Angebot an Freunde, Ehepartner oder Angehörige, die mit der Entscheidung zum Kirchenaustritt eines Dritten in ihrem Umfeld in Konflikt geraten sind.
Das Kursangebot in Johannisthal:
Tief im Innern trotzdem ein gläubiger Christ - Kirchenaustritt und persönliche Gottesbeziehung
Der Sehnsucht nach Gottesbegegnung wollen wir nachgehen und sie stärken.
Ihre Fragen als Betroffene, auch als Angehörige, ernst nehmen, Frust hören,
Wunden anschauen... Gottes Zusage gilt allen: "Ich bin der" "Ich bin da!"
Elemente:
Bibelstelle betrachten, Kurzfilm, Austausch, Einzelgespräch nach Wunsch möglich!
Referenten:
Direktor Manfred Strigl und weitere Referenten
Termin:
Fr., 04.12.15, 19.00 Uhr (AE) bis Sa., 05.12.15, 15.00 Uhr (NK)
Kosten:
€ 59,00 - 1 ÜN / VP / EZ / Kursgebühr.
Anmeldung:
<link http: www.haus-johannisthal.de haus programm programm-details external-link-new-window>Exzerzitienhaus Johannisthal