Regensburg, 9. Januar 2025.
Die Philosophin Julie Casteigt forscht künftig an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg zur philosophischen Rezeption der Bibel im Mittelalter und ihrer Interpretation in der „longue durée“. Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, folgte der Empfehlung einer internationalen Expertenkommission und wählte Casteigt in der Ausschreibungsrunde 2024 in der Förderlinie „Distinguished Professorship“ des bayerischen Spitzenprofessurenprogramms aus. Die Professur an der UR wird vom Wissenschaftsministerium im Rahmen der Hightech Agenda Bayern über einen Zeitraum von fünf Jahren mit fünf Millionen Euro gefördert.
Professorin Dr. Julie Casteigt überzeugte die akademische Fachwelt mit ihren höchst innovativen Studien zu Meister Eckhart, Albert dem Großen und den mittelalterlichen Kommentaren zum Johannesevangelium, in denen sie bahnbrechende Ansätze für ein neues Verständnis dieser Texte vorlegte. Die Wissenschaftlerin will nun unter anderem zur Etablierung der Digital Humanities an der UR beitragen, sich in der Edition mittelalterlicher Handschriften engagieren und die neu edierten Texte mit einer digitalen Infrastruktur für die weitere Erforschung der Texte verbinden. Ein weiteres zentrales Ziel ist es, die Texte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
„Die Spitzenprofessur für Julie Casteigt ist ein herausragender Erfolg und trägt dazu bei, unsere Universität als hochattraktiven Forschungsstandort in den Netzwerken und Kooperationsstrukturen des internationalen Wissenschaftsaustauschs zu stärken“, freut sich Universitätspräsident Professor Dr. Udo Hebel.
Die Forscherin wurde mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen und Auszeichnungen in Deutschland, Frankreich und Österreich geehrt, darunter der interdisziplinäre und internationale Friedrich Wilhelm Bessel-Preises der Alexander von Humboldt-Stiftung. Vor Regensburg forschte und lehrte Julie Casteigt u. a. an Universitäten und Forschungszentren in Toulouse, Paris, Freiburg und Gotha/Erfurt.
Julie Casteigt schlägt interdisziplinäre und diachronische Brücken zwischen Theologie und Philosophie sowie zwischen mittelalterlichem und zeitgenössischem Denken. In ihrer Zusatzqualifikation in Theologie, die sie zur Defensio ihrer kanonischen Doktorarbeit am Centre Sèvres – Facultés jésuites de Paris 2023 führte, analysiert sie die Trinitätslehre Alberts des Großen mit Berücksichtigung moderner philosophischer und theologischer Positionen - insbesondere der Sprachphilosophie Walter Benjamins. Fachkolleginnen und Fachkollegen schätzen an Julie Casteigt neben ihrer philosophischen, theologiesystematischen und exegetischen Fachkompetenz ihre außerordentliche Dynamik, Spontaneität und Kreativität von diskursivem und intuitivem Denken.
An der Fakultät für Katholische Theologie freut man sich über die Spitzenprofessur für die international renommierte Wissenschaftlerin. Dekanin Professorin Dr. Ute Leimgruber schätzt die beeindruckenden Forschungsleistungen ihrer engagierten Kollegin: „Wir sind stolz, dass wir mit Julie Casteigt eine der weltweit besten Forscherinnen auf ihrem Gebiet für unsere Fakultät gewinnen konnten. Es freut uns außerordentlich, dass erstmals eine Theologin und Philosophin in das bayerische Spitzenprofessurenprogramm berufen wurde.“ Sie werde den Forschungen zur Philosophie des Mittelalters und der Bedeutung der Theologie an staatlichen Universitäten einen enormen Schub verleihen, ist Leimgruber sicher: „Unsere Fakultät ist bereits ein Leuchtturm exzellenter Forschungsleistungen, der mit der Berufung von Professorin Casteigt in Zukunft noch heller strahlen wird“. Bereits im vergangenen Oktober traf sie Bischof Dr. Voderholzer.
Casteigts Forschung fügt sich an der UR perfekt in die Dynamik der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kolleg-Forschungsgruppe Beyond Canon_ und den Forschungsschwerpunkt zur Bibel und ihrer Rezeption der UR-Fakultät für Katholische Theologie ein. Inhaltliche und strukturbildende Synergieeffekte lassen sich in gemeinschaftlichen Projekten mit dem interdisziplinären Forum Mittelalter der UR und dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkolleg 2337 Metropolität in der Vormoderne sowie dem UR Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS) und der Fakultät für Informatik und Data Science erwarten.
Text: Universität Regensburg
(mw)