News Bild „Solidarität und Ethik im Gesundheitswesen“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller spricht beim Herbstforum 2008 der AOK

„Solidarität und Ethik im Gesundheitswesen“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller spricht beim Herbstforum 2008 der AOK

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Im Rahmen des Herbstforums 2008 der AOK, das heuer unter dem Motto „125 Jahre Gesetzliche Krankenversicherung“ im Schloss Spindlhof in Regenstauf stattfand, sprach Bischof Gerhard Ludwig Müller als Festredner zum Thema „Solidarität und Ethik im Gesundheitswesen“.

In seinem Festvortrag erläuterte der Regensburger Oberhirte, dass es wie bei kaum einem anderem Thema beim Gesundheitswesen um das Wohl und Wehe des Menschen ginge. Kaum etwas berühre den Menschen auch emotional mehr als seine Gesundheit. Gerate die eigene Gesundheit aus dem Lot, werde Gesundheit zu einem zentralen Thema, da das eigene Leben dadurch tangiert werde.

Leben sei für die meisten nichts anderes als das, was sich definieren, also abgrenzen lasse durch das Datum der Geburt und des Todes. Gerade hier habe das Christentum anderes und größeres zu sagen, denn das Leben sei in erster Linie ein Geschenk Gottes. Gerade die kirchliche Sorge um den Menschen sei immer eine umfassende Sorge gewesen, die versuche, den Menschen in seinem Geheimnis, welches in das Göttliche hineinreicht, zu sehen.
Als Theologe über Solidarität und Ethik im Gesundheitswesen Aussagen zu treffen, gehe nicht ohne Verweis auf die Tradition der katholischen Soziallehre, die heute als Instrument von höchst politischer und gesellschaftlicher Relevanz zähle. In ihrem Mittelpunkt stünden die drei Eckpunkte Personalität, Subsidiarität und Solidarität, betonte Bischof Gerhard Ludwig Müller.

„Solidarität ist wesentliches Fundament unserer sozialen Sicherungssysteme. Unsere Sozialsysteme leben davon, dass die Gemeinschaft die Risiken jedes einzelnen absichert. Das ist die Errungenschaft, die auf eine inzwischen 125jährige Erfolgsgeschichte verweisen kann. Dies darf nicht gefährdet werden. Art und Umfang medizinischer und pflegerischer Versorgung darf nicht von der Finanzkraft des Patienten abhängig werden.

An die Stelle der Solidargemeinschaft sollte hier aber auch nicht der Staat treten“, hob Bischof Müller hervor. Gleichzeitig gelte aber auch umgekehrt, dass Solidarität nur dort entstehen könne, wo der Einzelne nicht nur diese in Anspruch nehme, sondern seinen eigenen Anteil dafür erbringe. Die eigene Vorsorge dazu beginne dabei bereits mit einem gesunden Lebensstil.

In einem Text der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2003 hieße es, dass im Zentrum aller Bemühungen des Gesundheitssystems und auch aller Überlegungen zu seiner Reform, die Sorge um den kranken Menschen stehen müsse, so Bischof Gerhard Ludwig Müller weiter. Diese Sorge müsse auch ausdrücklich bereits dem ungeborenen Leben gelten aber auch dem zu Ende gehenden. Denn das Leben sei ein Geschenk Gottes. Der Mensch sei der Verfügbarkeit des Menschen entzogen. Alles andere sei ein unerträglicher Gedanke, insbesondere dann, wenn gar noch wirtschaftliche Aspekte ins Feld geführt würden.

Richard Deml, Direktor der AOK Regensburg, bedankte sich bereits zu Beginn der Veranstaltung für das Kommen des Regensburger Oberhirten sowie allen anderen Anwesenden und schlug in seiner Eröffnungsrede eine Brücke von den Anfängen der deutschen Krankenversicherung mit dem 1883 vom Berliner Reichstag verabschiedeten „Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter“, die im gleichen Jahre beschlossene Krankenversicherungspflicht für alle Arbeiter, über die Einführung der Rentenversicherung im Jahre 1889 bis hin zur Gegenwart und hob dabei hervor, dass Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme weltweit habe. Dafür, so Direktor Deml abschließend, könne man heute dankbar sein, für 125 Jahre Sicherheit und Solidarität.(jas)

Im Anschluss lesen Sie den vollständigen Festvortrag von Bischof Gerhard Ludwig Müller



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